Laut einem Bericht der Nichtregierungsorganisation „Observatory on intolerance and discrimination against christians in europe“ (OIDAC) wurden im Jahr 2021 in Europa über 500 Hassverbrechen gegen Christen begangen. Darunter fallen 14 Fälle von körperlichen Angriffen. Vier Christen wurden wegen ihres Glaubens ermordet. Der größte Anteil der Hassverbrechen betraf mit über 300 Fällen Vandalismus, die zweithäufigste Kategorie war der Diebstahl religiöser Objekte, konsekrierter Hostien oder Spenden. In rund 60 Fällen handelte es sich um erfolgte oder versuchte Brandstiftung.
Die in Wien ansässige Organisation schätzt, dass die Dunkelziffer beträchtlich sein dürfte, da die mediale Berichterstattung lückenhaft sei und viele Taten, wie bei Hasskriminalität im Allgemeinen, nicht zur Anzeige gebracht würden. Die von der OIDAC veröffentlichten Zahlen spiegeln zudem nur den Teil der Verbrechen wieder, die von der Organisation selbst erfasst wurden. Die Zahlen nationaler Polizeibehörden liegen zum Teil viel höher. So werden allein für Frankreich für das Jahr 2021 offiziell 857 dokumentierte Fälle von Hassverbrechen gegen Christen ausgewiesen. Im Vergleich zu vergangenen Erhebungen weist der Trend nach oben. So erfasste die OIDAC für das Jahr 2018 noch 325 Taten, 2017 rund 275.
Der Bericht des OIDAC bildet eine der Grundlagen für den Berichts der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) über die in den vergangenen zwölf Monaten begangenen Hassverbrechen, der jährlich zum internationalen Tag der Toleranz am 16. November erscheint, und zuletzt 980 jährliche Fälle von Hassverbrechen gegen Christen ausgewiesen hatte.
Zunehmende Selbstzensur
Neben den Zahlen zur Hasskriminalität befasst sich der Bericht der OIDAC auch mit nicht strafrechtlich relevanten Phänomenen, die Christen in Europa an der freien Ausübung ihrer Religion hindern. So konstatiert der Bericht zunehmende Selbstzensur von Christen im öffentlichen Raum. Grund sei die wahrgenommene Intoleranz ihren Glaubensinhalten gegenüber, die einen abschreckenden Effekt zur Folge habe. Tatsächlich gebe es auch Fälle direkter Zensur in den sozialen Medien, wenn Gläubige für Onlinebeiträge, die christliche Botschaften enthielten, gesperrt würden. Auch hätten unklar formulierte Gesetze gegen Hassrede zur Festnahme von Straßenpredigern vornehmlich im vereinigten Königreich geführt.
Wie die katholische Nachrichtenagentur berichtet, sieht die OIDAC-Geschäftsführerin, Madleine Enzlberger, klare Verantwortliche für die Entwicklung. „Die Spaltung zwischen Christen und säkularen Gruppen wird oft von den Medien und der Politik vorangetrieben“, so Enzlberger. „Toleranz und Respekt sollten für alle Gruppen der Gesellschaft gleichermaßen gelten und geschützt werden.“ KNA/DT/jra
Die Printausgabe der Tagespost vervollständigt aktuelle Nachrichten auf die-tagespost.de mit Hintergründen und Analysen.