Am vergangenen Samstag hatten sich nach dem Aufruf von fünf katholischen Pfarreien des 20. Arrondissements sowie der Pariser Diözese etwa 300 Gläubige – Familien mit Kinderwagen, ältere Personen, junge Pfadfinder - versammelt, um der Ermordung von 50 „Geiseln“, darunter auch viele Ordensleute, während der Pariser Commune Ende Mai 1871 durch militante und antiklerikale Atheisten zu gedenken. Auch der damalige Oberhirte von Paris, Erzbischof George Darboy, gab sein Leben für seine Herde.
Auf Wallfahrt
In einem Beitrag für den französischen Figaro zeigt sich der Erzbischof von Paris, Michel Aupetit, entrüstet über die jüngsten Attacken. Die Katholiken, hatten sich, so der Pariser Oberhirte, unter strikter Beachtung der Gesetze versammelt, nachdem sie ihren Marsch durch das 20. Arrondissement bei den Behörden angemeldet hatten: „Sie hatten sich nicht versammelt, um zu demonstrieren, noch um Sonderrechte zu fordern. Sie sind auf Wallfahrt zur Kirche Notre-Dame-des-Otages [im Osten von Paris in der Nähe des Friedhofs Père Lachaise gelegen] gegangen, um ihre Pflicht zu erfüllen, ihre Märtyrer zu ehren und deren Fürsprache zu erbitten“. Der Akt des Gedenkens sei die Garantie für die Hoffnung eines Volkes. „Das Blut der Märtyrer ist der Samen der [für neue] Christen“, habe einst Tertullian geäußert. Dieses Blut sei das Zeichen der höchsten Freiheit - dafür, zu bezeugen, dass die Treue zum auferstandenen Christus ein höheres Gut als unser Ansehen, unsere Sicherheit oder sogar unser eigenes Leben sei.
Blinde Gewalt
„Die blinde Gewalt, die diese Pilger seitens der „Antifa‘ erlitten“, fährt Michel Aupetit weiter fort, „ist in einem Rechtsstaat absolut inakzeptabel. Man könnte darüber hinaus die Gleichsetzung mit dem ‚Faschismus‘ von Gemeindemitgliedern ‚aus allen Stämmen und Sprachen, aus allen Nationen und Völkern‘ (Offenbarung 5,9), die aus Arbeitervierteln stammen und friedlich singen und beten, hinterfragen“. Für die Sicherheit des gesamten Pilgerweges seien nur zwei Polizisten eingeplant gewesen. Der Erzbischof danke ihnen für den von ihnen bewiesenen Mut: „Die Sicherheit dieses Marsches der Katholiken war offensichtlich nicht die Priorität der Behörden, die an diesem Tag sehr viele Demonstrationen kontrollieren sollten. Wir haben mit den zuständigen Behörden Kontakt aufgenommen, um in einem deutlichen Gespräch und einer nötigen Klarstellung ein Fazit aus diesem bedauernswerten Geschehen zu ziehen“.
Keine Privilegien
Die Katholiken beanspruchten, so betont der Pariser Oberhirte weiter, „keine besonderen Privilegien. Wir fordern einfach eine Gleichbehandlung gegenüber den anderen Religionen und Gemeinschaften in Bezug auf den Schutz von Personen sowie das Recht, unseren Glauben in der Öffentlichkeit zu artikulieren, wie es uns von unserer laizistischen Republik gestattet wird“. Als Katholiken „fordern wir einfach nur, dies im Frieden tun zu können“ unter dem Schutz „eines Rechtsstaats, der die volle Freiheit der Religionsausübung und den Schutz aller seiner Bürger garantiert“. DT/ks
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