Deutliche Kritik an der Europäischen Union hat im Interview mit der „Tagespost“ der stellvertretende Ministerpräsident Ungarns, Zsolt Semjén, geübt. Ein „Mainstream“ in der EU lehne das christliche Erbe Europas ab, so Orbáns Stellvertreter im Gespräch in Budapest. Semjén wörtlich: „Sie lehnen die herkömmliche Sicht der Familie ab und relativieren die nationale Souveränität. Demgegenüber glauben wir an die Familie, die aus der Natur folgt und in der christlichen Tradition verankert ist. Wir glauben an das Christentum, das die Grundlage unserer Zivilisation ist, und nicht etwas fürs Museum.“
Gegen Abtreibung und „LGBTIQ-Propaganda“
Nicht Viktor Orbáns Partei Fidesz sei nach rechts gegangen, sondern die christdemokratische Parteienfamilie EVP sei nach links gewandert, sagt Semjén, der als Vorsitzender der christdemokratischen KDNP auch Orbáns Regierungspartner ist. Als Beispiele nennt er das Verbot von „LGBTIQ-Propaganda“ an ungarischen Schulen, das Abtreibungs- wie das Adoptionsrecht. Ehe sei „ein geheiligtes Wort für die Beziehung zwischen einer Frau und einem Mann“. Auch sei das „Recht des Kindes auf gesunde Entwicklung stärker als der Anspruch eines gleichgeschlechtlichen Paares auf Adoption“.
Klaren Widerspruch gegen die Mehrheitsmeinung in der EU meldet Ungarns Vize-Premier auch in der Migrationspolitik an: Das ungarische Volk wolle keine Masseneinwanderung von Muslimen. „Die Spitzen der EU haben vergessen, die europäischen Bürger zu fragen.“ Vorwürfe, in Ungarn sei der Rechtsstaat in Gefahr und die Meinungsfreiheit werde eingeschränkt, bezeichnet Semjén im „Tagespost“-Interview als „glatte Lügen“. Stattdessen wirft er der ungarischen Opposition vor, eine „Koalition von Reform-Kommunisten und Reform-Faschisten“ zu schmieden. DT/sba
Lesen Sie das ausführliche Exklusiv-Interview mit Vize-Premier Zsolt Semjén am Donnerstag in Ihrer „Tagespost“.