Logo Johann Wilhelm Naumann Stiftung Kommentar um "5 vor 12"

Es reicht!

Was von explosionsartigen Zunahme der Abtreibungen zu halten ist und warum mit der Banalisierung vorgeburtlicher Kindstötungen Schluss sein muss.
Zahl der Abtreibungen steigt massiv an
Foto: Christian Ditsch / imago-images.de | Die Zahl der Abtreibungen steigt massiv an. Hilfe statt Strafe sollte die Zahlen senken. Es gibt eine Beobachtungs- und Nachbesserungspflicht für den Gesetzgeber.

Die Zahl der in Deutschland vorgenommen vorgeburtlichen Kindstötungen steigt und steigt. Nach dem Rückgang der dem Statistischen Bundesamt gemeldeten Abtreibungen im vergangenen Jahr (– 5,4 Prozent) meldete die Wiesbadener Behörde gestern nun bereits zum dritten Mal in Folge einen massiven Anstieg der ihm gemeldeten Abtreibungen. Auch wenn sich die Zunahme der vorgeburtlichen Kindstötungen jeweils nicht auf das vorangegangene Quartal, sondern auf das Vergleichsquartal des Vorjahres bezieht, ist die Tendenz dennoch desaströs. Eine Steigerung der Abtreibungen um 4,8 Prozent im ersten, 11,5 Prozent im zweiten und nun um 16,7 Prozent im dritten Quartal muss alarmieren.

Lesen Sie auch:

Welche Auswirkungen hat die Streichung des Werbeverbots für Abtreibungen

Dass das Statistische Bundesamt ferner mitteilt, ob und wie die rasante Zunahme der Abtreibungen mit der Corona-Pandemie zusammenhänge, lasse sich anhand der Daten „nicht eindeutig“ bewerten, mag ja sein und für die Seriosität der Behörde sprechen, nur ist es damit nicht getan. Zumal die Pandemie nicht die einzige denkbare Ursache für die derzeitige Explosion der Abtreibungszahlen ist. Zu fragen wäre etwa auch: Welche Rolle spielt die Zunahme von Flüchtlingen aus der Ukraine? Und keinesfalls zuletzt: Welche Auswirkungen hat die Streichung des Werbeverbots für Abtreibungen aus dem Strafgesetzbuch?

Eingeführt wurde die bundesweite Erhebung der Abtreibungszahlen im Zuge der Reform der rechtlichen Neuregelung im Jahr 1995. Dass Bundesverfassungsgericht hatte seine zähneknirschende Zustimmung zu dem vom Gesetzgeber favorisierten Konzept „Hilfe statt Strafe“ damals an die Maßgabe gebunden, diese müsse auch tatsächlich zu einer Reduzierung der vorgeburtlichen Kindstötungen führen und ihm daher eine „Beobachtungs-“ und gegebenenfalls „Nachbesserungspflicht“ zur Auflage gemacht. Es kann also nicht sein, dass die Politik weniger wissen will, als sie könnte. Wenn die bislang erhobenen Daten keine Aussagen zu den Ursachen der Zunahme vorgeburtlicher Kindstötungen gestatten, müssen solche erhoben werden, die dies ermöglichen.

Banalisierung des Tötens ungeborener Menschen

Überhaupt ist die zunehmende Banalisierung des Tötens wehrloser und unschuldiger Menschen im Mutterleib nicht hinnehmbar. Schlimm genug, dass sie von den derzeitigen Regierungsparteien aktiv betrieben wird, die mehrheitlich Abtreibungen zu einem Bestandteil einer „verlässlichen Gesundheitsversorgung“ machen will. Schlimm genug, dass die Opposition dazu weitgehend schweigt, anstatt etwa die Streichung des Werbeverbot aus dem Strafgesetzbuch vom Bundesverfassungsgericht (Stichwort: Untermaßverbot) auch tatsächlich einmal überprüfen zu lassen.

An der Banalisierung des Tötens wehrloser und unschuldiger Menschen beteiligen sich aber auch viele Redaktionen, die der Abtreibungslobby auf den Leim gegangen sind. Denn wenn die aktuellen Zahlen eines zeigen, dann doch wohl wie geradezu absurd die monatelang gebetmühlenhaft wiederholten Klagen über das angeblich fehlende flächendeckende Netz von Abtreibungseinrichtungen ist. In Deutschland herrscht kein Mangel an Ärzten und Einrichtungen, die die Last des Tötens bereitwillig schultern.

Die Printausgabe der Tagespost vervollständigt aktuelle Nachrichten auf die-tagespost.de mit Hintergründen und Analysen.

Themen & Autoren
Stefan Rehder Bundesverfassungsgericht Corona Pandemie Kindstötung Lebensschutz Schwangerschaftsabbruch

Weitere Artikel

Kirche

Die deutschen Bischöfe werden beim Synodalen Ausschuss wohl keine kirchenrechtskonforme Lösung finden. Das Mehrheitsprinzip eröffnet einen rechtsfreien Raum.
25.04.2024, 11 Uhr
Regina Einig