Am vergangenen Samstagabend wurde ein katholischer Priester von bewaffneten Männern aus seinem Pfarrhaus in Jos entführt. Das teilte die Ordensgemeinschaft der Oblaten der Unbefleckten Jungfrau Maria (OMI) in Nigeria mit. Andere Quellen konnten diese Meldung gegenüber CNA Deutsch bislang nicht bestätigen.
Bei dem entführten Priester handelt es sich den Angaben zufolge um Pater Marcellus Nwaohuocha, den Pfarrer der Pfarrei St. Paul in Bomo in der Erzdiözese Jos im bevölkerungsreichsten Land Afrikas. Er wurde von den Angreifern nach bisheriger Nachrichtenlage am 17. Juni entführt, nachdem die Täter in das Pfarrhaus eingedrungen waren und auf seinen Wachmann geschossen hatten.
Kirche wird Reichtum unterstellt
In den letzten Jahren ist Nigeria zu einem gefährlichen Land geworden, weil sich in vielen Regionen eine regelrechte Entführungsindustrie entwickelt hat. Kriminelle bringen die katholische Kirche mit Reichtum in Verbindung und haben es daher besonders auf den Klerus abgesehen. Sie hoffen, dass die Entführungen ihnen Geld einbringen, obwohl die Bischöfe die strikte Politik verfolgen, kein Lösegeld zu zahlen.
Gezielte Entführungen
Von 2006 bis 2023 wurden landesweit 53 Priester entführt, zwölf angegriffen und 16 getötet. In den letzten siebzehn Jahren wurden 81 Priester in Nigeria Opfer von Angriffen. Dies sind die Zahlen, die die Nigerianische Bischofskonferenzen der Nachrichtenagentur Fides mitgeteilt hat. Besonders im Norden des Landes gibt es zahlreiche terroristische Bewegungen wie „Boko Haram“, aus deren Abspaltungen andere Gruppen entstanden sind, von denen die Provinz des „Islamischen Staates in Westafrika“ (ISWAP) die größte ist.
Die meisten entführten Priester wurden entweder auf der Straße oder bei Überfällen auf ihre Wohnungen entführt. Es kommt auch vor, dass Priester gezielt angesprochen und auf ihrem Weg zum Dienst entführt wurden – oft auf dem Weg zur Heiligen Messe oder auf dem Rückweg von einem Gottesdienst. DT/chp
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