Logo Johann Wilhelm Naumann Stiftung Vor der Bundestagswahl

Bätzing: Hohe Zustimmung zu AfD „macht mir Sorgen“

Wer das „christliche Menschenbild für seine Propaganda“ missbrauche, handle aus christlicher Sicht „fragwürdig“ und könne „kaum demokratisch genannt werden“, erklärte der DBK-Vorsitzende.
Bischof Georg Bätzing auf einer EKD-Synodentagung
Foto: IMAGO/Heike Lyding (www.imago-images.de) | In großer Sorge um Land und Schäfchen: Der DBK-Vorsitzende Georg Bätzing bestätigt erneut die Unwählbarkeit der AfD.

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Georg Bätzing, hat sich kurz vor der Bundestagswahl erneut von der AfD distanziert. Im Interview mit der italienischen Tageszeitung „Avvenire“ von Dienstag warnte er vor extremistischen Kräften in Zeiten politischer Polarisierung.

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Dass er die AfD schon zuvor als „unwählbar“ bezeichnet hatte, bekräftigte Bätzing, und ergänzte: „Wer das christliche Menschenbild für seine Propaganda missbraucht, wer autoritäre Regime unterstützt und deren vermeintliche Lösungen für herausfordernde Probleme übernimmt, wer Rassismus und Nationalismus schürt, handelt nicht nur aus dem Blickwinkel des christlichen Gottes- und Menschenbildes fragwürdig, sondern kann kaum demokratisch genannt werden“.

Aktuelle Debatten stellten Demokratie infrage

Er wolle die Deutschen dazu auffordern, „bei der Bundestagswahl Parteien und Politiker zu wählen, die sich für ein rechtsstaatliches, freiheitliches, weltoffenes, solidarisches und die Schöpfung bewahrendes Deutschland einsetzen“, so der Limburger Bischof. Demokratie sei nämlich „nicht verhandelbar“. Trotzdem würden die aktuellen Debatten teils „diese starke Demokratie in Frage“ stellen. In einem solchen Zustand der Polarisierung und Unversöhnlichkeit hätten „extremistische Kräfte leichtes Spiel“.

Bätzing kommentierte zudem die umstrittenen gemeinsamen Abstimmungen von Union und AfD im Bundestag. Dabei nahm er die Union explizit in Schutz, da sie sich „explizit um eine Mehrheit“ in politischen Spektrum bemüht habe. Er bemerkte trotzdem, dass es im Nachhinein „zu Recht“ kritisiert worden sei, dass der Gesetzentwurf auch von der AfD unterstützt wurde. Zukünftig vertraue Bätzing „weiterhin auf die Entschlossenheit und Klugheit aller Parteien, den viel beschworenen Damm gegen die AfD zu halten“. 

Bürger haben Angst „überrollt zu werden“

Bätzing fuhr fort: „Wir argumentieren, dass Extremismus und vor allem ethnischer Nationalismus nicht mit dem Christentum vereinbar sind.“ Die hohe Zustimmung für die AfD mache Bätzing „Sorgen“. Alle gesellschaftlichen Kräfte müssten eine Antwort darauf entwickeln, nicht nur die Politik alleine.

Der Krieg in der Ukraine, die Unruhen im Nahen Osten und alle Krisen hätten „Gewissheiten erschüttert“, bemerkte der Limburger Bischof und ergänzte: „Flucht und Vertreibung nehmen weltweit solche Ausmaße an, dass die Angst der Bürgerinnen und Bürger dieses Landes wächst, überrollt zu werden.“ Laut Bätzing braucht es in Deutschland aber „Hoffnung und Zuversicht für die Zukunft“, entgegen allen Herausforderungen und Umwürfen der globalen Ordnung. (DT/jmo)

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