Mehrere Bischöfe der katholischen Kirche in Italien haben am Wochenende die Blockaden für auf dem Mittelmeer gerettete Migranten kritisiert. Es müssten humanitäre Korridore und geregelte Zugangsmöglichkeiten geschaffen werden, forderte Ferraras Erzbischof Giancarlo Perego laut der Tageszeitung "Corriere della Sera" (Sonntag).
Aus Sicht des Patriarchen von Venedig, Francesco Moraglia, steht beim aktuellen Streit über die Aufnahme von Migranten "die Menschlichkeit, unser Menschlichbleiben" auf dem Spiel. Es bestehe die "Notwendigkeit, Gleichgültigkeit zu besiegen", zitiert die Tageszeitung "Avvenire" den Geistlichen. Mit Blick auf die Migrationsdebatte erklärte Moraglia: "Für Christen gilt das Prinzip Großherzigkeit und Legalität."
Unterdessen ist weiter unklar, wann und wo rund 450 am Wochenende von einem Holzboot im Mittelmeer gerettete Migranten von Bord gehen können. Am Sonntagnachmittag harrten sie laut italienischen Medienberichten weiter vor Sizilien auf zwei Schiffen der EU-Grenzschutzagentur Frontex und der italienischen Finanzpolizei aus. Der Nachrichtensender "Rai News 24" berichtete, die Lage der Betroffenen werde aufgrund der herrschenden Hitze und der langen Zeit auf See immer schwieriger. Einige Personen mit gesundheitlichen Problemen seien in italienische Krankenhäuser gebracht worden.
Italien fordert eine EU-weite Verteilung der Migranten. Andernfalls werde ihnen keine Einfahrt in italienische Häfen erlaubt. In Berlin kündigte eine Regierungssprecherin an, Deutschland werde 50 Migranten aufnehmen. Medienberichten zufolge erklärten sich neben Italien auch Malta und Frankreich zur Aufnahme von jeweils 50 Personen bereit.
Italiens Innenminister Matteo Salvini verteidigte derweil seine Linie in Sachen Migrationspolitik. Er hatte gefordert, die Schiffe sollten Kurs auf Malta oder Libyen nehmen. Der Politiker schrieb in einem am Sonntag vom "Corriere della Sera" veröffentlichten Brief, Italien könne nicht länger "das Flüchtlingslager Europas" sein.
DT/KAP