In Syrien kommt es seit Donnerstag zu schweren Gefechten zwischen aufständischen Anhängern des früheren Assad-Regimes und den Verbänden der aktuellen syrischen Übergangsregierung. Die Rede ist von rund 250 Todesopfern auf beiden Seiten, darunter sind auch viele Zivilisten. Die militärischen Auseinandersetzungen konzentrierten sich auf die am Mittelmeer liegende Region von Latakia, wo besonders viele Alawiten leben. Dieser schiitischen Splittergruppe gehörte auch der Assad-Clan an, der das Land 54 Jahre lang mit harter Hand regierte.
Die Eskalation begann offenbar mit alawitschen Angriffen auf Sicherheitszentren und Kontrollpunkte in Dörfern und Städten rund um Latakia und Tartus unter der Führung von Brigadegeneral Ghiath Dala, der früher zur Republikanischen Garde unter Maher al-Assad, dem Bruder von Ex-Präsident Bashar al-Assad, gehörte. Daraufhin sollen Streitkräfte der Übergangsregierung mutmaßlich zusammen mit ausländischen Kämpfern die alawitschen Gebiete angegriffen haben. Die Rede ist auch von Racheakten an alawitischen Zivilisten. Laut einem Experten, der selbst syrischer Katholik ist, ließen sich Berichte über Massaker an der christlichen Minderheit bisher nicht verifizieren.
Nach Angaben von Rami Abdul Rahman, dem Leiter der „Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte“ in London, wurden 162 alawitsche Zivilisten auf grausame Weise hingerichtet. Der aktuelle Präsident Syriens, Ahmed al-Sharaa, versprach in einer Ansprache am Freitag, den Aufstand mit Gewalt niederzuschlagen. Gleichzeitig rief er dazu auf, alle Racheakte einzustellen und jene zur Verantwortung zu ziehen, die solche begangen haben. Laut der syrischen staatlichen Nachrichtenagentur Sana dient der Militäreinsatz an der Küste dazu, „die Überreste von Assads Milizen und deren Unterstützer“ niederzuringen. Unterdessen hat die Türkei Truppen an die syrische Grenze entsandt, insbesondere in die Nähe der kurdisch kontrollierten Gebiete im Norden Syriens. (DT/sba)
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