Die AfD-Parteispitze mag nun auf Ruhe hoffen, doch im Polit-Drama um ihren Spitzenkandidaten für die Europawahl, Maximilian Krah, ist der letzte Vorhang noch nicht gefallen. Sein Rückzug aus dem Bundesvorstand und der Verzicht auf weitere öffentliche Auftritte im Wahlkampf war wohl die Folge von massivem Unmut in der AfD-Spitze. Die Kritik von Marine Le Pen und ihrem RN tat ihr Übriges. Die Isolierung innerhalb des deutschen Politik-Betriebes kann die AfD im Sinne ihrer Opfer-Erzählung für ihre Kampagnen ausschlachten. Wenn ihr nun aber selbst unter ihren rechten Bündnisgenossen der Paria-Status droht, sieht es schon anders aus.
Seinen Rückzug verkauft er als Dienst an der Partei
Es ist aus Sicht der Parteiführung nachvollziehbar, dass sie nun so agiert. Aber Krah ist nicht weg. Er steht weiter auf Platz eins der Liste und wird in das Europaparlament einziehen. Seinen Rückzug verkauft er schon jetzt als Dienst an der Partei. Und seine Truppen stehen. Das zeigte schon gestern ein Blick in die sozialen Netzwerke. Dort wird munter an einer Dolchstoß-Legende gestrickt. Die Parteispitze erscheint hier als der böse Hagen, der dem strahlenden Siegfried den Speer von hinten in den Rücken stößt.
Dieser Siegfried wird aber nicht von der Bühne abtreten. Denn er hat, wenn man so will, im Drachenblut gebadet: Ihn immunisiert die grenzenlose Solidarität seiner Kernanhänger, die lieber in ihrer eigenen Parteiführung Verräter erkennen wollen, als mit ihrem Helden zu brechen. Das Drama ist nicht zu Ende, es steht an einem Wendepunkt. Zum Schluss könnten Tote von der Bühne getragen werden, zum Beispiel die AfD in ihrer bisherigen Form.
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