Der Oberbürgermeister von Münster, Markus Lewe (CDU), hat öffentlichkeitswirksam seinen Austritt aus dem Kolpingwerk angekündigt. Er ist nicht mit der aus seiner Sicht überzogenen Kritik des Verbandes am migrationspolitischen Kurs der CDU einverstanden. Was denkt man bei Kolping dazu?
Die „Tagespost“ hat eine Anfrage an das Kolpingwerk gerichtet. In seiner Antwort geht der Verband nicht konkret auf den Fall ein, sondern führt Allgemeinplätze an. „Entsprechend unserem christlichen und demokratischen Selbstverständnis treten wir extremistischem Gedankengut – in welcher Form auch immer – entgegen. Eine gleichzeitige Mitgliedschaft im Kolpingwerk Deutschland und der AfD ist daher unvereinbar“, heißt es in der Stellungnahme gegenüber dieser Zeitung. Der zweite Satz findet sich ungefähr so auch in dem Positionspapier vom 31. Januar, in welchem der Kolping-Verband das Verhalten der Union im Bundestag anprangert. Die Union hatte mit Hilfe der AfD einen Entschließungsantrag zur Verschärfung des Asylrechts durchgebracht.
Gesellschaftspolitische Fragen kontrovers diskutieren
Es sei die Konsequenz ihrer basisdemokratischen Struktur, gesellschaftspolitische Fragen innerhalb des Verbandes kontrovers zu diskutieren. Das gelte auch für die Frage, ob man das Einbringen von Anträgen und Gesetzen in den Bundestag, die nur mit Unterstützung der in Teilen rechtsextremen und verfassungswidrigen AfD zustande kommen können, bereits als indirekte Zusammenarbeit verstehen könne, so der Kolping-Verband weiter gegenüber dieser Zeitung.
„Zu diesen und vielen weiteren gesellschaftspolitischen Themen stehen wir mit den unserem Verband angehörenden Abgeordneten auf Bundes- und Landesebene in ständigem offenem Austausch“, erklärt der Verband weiter wörtlich und ergänzt: „Dabei pflegen wir stets einen konstruktiven Dialog, den wir gerade in Zeiten wachsender gesellschaftlicher Spannungen als unverzichtbaren zivilgesellschaftlichen Beitrag zu unserer Demokratie verstehen. Dieses zivilgesellschaftliche Engagement entspricht unserem Leitbild und wird von unseren Mitgliedern geteilt.“ Und deshalb, trotz des Austritts Lewes, eines prominenten Mitgliedes, verzeichne der Kolping-Verband „aktuell keine ungewohnten Austrittsreaktionen“.
Das Bundespräsidium des Kolpingwerkes hat im Zusammenhang mit der Migrationspolitik gefordert, dass eine Neuregelung aus dem Wahlkampf herauszuhalten ist und nach den Versäumnissen der vergangenen Jahre eines Verständigungsprozesses aller demokratischen Kräfte bedürfe, bei dem Menschenwürde und Menschenrechten sowie alle nationalen wie internationalen Normen in erforderlicher Tiefe gewürdigt werden. DT/elih
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