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Wie afghanische Christen die Taliban fürchten

Ausländische Medien berichten über die Angst der Christen in Afghanistan, da die Taliban grausame Bestrafungen nach der Scharia – darunter auch Amputationen – ausführen wollen.
Taliban in Afghanistan stellen Leichen aus
Foto: Uncredited (AP) | Eine Leiche hängt an einem Kran auf dem Hauptplatz der Stadt im Westen Afghanistans und wird von Zuschauern gefilmt.

Wie das christliche Nachrichtenportal The Christian Post berichtet, leben die Christen in Afghanistan in ständiger Angst, nachdem die Taliban erklärt hatten, bei ihrer Herrschaft über das Land“ ihre Feinde drastisch zu bestrafen. 

Zur Sicherheit die Hände abhacken

„Das Abhacken der Hände ist für die Sicherheit dringend erforderlich“, zitiert auch die britische Online-Zeitung The Independent einen prominenten Anführer der Taliban, der die Wiedereinführung von Strafen wie Hinrichtungen und Amputationen in einem Interview mit der Associated Press ankündigte. Mullah Nooruddin Turabi ist einer der Gründer der Taliban und war in den späten Neunzigerjahren Justizminister der vorherigen Taliban-Regierung. Er sagte weiter, dass die neue Regierung prüfe, ob diese Bestrafungen wie in der Vergangenheit in der Öffentlichkeit durchgeführt, und dass dafür bald „Richtlinien entwickelt“ würden.

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Laut The Independent war die frühere Regelung der Taliban-Herrschaft von „grausamen strafrechtlichen Vorfällen“ geprägt, wie etwa öffentlichen Hinrichtungen auf einem Fußballplatz in Kabul: „Die Hardliner-Gruppe steinigte oder erschoss Menschen oder amputierte die Extremitäten von Männern und Frauen, denen ein Verbrechen angelastet wurde – selbst dann, wenn es sich um Kleindiebstähle gehandelt hatte“.

"Keiner sagt uns, wie
unsere Gesetze zu sein haben"
Mullah Nooruddin Turabi, Mitbegründer der Taliban

Diese Bestrafungen seien damals von der internationalen Gemeinschaft kritisiert worden. Mit Blick darauf sagte Turabi in dem Interview weiter: „Alle haben uns für die Bestrafungen in dem Stadion kritisiert, doch wir haben nie etwas über deren Gesetze und deren Bestrafungen gesagt. Keiner sagt uns, wie unsere Gesetze zu sein haben. Wir werden den Islam befolgen und unsere Gesetze nach dem Koran gestalten“.

Furcht vor barbarischen Handlungen

Nachdem die Taliban am 15. August Kabul unter ihre Kontrolle gebracht hatten, seien die Befürchtungen gewachsen, „dass erneut ähnliche barbarische Handlungen durchgeführt werden, trotz der Aussagen der extremistischen Gruppe, dass sie diesmal liberaler sein werde. Berichte aus dem Land sind aufgetaucht, dass Menschen, denen nicht genannte Verbrechen zur Last gelegt wurden, bereits öffentlich an den Pranger gestellt wurden“. Unterdessen hätten Taliban-Führer erklärt, dass unter ihrer neuen Regierung Gleichberechtigung unter den Geschlechtern und Gerechtigkeit herrschen solle. 

Nach Angaben der Christian Post gerieten auch besonders die afghanischen Christen aufgrund ihrer Konversion vom Islam zum Christentum in das Visier der Taliban. Das Online-Portal zitiert die in den USA ansässige christliche Organisation „International Christian Concern“: „Als Apostaten werden die afghanischen Christen den tödlichsten Auswirkungen der Scharia unterworfen werden“.

Fast alle afghanischen Christen – deren Anzahl in dem Land zwischen 8.000 und 12.000 geschätzt werden - sind der Christian Post zufolge Konvertiten aus dem Islam und lebten wegen der schweren Verfolgung weitgehend vor der Öffentlichkeit verborgen.  DT/ks

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