Der Schulstart nach den Sommerferien verspricht eine dauerhafte Zitterpartie für Schüler, Eltern und Lehrer. Beispiel Nordrhein-Westfalen: Mehr als 30 Schulen mussten Medienberichten zufolge schon wenige Tage nach Beginn des Unterrichts teilweise schließen, vier Schulen traf es mit voller Wucht: Sie verriegelten ihre Tore wegen Corona komplett.
Gegenseitige Vorwürfe
Mitten im August nähert sich die Betriebstemperatur zwischen Eltern und Lehrer der Frostgrenze: Gegenseitige Schuldzuweisungen und Vorwürfe dürften sich wie ein basso continuo durch den Schulbetrieb der nächsten Monate ziehen. Den einen geht die Digitalisierung des Unterrichts nicht rasch genug voran, die anderen fürchten um ihre Gesundheit und verweisen auf rücksichtslose Urlaubsheimkehrer aus Risikogebieten, die ihre Kinder in die Schule schicken, noch ehe das Testergebnis vorliegt.
Schulministerien und Gesundheitsämter sind die zweite Kampffront in diesem Spiel. Dass die Einschulung mancherorts ausfiel, wird da fast zur Nebensache. Wie in diesem Klima der Verunsicherung und der blank liegenden Nerven gute Lernergebnisse erzielt werden sollen, bleibt schleierhaft. Über Alternativen zum klassischen Schulbetrieb nachzudenken galt in Deutschland zwar lange als verpönt. Homeschooling ist beim Gesetzgeber unerwünscht.
Homeschooling als Alternative
Allerdings hat Corona die Standardargumente der Homeschooling-Gegner wie Eis in der Sonne schmelzen lassen: Ob soziale Kompetenz und das Einfügen in die Gruppe, der Austausch mit anderen Weltanschauungen und gruppenbezogene Lernmethoden, die homeschoolende Eltern ihren Kindern angeblich vorenthalten, sich nun im Corona-Schulalltag bewähren? Ein Fragezeichen ist auch angebracht mit Blick auf die Kinder: Ergeht es allen, die nun unter Aufsicht ihrer Eltern lernen, damit tatsächlich schlechter? Und leiden die Leistungen schwacher Schüler unter dem Lernen in häuslichen Kleingruppen tatsächlich mehr nach der staatlich verordneten Versetzung, mit der der Grimm der Eltern fürs erste beschwichtigt wurde?
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