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Das wahre Gesicht der extremen Linken

Das "Museum des kommunistischen Terrors" will über die Gefahren des Kommunismus aufklären. Der Gründer beobachtet einen Trend hin zur extremen Linken.
ehemalige DDR-Grenzmauer
Foto: Volker Hohlfeld via www.imago-images.de (www.imago-images.de) | Philosoph Karl Marx auf einem Wandbild als Flaschensammler an der ehemaligen DDR-Grenzmauer an der Mühlenstraße in Berlin-Friedrichshain.

Gegründet wurde das Museum vom Journalisten und Essayisten James Bartholomew. Mit der derzeit noch ausschließlich im Internet (Bartholomew ist auf der Suche nach einem geeigneten Standort in London) zu besichtigenden Sammlung - Zeugenvideos, Dokumente und eine Auswahl von Artefakten – möchte der Gründer all die, vor allem jugendlichen, Unwissenden über kommunistische Schreckensherrschaften aufklären, wie ein Bericht im französischen Magazin Causeur schildert. Schließlich habe eine 2015 von der englischen Denkfabrik New Culture Forum durchgeführte Umfrage ergeben, dass 70 % der 16 bis 24-Jährigen nicht wussten, wer Mao Tse-Tung ist.

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Ziel: über den Kommunismus aufklären

„Meine Ambition besteht nicht darin, die Welt zu verändern, sondern uns vor der Katastrophe zu schützen. Man muss die Öffentlichkeit über die Realität des Kommunismus informieren“, sagt Bartholomew. So etwa habe Khieu Samphan, die Nummer zwei des Regimes der Roten Khmer, eines Tages jungen Revolutionären seine Definition des Kommunismus gegeben: „Nichts für dich, nichts für mich, das ist wahre Gleichheit“. Vor diesem Unheil möchte Bartholomew seine Landsleute bewahren: „Der Kommunismus, der in etwa 20 Ländern erprobt wurde, ist durch einige wenig wünschenswerte unveränderliche Konstanten gekennzeichnet: Einheitspartei, Schreckensherrschaft, politische Polizei, Staatspropaganda, wirtschaftliches Fiasko, Korruption, Verfolgung der Bevölkerung und Hungersnöte“.

Die Bilanz des Kommunismus – zwischen 80 und 100 Millionen Toten – habe sich erst mit der Zeit durch die Arbeit von Historikern und die Öffnung der Archive im Osten herauskristallisiert. „Roter Hunger“ von Anne Applebaum liefere nach Ansicht von Bartholomew die aktuellste Schätzung über die Hungersnot in der Ukraine, die Anfang der Dreißigerjahre von Stalin ausgelöst wurde: 3,9 Millionen Opfer. Im Hinblick auf China vertraue er sich den Werken des Historikers Frank Dikötter an.

"Die extreme Linke hat ihre Jungfräulichkeit wiedererlangt"

Man habe bis 2006 warten müssen, damit „die Verbrechen des Kommunismus in das offizielle Gedächtnis Europas einbezogen wurden. Der Europarat hat damals eine Berechnung der Toten des Kommunismus veröffentlicht: 94,35 Millionen (davon 65 Millionen in China, 20 Millionen in der UdSSR, 2 Millionen in Kambodscha, 2 Millionen in Nordkorea, 1 Million in Vietnam, 1 Million in Osteuropa)“. Dennoch habe Europa nie aufgehört, den Blick von der kommunistischen Katastrophe abzuwenden. 1989 sei der Fall der Mauer von Berlin noch ein großes Fest gewesen. Doch schon bald „verwandelten sich die kleinen Mauersegmente in Gimmicks der Pop-Kultur. Man hat die Opfer vergessen und die Freiheitseinschränkungen, und die extreme Linke hat ihre Jungfräulichkeit wiedererlangt“, heißt es im Causeur.

Um die Geschichte des Kommunismus einer nach der Auflösung der UdSSR geborenen Generation zu vermitteln, habe Bartholomew mehrere Persönlichkeiten um sich versammelt, darunter auch den Philosophen Roger Scruton, um ein Museum des kommunistischen Terrors ins Leben zu rufen. Neben den derzeit mehr als 100 Ausstellungsobjekten und Plakaten, liege Bartolomews Hauptaugenmerk auf den wenige Minuten dauernden Interviews: „Von Australien bis Albanien sammelt er Berichte von Märtyrern des Kommunismus, ‚bevor es zu spät ist‘“. Wenn diese Zeugen „jemanden erwähnen, der ihnen zu Hilfe gekommen ist - ein kurzer Augenblick Menschlichkeit in dem ganzen Albtraum – gelingt es ihnen nicht, ihre Gefühle zurückzuhalten, obwohl die Zeiten vorbei sind. Die andere Konstante ist die Enttäuschung, wenn sie– im Westen eingetroffen – plötzlich kommunistischen Weihrauchträgern gegenüberstehen, die ihren Leidensweg relativieren“, berichtet Bartholomew.

Gegegenwärtige Situation spricht gegen ein Erkennen der Problematik

„Wird das Museum des kommunistischen Terrors denjenigen die Augen öffnen, die noch immer vom egalitären Paradies träumen?“, fragt Causeur. Die gegenwärtige Situation spreche nicht dafür, es gebe „beunruhigende Anzeichen: Reue, Selbsthass, öffentliche Entschuldigungen, die Zurechtweisung der Erwachsenen durch die Jugendlichen à la Thunberg, der Bruch mit der Realität, der staatliche Dirigismus, die egalitäre Obsession: das aktuelle Klima lässt nichts Gutes erahnen“.  DT/ ks

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