Logo Johann Wilhelm Naumann Stiftung Kommentar um "5 vor 12"

Doch kein „America first“?

Der Internationalist Marco Rubio soll wohl Trumps Außenminister werden. Darf die Ukraine also weiter auf Amerika hoffen?
Marco Rubio soll wohl Trumps Außenminister werden
Foto: IMAGO/Tom Williams (www.imago-images.de) | Geht's für ihn ganz nach oben? Marco Rubio, langjähriger Senator aus Florida und 2016 noch parteiinterner Gegner im Rennen um die Präsidentschaftsnominierung, soll wohl Trumps Außenminister werden.

War all die Bedenkenhuberei verfrüht? Knapp eine Woche nachdem Donald Trump einen deutlichen Sieg bei den US-Präsidentschaftswahlen einfahren konnte, sickern die ersten Personalentscheidungen durch. Es sieht ganz danach aus, als würden im Kabinett der zweiten Trump-Regierung einige erfahrene Außenpolitiker sitzen, die bislang nicht unbedingt mit der reinen isolationistischen Lehre des Trump’schen „America first“ von sich reden machten.

Lesen Sie auch:

Der bekannteste Name: Marco Rubio, langjähriger Senator aus Florida und 2016 noch parteiinterner Gegner im Rennen um die Präsidentschaftsnominierung. Er soll wohl Trumps Außenminister werden. Das Amt des Nationalen Sicherheitsberaters soll an den ebenfalls aus Florida stammenden Kongressabgeordneten Michael Waltz gehen. Zwar sind beide Personalien noch nicht in trockenen Tüchern. Sollte es jedoch so kommen, wie mehrere US-Medien berichten, läge die Verantwortung für das Management der internationalen Kriege und Konflikte in den Händen zweier Männer, die ursprünglich dem interventionistischen Flügel der Republikaner angehören.

Falke gegenüber China und dem Iran

Sowohl Rubio wie auch Waltz bekennen sich zwar treu zu Trump. Ihre außenpolitischen Überzeugungen dürften sie aber nicht völlig über Bord werfen, wenn sie in Zukunft ein Regierungsamt ausüben sollten. Rubio gilt vor allem gegenüber China und dem Iran als Falke, in der Ukrainefrage vertrat er zudem stets den Flügel der Republikaner, die für eine fortdauernde Unterstützung des von Russland angegriffenen Landes plädierten. Der Afghanistan-Veteran Waltz wiederum diente bereits unter Neokonservativen wie Dick Cheney oder Donald Rumsfeld.

Darüber hinaus gibt es noch weitere Anzeichen, die dafür sprechen, dass Trumps Getöse, er werde den Ukrainekrieg innerhalb von 24 Stunden lösen, wie so oft reine Wahlkampfpropaganda war. Nicht zuletzt Trumps Telefonat mit Wolodymyr Selensykj kurz nach der Wahl, das beim ukrainischen Präsidenten nicht den Eindruck hinterließ, der Republikaner wolle überstürzte Friedenspläne über den Kopf der Ukraine hinweg durchsetzen.

Gleichzeitig ist, wie so oft bei Trump, Vorsicht geboten. Was Trump auch auszeichnet – zum Leidwesen seiner Gegner wie seiner Verbündeten – ist seine Unberechenbarkeit. Niemand, der in der Außenpolitik eher den klassisch-interventionistischen Kurs der „alten“ Republikaner befürwortet, sollte sich daher zu früh freuen. Dazu sind auch noch viel zu viele Konjunktive im Spiel. Allenfalls bleibt vorerst die Erkenntnis: Auch in seiner zweiten Amtszeit agiert Trump nicht im luftleeren Raum, sondern scheint von Beratern und Vertrauten umgeben, die auch die langfristigen weltpolitischen Konsequenzen seines Regierungshandelns im Blick haben.

Katholischen Journalismus stärken

Hat Ihnen dieser Artikel gefallen? Stärken Sie katholischen Journalismus!

Unterstützen Sie die Tagespost Stiftung mit Ihrer Spende.
Spenden Sie direkt. Einfach den Spendenbutton anklicken und Ihre Spendenoption auswählen:

Die Tagespost Stiftung-  Spenden

Die Printausgabe der Tagespost vervollständigt aktuelle Nachrichten auf die-tagespost.de mit Hintergründen und Analysen.

Themen & Autoren
Maximilian Lutz Donald Rumsfeld Donald Trump Richard Cheney

Weitere Artikel

War der jetzt verstorbene Ex-US-Vizepräsident Dick Cheney ein Letzter seiner Art? Er galt in seiner aktiven Zeit als harter Konservativer, mit dem Trumpismus hatte er aber nichts am Hut.
04.11.2025, 19 Uhr
Sebastian Sasse
Am kürzeren Hebel: Amerika hat derzeit keine ganzheitliche Strategie im Ringen mit Peking um die Köpfe und Herzen der Welt. Für Xi Jinping ist das willkommene Bestätigung.
10.06.2025, 16 Uhr
Alexander Görlach

Kirche

Am Samstag kommen 10.000 Gott suchende Menschen: Gebetshausgründer Johannes Hartl freut sich auf die MEHR-Konferenz. Der „Tagespost“ erzählt er, wieso.
31.12.2025, 14 Uhr
Elisabeth Hüffer
Leo XIV. ruft zum gegenseitigen Austausch auf, um auch bei Missverständnissen den Weg zur Versöhnung zu ebnen. Wir veröffentlichen eine Reihe seiner deutlichsten Appelle.
31.12.2025, 14 Uhr
Redaktion
Vom Heiligen Jahr bis zum Synodalen Ausschuss, von vakanten Bischofssitzen zu eucharistischen Initiativen: Eine kleine kirchliche Jahresbilanz und Vorschau auf 2026.
31.12.2025, 10 Uhr
Regina Einig
Für Leo XIV. durchlebt die Welt eine Phase starker Konflikte, in der viele Mächte das schüren, was Franziskus als „Dritten Weltkrieg in Stücken“ bezeichnet hat.
30.12.2025, 14 Uhr
Redaktion