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Die individuelle Freiheit endet, wo Leben und Freiheit anderer beginnen

Das Wort Reproduktionsmedizin verschleiert viel Leid. Eine Fachtagung des BVL in Berlin befasste sich aus verschiedenen Perspektiven mit dem Thema.
Marsch für das Leben 2020
Foto: Jörg Carstensen (dpa) | Vor dem Marsch die Tagung. Auch in diesem Jahr fand vor dem Marsch für das Leben wieder eine hochkarätig besetzte Fachtagung statt. Archivbild vom Marsch für das Leben 2020.

Die gestrige Fachtagung des Bundesverband Lebensrecht e.V. (BVL) am Vortag des Marsches für das Leben in Berlin beschäftigte sich aus theologischer, ethischer und gesetzlicher Perspektive detailliert mit der Reproduktionsmedizin. Dieser technische Begriff, so Alexandra Linder, BVL-Vorsitzende, in ihrer Begrüßung, verschleiere, was eigentlich dahintersteht: „Traurige Schicksale ungewollt kinderloser Paare, die künstliche Herstellung von gewünschten Kindern, die mögliche Degradierung von Menschen zu Produkten.“

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Geringer Output

Anhand vieler Beispiele und Zitate von Philosophen und Theologen verdeutlichte Peter Schallenberg, dass der Mensch viel mehr ist als seine Biologie. Unter anderem Kant habe dies eindeutig formuliert, gemäß dem der Mensch „kein Äquivalent verstatte“, nicht in Geld- oder sonstigen Werten ermessen werden könne, sondern Würde habe. Susanne Kummer, Geschäftsführerin des Wiener IMABE-Instituts, gab einen wissenschaftlichen Überblick über 50 Jahre Geschichte der künstlichen Befruchtung, die erstaunlich schnell Dinge wie Uterus-Spende, Eizellspende oder genetisch veränderte Embryonen entwickelt habe. Trotz aller Technik, Investitionen und Versuche sei es ein hoher Aufwand mit geringem Output. Die Baby-Take-Home-Rate, die bezeichnet, wie viele Kinder am Ende wirklich geboren werden und überleben, liege nach wie vor bei lediglich etwa 19 Prozent.

Aufzeichnung der Fachtagung

(Die Aufzeichnung der Tagung beginnt bei 11:15) 

Freiheit hat Grenzen

Die eigentliche klare Rechtsposition, nach der der Mensch ab der der Zeugung Mensch ist, wird vielfältig unterlaufen. Gerade entstandene Kinder werden mit Kaulquappen verglichen, in manchen Staaten kommen praktisch keine Kinder mit Down-Syndrom mehr zur Welt, was, so Paul Cullen in seinem Vortrag, eine Form der Neo-Eugenik sei. Ein vergessenes wichtiges Menschenrecht sei die Unverfügbarkeit jedes Menschen. Ein daraus notwendig folgender „strikter Embryonenschutz“ werde jedoch von verschiedener Seite abgelehnt, neue Begriffe wie „Prä-Embryo“ werden geschaffen, um die Freigabe der Reproduktion für jeden zu ermöglichen, inklusive Präimplantationsdiagnostik und „Leihmutterschaft“. Die Ehrenvorsitzende der CDL, Mechthild Löhr, moderierte die Tagung. Als Fazit der Veranstaltung wurden die notwendigen Grenzen der individuellen Freiheit betont, sobald Leben und Freiheit anderer beginnen. DT/PM BVL/pwi

  

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