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Bischof Meier: „Reformen mit der Brechstange bringen nichts“

Der Augsburger Bischof mahnt zu Vorsicht und Geduld bei kirchlichen Reformbemühungen. Der „Kern des Katholischen“ sollte nie verletzt werden.
Augsburger Bischof Meier
Foto: Nicolas Armer (dpa) | Im Hinblick auf die vierte Synodalversammlung, die Anfang September stattfinden soll, hob Meier hervor, dass es gut wäre, wenn die Teilnehmer „mehr Empathie füreinander zeigen“ und sich mehr Zeit nehmen würden.

Der Augsburger Bischofs Bertram Meier hat mit Blick auf den Reformprozess des Synodalen Wegs zu Vorsicht und Geduld gemahnt. Der „Kern des Katholischen“ sollte nie verletzt werden, die Schalen seien aber zu knacken, erklärte Meier im Gespräch mit „Radio Vatican“. „Reformen mit der Brechstange bringen nichts, denn auch hier in Deutschland sind wir nicht eine Monokultur.“

Von der Weltkirche kirchlichen Realismus lernen

Sein Rat sei, so Meier, „nicht wie der deutsche Klassenprimus jetzt alles hier in Deutschland schon lösen zu müssen, sondern Themen zu setzen, die hier anstehen, nicht nur in Deutschland, im deutschsprachigen Raum, sondern auch in Europa“. Dann könne man sehen, wie die anderen Synodenmitglieder nächstes Jahr in Rom darauf reagieren würden. Von der Weltkirche können man kirchlichen Realismus lernen. „Tretet bitte nicht so auf, dass das, was ihr für euch gut findet, dann alle mitmachen müssen, und jene, die nicht mitmachen, sind hinterwäldlerisch oder Reformverweigerer“, so Meier. 

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Zudem könne der Synodale Weg in Deutschland vom jüngst zu Ende gegangenen Katholikentag in Stuttgart lernen. Dieser habe ihm die Erfahrung geschenkt, „dass die Kirche in Deutschland lebt“, so Eine wesentliche Botschaft dabei sei: „Wir sind im guten Sinne stolz, Christ zu sein oder auch katholisch zu sein.“ Katholisch zu sein bedeute weder eine „Monokultur“ noch „dass das Volk Gottes unterwegs in Deutschland im Gleichschritt marschieren muss, sondern dass wir hier eine große Vielfalt und auch Reichtum haben“. Die Vielfalt solle „in der Einheit verklammert werden, aber nicht in Einheit gezwungen werden“, betonte der Augsburger Bischof.

Hang zum Akademischen beim Synodalen Weg

Im Hinblick auf die vierte Synodalversammlung, die Anfang September stattfinden soll, hob Meier hervor, dass es gut wäre, wenn die Teilnehmer „mehr Empathie füreinander zeigen“ und sich mehr Zeit nehmen würden. Der Bischof, der auch Vorsitzender der Kommission Weltkirche ist, stellte beim Synodalen Weg einen „Hang zum Akademischen“ sowie einen hohen Zeitdruck bei den Sitzungen fest. Die Texte der kirchlichen Reformanliegen könnten so kaum diskutiert werden. 

Wörtlich erklärte Meier: „Es ist eigentlich keine Debatte, sondern es sind einzelne Statements.“ Bei Synodalität gehe es seiner Ansicht nach darum, „einander anzuhören, zu unterscheiden, abzuwägen“, um zu einer geistlichen Entscheidung zu kommen. „Und dieser Schritt geht mir bisher ab auf dem Synodalen Weg. Wir unterscheiden nicht. Alles ist gleich wichtig oder unwichtig, als könnten wir die Kirche auf den Kopf stellen. Wir sollten sie wieder auf die Füße bringen.“  DT/mlu

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