Würzburg

Journalist Aust beklagt Umgang des Westens mit China

Der Westen sei in der Auseinandersetzung mit China lethargisch, meint der der Herausgeber der „Welt“, Stefan Aust, im Tagespost-Interview.
Stefan Aust, Journalist und Autor
Foto: Jens Kalaene (dpa-Zentralbild) | Der Journalist und Autor Stefan Aust zum Umgang des Westens mit China: „Wir leisten uns den Luxus, mit Priorität über Genderfragen, Rassismus und die Fehler der früheren Kolonialpolitik zu diskutieren.

Der Journalist Stefan Aust beklagt im Interview mit dieser Zeitung die Lethargie des Westens in der Auseinandersetzung mit China. „Der Westen will die Welt retten, während China die Welt erobert“, sagt der Herausgeber der „Welt“ und frühere Chefredakteur des „Spiegel“ im Gespräch mit der Tagespost.

Nicht auf zu hohes moralisches Ross setzen

„Wir leisten uns den Luxus, mit Priorität über Genderfragen, Rassismus und die Fehler der früheren Kolonialpolitik zu diskutieren. Wir sind lethargisch geworden. Die einzelnen Chinesen haben aber einen Aufstiegswillen, sind unglaublich ehrgeizig, sie haben einen großen Hunger nach Wohlstand und sind bereit dafür zu arbeiten, sie sind fleißig“, so Aust.

Lesen Sie auch:

Weiter erläutert er in dem Interview die Geostrategie, nach der China verfahre: „China erkauft sich durch Wirtschaftsabkommen und Investitionen Loyalität und erzeugt so Abhängigkeit. Das sieht man besonders in Afrika.“ Den Westen mahnt Aust, sich nicht auf ein zu hohes moralisches Ross zu setzen und auf China herabzusehen. „Das Problem ist ja nicht, dass China Interessen hat, diese klar formuliert und politisch durchsetzt. Das Problem ist, dass der Westen seine Interessen nicht klar benennt und umsetzen kann. Der Westen ist zu sehr mit sich selbst beschäftigt.“

China will autark sein

Der chinesische Staats- und Parteichef Xi Jinping habe für die nächste Jahre klare Etappenziele für die chinesische Politik ausgegeben: „Xi hat den Plan ,Made in China 2025‘ proklamiert: 70 Prozent aller Halbleiter sollen bis 2025 selbst produziert werden können. Neben den internationalen Wirtschaftskreislauf soll der innerchinesische weiterentwickelt werden. China will autark sein. Schließlich: 2049 wird die Volksrepublik 100 Jahre alt, dann soll China die führende Wirtschaftsmacht der Welt sein.“

Stefan Aust hat kürzlich zusammen mit seinem Kollegen Adrian Geiges im Piper-Verlag die erste deutsche Xi Jinping-Biographie veröffentlicht (Xi Jinping – der mächtigste Mann der Welt“).  DT/sesa

Lesen Sie das komplette Interview mit Stefan Aust in der kommenden Ausgabe der Tagespost.

Themen & Autoren
Vorabmeldung Herausgeber Rassismus Stefan Aust Xi Jinping

Weitere Artikel

Kirche

Rom sorgt für erstaunliche Meldungen. Die jüngste betrifft die Versetzung des ehemaligen Papstsekretärs als „Privatmann“ nach Freiburg.
04.06.2023, 11 Uhr
Guido Horst
Die ZdK-Vorsitzende sorgt sich um die Zukunft der deutschen Kirchenreform. Doch „wortbrüchig“ sind nicht die Bischöfe, sondern diejenigen, die ihre Vollmacht nun nicht mehr anerkennen wollen.
02.06.2023, 11 Uhr
Jakob Ranke
Abbé Thomas Diradourian spricht mit der „Tagespost“ über die Zukunft der Gemeinschaft Saint Martin in Deutschland.
02.06.2023, 16 Uhr
Manuel Hoppermann
Manfred Lütz hat den Klassiker "Einführung in das Christentum" von Joseph Ratzinger in kompakter Form neu  herausgegeben.
03.06.2023, 19 Uhr
Sebastian Moll
Als Schlüsselanhänger oder Gartendeko: Engel sind populär. In der 60. Folge des Katechismuspodcasts erklärt Pfarrer Guido Rodheudt, was der Katechismus über die Boten Gottes lehrt.
03.06.2023, 14 Uhr
Meldung