Logo Johann Wilhelm Naumann Stiftung

Italienische Bischöfe verurteilen Migrationspolitik der Regierung

Die Menschlichkeit stehe auf dem Spiel, betonen italienische Geistliche angesichts der Blockadehaltung der Regierung gegenüber auf dem Mittelmeer geretteten Migranten. Italiens Innenminister Salvini verteidigt indes weiter seine Politik.
Diciotti auf dem Weg nach Sizilien
Foto: Igor Petyx (ANSA) | 12.07.2018, Italien, Trapani: Das Schiff «Diciotti» der italienischen Küstenwache mit 67 Migranten an Bord, ist auf dem Weg zum Hafen in Trapani.

Mehrere Bischöfe der katholischen Kirche in Italien haben am Wochenende die Blockaden für auf dem Mittelmeer gerettete Migranten kritisiert. Es müssten humanitäre Korridore und geregelte Zugangsmöglichkeiten geschaffen werden, forderte Ferraras Erzbischof Giancarlo Perego laut der Tageszeitung "Corriere della Sera" (Sonntag).

Aus Sicht des Patriarchen von Venedig, Francesco Moraglia, steht beim aktuellen Streit über die Aufnahme von Migranten "die Menschlichkeit, unser Menschlichbleiben" auf dem Spiel. Es bestehe die "Notwendigkeit, Gleichgültigkeit zu besiegen", zitiert die Tageszeitung "Avvenire" den Geistlichen. Mit Blick auf die Migrationsdebatte erklärte Moraglia: "Für Christen gilt das Prinzip Großherzigkeit und Legalität."

Unterdessen ist weiter unklar, wann und wo rund 450 am Wochenende von einem Holzboot im Mittelmeer gerettete Migranten von Bord gehen können. Am Sonntagnachmittag harrten sie laut italienischen Medienberichten weiter vor Sizilien auf zwei Schiffen der EU-Grenzschutzagentur Frontex und der italienischen Finanzpolizei aus. Der Nachrichtensender "Rai News 24" berichtete, die Lage der Betroffenen werde aufgrund der herrschenden Hitze und der langen Zeit auf See immer schwieriger. Einige Personen mit gesundheitlichen Problemen seien in italienische Krankenhäuser gebracht worden.

Italien fordert eine EU-weite Verteilung der Migranten. Andernfalls werde ihnen keine Einfahrt in italienische Häfen erlaubt. In Berlin kündigte eine Regierungssprecherin an, Deutschland werde 50 Migranten aufnehmen. Medienberichten zufolge erklärten sich neben Italien auch Malta und Frankreich zur Aufnahme von jeweils 50 Personen bereit.

Italiens Innenminister Matteo Salvini verteidigte derweil seine Linie in Sachen Migrationspolitik. Er hatte gefordert, die Schiffe sollten Kurs auf Malta oder Libyen nehmen. Der Politiker schrieb in einem am Sonntag vom "Corriere della Sera" veröffentlichten Brief, Italien könne nicht länger "das Flüchtlingslager Europas" sein.

DT/KAP

Themen & Autoren
Bischof Corriere della Sera Einwanderungspolitik Humanität Italienische Priester Matteo Salvini Migranten

Weitere Artikel

„Wir schaffen das.“ – das sagte Angela Merkel vor zehn Jahren. Der Satz ist symptomatisch für eine Spaltung des Landes, die bis heute anhält.
27.08.2025, 19 Uhr
Sebastian Sasse
Solidarität und Nächstenliebe, Staat und Zivilgesellschaft: Die Dilemmata der Migrationspolitik aus der Perspektive der katholischen Soziallehre.
12.06.2025, 07 Uhr
Manfred Spieker
Franziskus hat sich in einem Brief an die US-Bischöfe zur Migrationspolitik Trumps geäußert. Obwohl gut gemeint, sind die Ausführungen des Papstes unterkomplex.
28.02.2025, 07 Uhr
Bernhard Koch

Kirche

In Rom hatte Arnold Schwarzenegger seinen großen Auftritt und trifft heute mit Leo XIV. zusammen. Anlass ist eine Klima-Konferenz im Geist von Papst Franziskus.
01.10.2025, 09 Uhr
Guido Horst