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Nigerias Christen uneins über mögliche US-Militärhilfe

US-Eingriff zum Schutz der Christen? Warnt der katholische Erzbischof Ignatius Kaigama vor einer ausländischen Intervention, so hoffen andere durchaus auf Unterstützung von außen.
Ignatius Kaigama
Foto: imago stock&people | Hat angesichts einer möglichen US-Intervention zum Schutz der nigerianischen Christen Bedenken: Erzbischof Ignatius Kaigama.

Die jüngste Ankündigung aus Washington, „alle Optionen“ zum Schutz der verfolgten Christen in Nigeria zu prüfen, hat in den Kirchen des Landes kontroverse Reaktionen ausgelöst. Der katholische Erzbischof von Abuja, Ignatius Ayau Kaigama, lehnte eine militärische Einmischung entschieden ab. Wie das Hilfswerk missio Aachen berichtet, forderte er die USA auf, wirksame diplomatische Mittel einzusetzen, um Nigerias Sicherheitsarchitektur zu reformieren. Kaigama warnte demnach, ein militärisches Eingreifen könnte das fragile Verhältnis zwischen Christen und Muslimen im Land weiter belasten: „Frieden kann nicht von außen kommen, sondern nur aus einem aufrichtigen Willen zum Dialog und zur Gerechtigkeit im eigenen Land.“

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Doch nicht alle Christen teilen diese Sicht. In besonders betroffenen Regionen wie dem Bundesstaat Benue, wo wiederholt Dörfer und Kirchen angegriffen werden, wächst die Verzweiflung. Orazagas Sov, Mitglied einer evangelikalen Gemeinde, sagte gegenüber „The Catholic Herald“: „Täglich werden Christen von Fulani-Dschihadisten getötet und die Regierung tut nichts. Trump sollte uns dringend Hilfe schicken.“ Auch andere Zeugen aus Nigeria zitiert die Zeitung: So berichtet Tersoo Anjila aus Benue von Tausenden von Christen, die bei Überfällen getötet wurden. Vor rund fünf Monaten seien über 300 Menschen von Fulani-Terroristen massakriert worden. Sie sieht die Angriffe als Teil eines „Dschihad“ und unterstützt jede Intervention, die dem ein Ende bereitet. Anjila berichtete zudem von einer Reise nach Mbula im Bundesstaat Adamawa, wo viele Einheimische aufgrund muslimischer Dominanz bedroht seien. Die Christen im „Middle Belt“ und im Norden Nigerias, wo Boko Haram aktiv ist, würden systematisch verfolgt, und in manchen Gemeinden müssten Menschen Schutzgelder an Terrorgruppen zahlen.

Laut Open Doors war Nigeria 2024 das Land mit der höchsten Zahl an getöteten Christen aufgrund ihres Glaubens. In diesem Jahr wurden 3100 Christen getötet und 2830 entführt. Allerdings bleibt die Sicherheitslage der Christen in Nigeria komplex: Neben islamistischen Terrorgruppen wie Boko Haram und ISWA gibt es lang andauernde Konflikte zwischen meist muslimischen Viehnomaden und meist christlichen Bauern um Ressourcen. Kriminelle Banden sorgen außerdem für Entführungen, von denen auch Kirchenangehörige betroffen sind.

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