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Pater Hamel: Ergreifender Bericht eines Überlebenden

Der 92-Jährige Guy Coponet war von Pater Hamels Mördern durch mehrere Messerstiche schwerverletzt worden. Im Prozess um die Hintermänner sagte der gläubige Katholik vor dem Schwurgericht aus.
Erinnerung an den ermordeten Pater Jacques Hamel
Foto: Michael Bunel / Le Pictorium via www.imago-images.de (www.imago-images.de)

Die französische Tageszeitung „Le Figaro“ berichtet über den Fortgang des Prozesses um den tödlichen Angriff der beiden Terroristen Kermiche und Petitjean auf Pater Jacques Hamel. „Heilige Maria, Mutter Gottes, bitte für uns arme Sünder jetzt und in der Stunde unseres Todes“. Dies waren die Worte, die der heute 92 Jahre alte Guy Coponet, der bei dem Mord an Pater Hamel von einem der islamistischen Terroristen schwerverletzt wurde, bei dem Attentat betete und gestern bei seiner Zeugenaussage in dem stillen Verhandlungssaal noch einmal vorbrachte. Am Donnerstag, dem vierten Prozesstag um das Attentat vom 26. Juli 2016 in der Kirche von Saint-Étienne-du-Rouvray, schildert der Pfarrangehörige den Moment, in dem die Polizei eintraf – und er sich zwischen Leben und Tod wähnte: „Ich beendete mein Gebet zu Maria, als sich eine Tür öffnete“. Es sei Zeit gewesen, „dass sie kamen“.

Gezwungen, den Angriff auf Hamel zu filmen

Wenige Minuten früher habe Coponet den Anwesenden bei der Verhandlung diesen grauenvollen Julimorgen bildhaft vor Augen geführt. Denn Coponet ist selbst der Mann, „der von Adel Kermiche gezwungen wurde, den Angriff auf ‚Pater Jacques‘ zu filmen, bevor er selbst attackiert wurde“, schreibt der Figaro. „Sie haben mir ein Gerät zur Aufzeichnung in die Hand gedrückt, mich gepackt und in die erste Bankreihe gesetzt“, gab Coponet zu Protokoll. Dann habe der Priester gerufen: „Satan, weiche!“ und seinen Aggressor mit den Füßen fortgestoßen, der erneut angesetzt und ihn mit Messerstichen angegriffen habe. Der Zeuge habe gesehen, wie Pater Hamel Blut spuckteund sich nicht mehr bewegte: „Es war zu Ende mit ihm“. 

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Dann sei Petitjean, „der Kerl“, der etwas in der Hand hielt, auf ihn zugekommen. Coponet sagte zu ihm: „Willst du deinen Großvater töten?“ Er bekam Messerstiche in Rücken, Arm und Gurgel und sei dann von dem Terroristen auf den Boden gestoßen worden. „Ich habe das Blut gespürt, ich habe die Kehle zusammengepresst, zusammengepresst. Ich sagte mir: ‚Wenn du dich bewegst, wird er dich fertigmachen‘“.

Der Vorsitzende wollte von Guy Coponet wissen, was er sich von diesem Prozess erwarte. Sein Traum sei, „dass diejenigen, die die Befehle gaben, dass diejenigen, die jene ausbildeten, die gekommen waren, all die um Verzeihung bitten, denen sie wehgetan haben“.

Das Martyrium ist noch immer nicht zu Ende

Der als Zivilkläger vor Gericht auftretende Erzbischof von Rouen, Dominique Lebrun, sagte am Donnerstag ebenfalls aus. Laut Figaro habe der 65-Jährige betont, dass es zwei Dinge gebe, die er nur schwer ertragen könne. Zunächst habe er Schwierigkeiten mit der Aussage: „Das Martyrium ist schön“. Darauf antworte er: „Das Martyrium – das ist Leiden, und es ist noch immer nicht zu Ende, wie wir am heutigen Donnerstag [bei den Anhörungen der Familien Coponet und Hamel] gehört haben. Jacques Hamel hat gelitten und ich denke an all die, die durch Gewalt umgekommen sind“. Ferner könne Erzbischof Lebrun nur schwer ertragen, dass man ebenfalls von Märtyrern spreche, „die sich in die Luft sprengen. Ein Märtyrer steht im Dienst des Lebens, er lehnt es ab, auf Gewalt mit Gewalt zu antworten. Er entscheidet sich für das Leben und nicht für den Tod“. Der Prälat fragt sich: „Wie kann ein Gläubiger denken, dass Gott erfreut sei, wenn ich in seinem Namen töte?“  DT/ks

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