Europarat

Kampagne des Europarates zum Hidschab gestoppt

In Anzeigen des Europarates wird der Hidschab als „Entscheidung“ und „Menschenrecht“ beworben. Der Kampagne wird vorgeworfen, die muslimische Verschleierung zu fördern. Nun wurde die Werbung zurückgezogen.
Hidschab Varianten in einer Ausstellung
Foto: Christophe Gateau (dpa) | Verschiedene Varianten des Hidschab in einer Ausstellung.

Auf einer der Werbeanzeigen, die „die Schönheit in der Diversität“ und „die Freiheit im islamischen Schleier“ zelebriert, ist zu lesen: „Wie langweilig wäre die Welt, wenn jeder gleich aussähe?“, wie der Figaro berichtet. Zugleich würden jedoch in manchen muslimischen Ländern Frauen verfolgt, weil sie sich von der Verschleierung emanzipieren wollten, schreibt die Zeitung. Eine weitere Anzeige hebe hervor: „Mein Schleier, meine Entscheidung“.

Lesen Sie auch:

Kampagne zurückgezogen

Der Europarat (der von dem Europäischen Rat als Gremium der Staats- und Regierungschefs der Europäischen Union zu unterscheiden ist) befasst sich mit Menschenrechten, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit. Auf seiner Webseite lancierte er vor einer Woche eine Anzeigenkampagne, die er nun nach heftigen Kontroversen in Frankreich wieder zurückgezogen hat.

Die Werbung für mehr Diversität umfasste laut Figaro mehrere Dutzend Anzeigen auf Englisch, die im Rahmen einer Werbekampagne auch auf den sozialen Netzwerken veröffentlicht wurden und – so der Werbetext – darauf abzielte, „gegen antimuslimische Hassreden zu kämpfen“. Die Kampagne sei von der Europäischen Union über deren Programm „Rights, Equality and Citizenship“ mitfinanziert worden. Dieses Programm, das für den Zeitraum von 2014 bis 2020 mit 439 Millionen Euro ausgestattet ist, soll laut Satzung dazu beitragen, „die Gleichheit und die Rechte von Personen, wie sie im Vertrag, in der Charta und den internationalen Konventionen der Menschenrechte eingetragen sind, gefördert, geschützt und tatsächlich umgesetzt werden“.

Leugnung der Realität

Hidschab
Foto: Europarat | Werbekampagne des Europarates für den Hidschab.

Dem Figaro zufolge reagierte der Philosoph und Europa-Abgeordnete der französischen Republikaner, François-Xavier Bellamy, auf die Werbung mit den Worten: „Wie kann der Europarat verkünden, dass ‚die Freiheit im Hidschab‘ ist, wenn so viele Frauen auf der Welt und sogar in Europa bedroht oder verfolgt werden, sobald sie versuchen, den Schleier abzulegen?“ Bellamy zeige sich beunruhigt, so der Figaro weiter, über ein „Entgegenkommen, das an die Leugnung der Realität grenzt“. Denn „wenn der Europarat Werbung für den muslimischen Schleier macht“, sei das „eine Leugnung unserer jüdisch-christlichen Wurzeln und unserer Zivilisation“, schrieb auch Éric Ciotti auf Twitter, Kandidat der Republikaner für die Präsidentschaftswahl 2022.

Das ist Werbung

Auch die sozialistische Senatorin des Departements Oise und ehemalige Ministerin für Familien, Kinder und Frauenrechte im Kabinett Hollande, Laurence Rossignol, meldete sich dem Figaro zufolge zu Wort und sagte: „Daran zu erinnern, dass es den Frauen freistehe, den Hidschab zu tragen, ist eine Sache. Zu sagen, dass die Freiheit im Hidschab liegt, ist eine andere. Das bedeutet, für ihn Werbung zu machen“.

Auf einer der Anzeigen, die auf Instagram veröffentlicht wurden, war zu lesen, dass mit dem muslimischen Schleier „ich ich selbst sein kann, ohne mich zu verstecken“. Angesichts der lautstarken Kritik gegenüber der Werbekampagne, habe man zunächst beschlossen, die Diskussion auf Twitter zu schließen. Nun sei der Werbefeldzug laut dem französischen Nachrichtensender CNews insgesamt zurückgezogen worden. DT/ks

Die Printausgabe der Tagespost vervollständigt aktuelle Nachrichten auf die-tagespost.de mit Hintergründen und Analysen. Kostenlos erhalten Sie die aktuelle Ausgabe

Themen & Autoren
Meldung Demokratie Europäische Union Frauenrechte Menschenrechte Éric Ciotti

Weitere Artikel

Nachts brennen die Straßen, tagsüber blockieren die Gewerkschaften das Land: Emmanuel Macrons Politikstil hat sein Land in eine aussichtslose Situation gebracht.
21.03.2023, 11 Uhr
Franziska Harter
Putins hybrider Krieg erreicht das Herz der europäischen Demokratie: Das Europäische Parlament nennt Russland einen Terrorstaat und wird sogleich von Hackern attackiert.
24.11.2022, 14 Uhr
Meldung

Kirche

Der Vatikan schreibt erneut an den DBK-Vorsitzenden Bätzing und erteilt zentralen Synodalforderungen eine Absage. Der Sprecher der Bischöfe betont, im Gespräch bleiben zu wollen.
30.03.2023, 16 Uhr
Meldung
In der 22. Folge des „Katechismus-Podcasts“ der „Tagespost“ befasst sich Theologin Margarete Strauss mit der Bedeutung des Neuen Testaments, insbesondere der Evangelien.
30.03.2023, 14 Uhr
Meldung
Der Runde Tisch zum Frieden in der Ukraine, den der Ökumenische Rat der Kirchen derzeit plant, hat allzu viele scharfe Ecken.
31.03.2023, 07 Uhr
Stephan Baier