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Für ein Gebet verhaftet

In Großbritannien wurde eine Frau verhaftet, die vor einer Abtreibungsklinik schweigend betete. Das hat eine Welle der Empörung in den Sozialen Netzwerken ausgelöst.
Isabel Vaughan-Spruce, Lebensrechts-Aktivistin
Foto: ADF International | Verhaftet, weil sie in einer „Zensur- oder Pufferzone“ still gebetet hatte: die Lebensrechts-Aktivistin Isabel Vaughan-Spruce.

„Are you praying?“ – „Beten Sie?“, fragt ein Polizist eine Frau, die auf dem Bürgersteig vor einer Abtreibungsklinik in Birmingham steht. In einem inzwischen viral gewordenen Video kann man noch hören, wie sie antwortet: „Vielleicht bete ich in meinem Kopf.“ Nach der Aufklärung durch den Polizisten, dies sei nicht erlaubt, wird sie von einer Polizistin durchsucht und abgeführt. Begründung: Sie habe in einer „Zensur- oder Pufferzone“ viermal eine öffentliche Vorschrift verletzt.

„Das ist nicht das Großbritannien, das ich kenne“

Einige Reaktionen auf die Verhaftung am 6. Dezember von Isabel Vaughan-Spruce, der Organisatorin des Marsches für das Leben in Großbritannien, die schweigend in der Nähe einer Abtreibungseinrichtung betete, hat nun der christliche Anwaltsverein „ADF UK“ auf seiner Homepage zusammengestellt: „Das ist nicht das Großbritannien, das ich kenne“, heißt es beispielsweise auf Twitter als Antwort auf das von der Journalistin Mary Margaret Olohan geteilte Filmmaterial. Das Video wurde mehr als sechs Millionen Mal angesehen.

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Der anglikanische Priester Calvin Robinson bezeichnete die Verhaftung als „erschreckend“, und setzte hinzu: „Was ist aus uns geworden? Und das auch noch unter einer konservativen Regierung“. Später schrieb Robinson in einem weiteren Kommentar: „Unabhängig davon, wie man zur Abtreibung steht, ist das falsch“. Der ehemalige Mumford&Sons-Musiker und Spectator-Podcast-Moderator Winston Marshall erklärte ungläubig: „Verhaftet, weil sie gebetet hat, in ihrem Kopf. In England. Im Jahr 2022.“

Rundfunksprecher Darren Grimes nannte die Verhaftung „das Deprimierendste, was ich je von der Polizei erlebt habe“; der bekannte Autor Sohrab Amari twitterte: „Du hast eine Lizenz zu beten in deinem Kopf“. 

ADF kämpft gegen Zensurzonen-Gesetz

Das Mitglied des Oberhauses Lord Malcolm Pearson brachte den Fall im Parlament zur Sprache. Er fragte die Regierung, „wie sie die Verhaftung von Isabel Vaughan-Spruce durch die Polizei in Birmingham bewertet und welche Schritte sie zu unternehmen gedenkt, um sicherzustellen, dass die Rechte (1) der Religionsfreiheit und (2) der Gedankenfreiheit gewahrt werden“.

Zur Gesetzeslage erklärt ADF: Ein Gesetzentwurf sehe ein Verbot der „Beeinflussung“ im Umkreis von 150 Metern um eine Abtreibungseinrichtung vor. Die Regierung habe im Juli bei der Anhörung vor dem Obersten Gerichtshof deutlich gemacht, dass sie das Gebet in den Bereich der „Beeinflussung“ in ihrer Gesetzgebung einbeziehen werde. Die Regierung unterstütze diese Politik, obwohl der Premierminister eingeräumt habe, dass Menschenrechtsgesetze der Einrichtung von „Pufferzonen“ entgegenstehe. Der christliche Anwaltsverein führt eine „breit angelegte Kampagne zur Anfechtung der Zensurzonengesetzgebung“.

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