Das Vorhaben der US-Bischofskonferenz, bei ihrer nächsten Vollversammlung im Juni über ein Dokument abzustimmen, das den Umgang mit katholischen Politikern regeln soll, die im Lebensschutz nicht der Lehre der katholischen Kirche folgen, hat einen Dämpfer erhalten. Wie das von den Jesuiten herausgegebene „America Magazine“ berichtet, unterstützt der Vatikan die Pläne der amerikanischen Oberhirten in ihrer derzeitigen Form nicht.
Ladaria mahnt zu Konsens unter US-Bischöfen
„America“ zitiert aus einem Brief des Präfekten der vatikanischen Glaubenskongregation, Kardinal Luis F. Ladaria, an den Konferenzvorsitzenden und Erzbischof von Los Angeles, José Gomez, der auf den 07. Mai datiert ist. Demnach betont Ladaria, dass ein eindeutiger Konsens unter den amerikanischen Bischöfen herrschen müsse, sollten sie tatsächlich landesweit einheitliche Regelungen zur „Tauglichkeit zum Kommunionempfang“ in einem Dokument formulieren wollen. Gleichzeitig sei die Voraussetzung für solche Regeln, dass die Rechte der Ortsbischöfe in ihren Diözesen sowie die Vorrechte des Vatikans gewahrt blieben.
Zudem weist Kardinal Ladaria darauf hin, dass jedes Statement zum Kommunionempfang katholischer Politiker in einen breiteren Kontext eingebettet werden solle und sich mit der Frage der grundsätzlichen Eignung aller Gläubigen, nicht nur einer Kategorie von Katholiken, befassen müsste, das Sakrament zu empfangen.
Nicht nur der Lebensschutz hat höchste Priorität
Ladaria stellt auch die von den US-Bischöfen vertretene Position in Frage, wonach der Lebensschutz das Thema von allerhöchster Priorität sei: Es wäre „irreführend“, schreibt der Präfekt der Glaubenskongregation, wenn das Dokument der amerikanischen Oberhirten „den Eindruck hinterlassen würde, dass Abtreibung und Euthanasie die einzigen schwerwiegenden Themen der katholischen Moral- und Soziallehre darstellen, die von Seiten der Katholiken die volle Rechenschaftspflicht verlangen“.
Darüber hinaus empfiehlt Ladaria den US-Bischöfe, auch mit den Bischofskonferenzen anderer Länder in Dialog zu treten, wenn sie tatsächlich ein Dokument zum Kommunionempfang verabschieden wollten. Dadurch könne man „voneinander lernen und die Einheit der Universalkirche wahren“.
Beim dem Brief Ladarias, der „America“ vorliegt, handelt es sich um die Antwort auf ein Schreiben vom 30. März, in dem Erzbischof Gomez den Vatikan über die Pläne der US-Bischöfe bezüglich eines Dokuments zum Kommunionempfang informiert hatte.
Dialog in zwei Stufen
In seinem Antwortschreiben an den Konferenzvorsitzenden Gomez weist Kardinal Ladaria auch noch einmal auf den jüngsten Ad-Limina-Besuch der US-Bischöfe im Vatikan hin, der 2019 und 2020 stattgefunden hatte. Schon damals habe die Glaubenskongregation den Bischöfen empfohlen, miteinander im Dialog zu bleiben, um die Einheit der Bischofskonferenzen angesichts der unterschiedlichen Auffassungen zu jenem kontrovers diskutierten Thema zu wahren. Nur wenn eine landesweit einheitliche Regelung zum Kommunionempfang dem Anliegen der Einheit diene, sollte dieses Vorgehen auch gewählt werden, ruft Ladaria die Beschlüsse des „Ad-Limina-Besuchs“ in Erinnerung.
Die Glaubenskongregation habe den US-Bischöfen damals nahegelegt, einen „ausgedehnten und unaufgeregten Dialog“ in zwei Stufen zu pflegen: zuerst innerhalb der Bischofskonferenzen, mit dem Ziel, sich lehramtlich zu einigen und die Einheit der katholischen US-Kirche zu gewährleisten. Die zweite Stufe des Dialogs, so die Empfehlung des Vatikans beim letzten Zusammentreffen mit den US-Bischöfen, müsse darin bestehen, auch mit den katholischen Politikern das Gespräch zu suchen, die Abtreibung, Euthanasie oder andere moralische Übel befürworteten. So könne man „die Natur ihrer Positionen und ihr Verständnis der katholischen Lehre“ nachvollziehen.
Erst nachdem jener zweistufige Dialog gepflegt worden sei, betont Ladaria, sollten sich die US-Bischöfe über ein potenzielles Dokument, das den Kommunionempfang regeln würde, Gedanken machen. DT/mlu
Lesen Sie weitere Hintergründe zur Debatte um den Kommunionempfang katholischer Politiker, die Abtreibung befürworten, in der kommenden Ausgabe der Tagepsost.