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Kinder- und Jugendmediziner warnen vor Cannabislegalisierung

Kinder- und jugendpsychiatrische Fachgesellschaften und Verbände Deutschlands weisen auf die Risiken der geplanten Cannabislegalisierung hin. Legalisierung in Verbindung mit Jugendschutz sei eine Illusion.
Cannabiskonsum
Foto: Fabian Sommer (dpa) | Eine Person zündet sich einen Joint an. In Ländern, in denen Cannabis auf legaler Basis erworben werden kann, hat sich die Absicht, die Legalisierung mit dem bestmöglichen Jugendschutz zu verbinden, als Illusion ...

Die Fachverbände der Kinder- und Jugendpsychiatrie und -medizin widersprechen der Auffassung der Ampel-Koalition, eine kontrollierte Abgabe von Cannabis an Erwachsene zu Genusszwecken in lizenzierten Geschäften stelle den Jugendschutz sicher. In Ländern, in denen Cannabis auf legaler Basis erworben werden kann, habe sich die Absicht, die Legalisierung mit dem bestmöglichen Jugendschutz zu verbinden, als Illusion erwiesen, heißt es in einer gerade veröffentlichten Stellungnahme. Die Fachverbände der Kinder- und Jugendpsychiatrie und -medizin verweisen auf Studien aus den USA, die belegen, dass eine Legalisierung von Cannabis für volljährige Personen auch mit einem starken Zuwachs beim Cannabismissbrauch und -abhängigkeiten bei jungen Menschen einhergeht.

Legalisierung verharmlost gesundheitliche Gefahren

„Die Legalisierung verharmlost auch die gesundheitlichen Gefahren, negativen Folgen und Langzeiteffekte des Cannabiskonsums auf die altersgerechte physische und psychische Entwicklung von Kindern und Jugendlichen“, warnen die Ärzte. Das Abhängigkeitspotential sei für Jugendliche besonders hoch, wie auch eine vom Bundesministerium für Gesundheit in Auftrag gegebene Studie von 2019 zeigen.

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Weiterhin sei der Zusammenhang zwischen Cannabiskonsum und psychischen Störungen sehr gut belegt: „Bei vulnerablen Personen besteht ein dosisabhängiger Zusammenhang mit depressiven Störungen, Suizidalität, bipolaren Störungen, Angsterkrankungen sowie zusätzlichem Missbrauch von Alkohol und anderen illegalen Drogen. Cannabiskonsum kann bei ansonsten unauffälligen Menschen mit einer bestimmten genetischen Disposition Psychosen auslösen und den Verlauf schizophrener Psychosen deutlich verschlechtern.“ Auch fänden sich unter Cannabis konsumierenden Kindern und Jugendlichen im Vergleich zu Nicht-Konsumenten mehr Schulabbrecher und schlechtere Bildungsabschlüsse. 

Suchtprävention nur mit strikter Angebotsreduzierung

Suchtprävention, so laute die Erfahrung, funktioniere nur mithilfe einer strikten Angebotsreduzierung. Allein auf Verhaltensprävention seitens der Konsumenten zu setzen habe sich hingegen als kaum wirksam herausgestellt. Daher, so der Appel, solle die in der Vergangenheit erfolgreiche Programmatik der deutschen Cannabispolitik mit den vier Säulen Prävention, Hilfen, Schadensminimierung und Angebotsreduzierung fortgeschrieben werden. Die Fachverbände fordern eine Intensivierung der Aufklärung über Gesundheitsgefahren und Resilienzförderung im Kindes- und Jugendalter, um das Risikobewusstsein junger Menschen zu schärfen.  DT/fha

Lesen Sie ausführliche Hintergründe in der kommenden Ausgabe der Tagespost.

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