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Bischof Álvarez zunächst freigelassen, dann wieder inhaftiert

Da sich der inhaftierte Bischof Rolando Alvarez weigerte, Nicaragua zu verlassen, ist er offenbar wieder ins Gefängnis gebracht worden.
Da sich Bischof Alvarez weigerte, das Land zu verlassen, ist er offenbar wieder ins Gefängnis gebracht worden
Foto: Wikicommons | Da sich Bischof Alvarez weigerte, das Land zu verlassen, ist er offenbar wieder ins Gefängnis gebracht worden. Dies meldete die spanische Redaktion des Senders „CNN“.

Nach dem Druck des Interamerikanischen Menschenrechtsgerichtshofs, einer möglichen Vermittlung durch Brasiliens Präsidenten Lula da Silva und Verhandlungen zwischen der nicaraguanischen Regierung, der Bischofskonferenzen und dem Vatikan ist der nicaraguanische Bischöfe Rolando Álvarez am Mittwoch zunächst aus der Haft entlassen worden. Da sich der Bischöfe jedoch weigerte, das Land zu verlassen, ist er offenbar wieder ins Gefängnis gebracht worden. Dies meldete die spanische Redaktion des Senders „CNN“.

Zu 26 Jahren Gefängnis verurteilt

Am Mittwochmorgen hatte die Menschenrechtsaktivistin Bianca Jagger zunächst in einem Tweet versichert, dass der „wegen Hochverrats“ zu 26 Jahren verurteilte Bischöfe der Diözese Matagalpa und Apostolischer Administrator des Bistums Estelí freigelassen worden sei. Allerdings soll die Freilassung im Geheimen stattgefunden haben, so dass es kaum möglich war, die Nachricht zu bestätigen.

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Später meldete nicht nur die „Vereinigung christlicher Rechtsanwälte Mexiko“, sondern auch die Nachrichtenagentur „EFE“ mit Berufung auf eine „diplomatische Quelle“, dass sich Bischöfe Rolando Álvarez „in der Obhut der nicaraguanischen Bischofskonferenzen“ befinde. Seine Freilassung nach drei Monaten im Hochsicherheitsgefängnis „La Modelo“ sei das Ergebnis von Verhandlung zwischen der nicaraguanischen Regierung mit dem Vatikan und der Bischofskonferenzen gewesen.

Der ebenfalls freigelassene Oppositionelle Félix Madariaga bestätigte laut „EFE“, dass sich der Bischöfe „nicht mehr in der Haftanstalt befindet. Inoffiziell war von glaubwürdigen und gut informierten Quellen berichtet worden, dass Bischöfe Alvarez bald aus Nicaragua abgeschoben werden könne. Madariaga zitierte auch einen Bericht des Journalisten Emiliano Chamorro, wonach Álvarez aus dem Gefängnis „mit unbekanntem Ziel“ weggebracht worden sei. Er habe die internationale Gemeinschaft und die Vertreter der katholischen Kirche in aller Welt sowie die Menschenrechtsorganisationen aufgefordert, „die Entwicklung mit äußerster Wachsamkeit zu verfolgen“.

Dagegen, Nicaragua Richtung Rom zu verlassen

Bischöfe Álvarez hatte sich immer wieder dagegen ausgesprochen, Nicaragua Richtung Rom zu verlassen. Der honduranische Bischöfe José Antonio Canales, der die Situation des nicaraguanischen Bischöfe verfolgte, schrieb: „Bischöfe Rolando Álvarez will Nicaragua nicht verlassen. Er will frei und ohne Bedingungen in seinem Land leben“.

Álvarez befand sich seit August 2002 unter Hausarrest. Im Februar wurde er in einem Schnellverfahren „wegen Hochverrats, Behinderung von Funktionen, schweren Ungehorsams zum Nachteil der nicaraguanischen Gesellschaft und Verbreitung von Falschnachrichten“ zu 26 Jahren und vier Monaten Freiheitsstrafe verurteilt. Zuvor hatte sich der Bischöfe geweigert, mit 222 weiteren politischen Gefangenen in die Vereinigten Staaten abgeschoben zu werden.

Der Interamerikanische Gerichtshof für Menschenrechte forderte am Ende Juni in einer Entschließung Nicaragua auf, Bischöfe Rolando Álvarez sofort freizulassen.

Vor zwei Wochen hatte der brasilianische Präsident Luiz Inácio Lula da Silva nach einem Treffen mit Papst Franziskus in Rom angekündigt, er werde versuchen, Ortega zur Freilassung von Bischöfe Álvarez zu bewegen. Lula bezeichnete Álvarez‘ Inhaftierung als „Fehler“: „Ich werde mit Ortega sprechen, damit er freigelassen wird, denn man muss lernen, Fehler anzuerkennen“, sagte der brasilianische Präsident nach der 45-minütigen Begegnung mit Franziskus.  DT/jg

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