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Chimäre: Forscher erzeugen Mensch-Affe-Embryonen im Labor

Unsinnige Forschungsexperimente mit hohem Gruselfaktor leisten vor allem eines: Sie zerstören den letzten Rest an Vertrauen in die Forschung.
Forscher erzeugen Mischwesen aus Zellen von Mensch und Affe
Foto: Weizhi Ji (Kunming University of Science and Technology) | Das Bild zeigt eine Chimäre Mensch-Affe-Blastozyste. Wissenschaftler haben Embryonen aus Zellen von Mensch und Affe erzeugt.

Ethisch betrachtet handelt es sich um einen schweren Verstoß gegen die Gattungswürde von Menschen: Ein Forscherteam um den in den USA forschenden spanischen Stammzellforscher Juan Carlos Izpisúa Belmonte hat erstmals Chimären-Embryos aus befruchteten Makakenaffen Eizellen und menschlichen Stammzellen erzeugt. Das berichteten die Forscher um Izpisúa Belmonte in der Fachzeitschrift „Cell“. Die Experimente, deren Ergebnisse am Donnerstag publiziert wurden, wurde bereits 2019 in China durchgeführt, weil dort Mensch-Tier-Wesen über den 14. Tag hinaus gezüchtet werden dürfen.

Forscher beenden Experimente am 19. Tag

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Dabei injizierten die Forscher mit Fluoreszenzgenen markierte pluripotente humane Stammzellen in sechs-Tage-alte Makakenembryos. Wie die Forscher schreiben, wuchsen die menschlichen Zellen in 132 dieser Mischembryonen an. Ihre Aktivität konnte aufgrund der Fluoreszenzgene bereits am nächsten Tag nachgewiesen werden. Nach 12 Tagen, etwa zu der Zeit, zu der sich Makakenembryos in die Gebärmutter einnisten, habe der Anteil der menschlichen Zellen rund 7,8 Prozent betragen. Wie die Forscher weiter berichten, hätten sich die Mischembryonen langsamer entwickelt als reine Makakenembryonen, die zur Kontrolle erzeugt worden waren. Nach 18 Tagen waren von den Mischembryonen nur noch drei am Leben. Wie die Forscher schreiben, hätten sie ihre Experimente tags darauf aus ethischen Gründen beendet.

Ziel: Züchtung menschlicher Organe in Tieren

Nach Ansicht der Forscher könnte die bei ihren Experimenten gewonnen Erkenntnisse, dazu beitragen, für Transplantationen benötigte menschliche Organe zukünftig in Tieren zu züchten. „Historisch krankte die Erzeugung solcher Tier-Mensch-Chimären an geringer Effizienz und ungenügender Integration der Menschenzellen in die Wirtstierart“, zitiert das Wissenschaftsportal „scinexx.de“ Izpisúa Belmonte.

Der Wissenschaftler, der am Salk Institut in La Jolla forscht, einer privaten Forschungseinrichtung im US-Bundesstaat Kalifornien, will bei den Versuchen neuartige Interaktionen zwischen den Affen- und Menschenzellen beobachtet haben. „Wir haben verschiedene interzelluläre Kommunikationswege detektiert, die entweder ganz neu waren oder in den Chimären deutlich intensiver abliefen. Diese Signale tragen vermutlich dazu bei, die einzigartigen Kommunikationswege der Menschen- und Affenzellen in solchen Chimären-Embryonen zu formen“, so Izpisúa Belmonte.

Forschern mit ethischen Embryonalstadium sollte die Lizenz entzogen werden

Die Ergebnisse können nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Aussicht, für die Transplantation geeignete menschliche Organe erfolgreich in Tiere zu züchten, auch weiterhin gegen Null geht. Und selbst wenn dies technisch gelänge, wären neue Probleme zu lösen. Etwa wie verhindern werden soll, dass gezüchtete menschliche Organe nicht mit Affenviren kontaminiert werden. Unsinnige Forschungsexperimente, wie diese, die zudem einen hohem Gruselfaktor besitzen, leisten vor allem eines: Sie zerstören den letzten Rest an Vertrauen in die biomedizinische Forschung. Forschern, die jeden Respekt vor Leben vermissen lassen, sollte die Lizenz entzogen werden. Stattdessen sollte ihnen ein Kasten Fischertechnik in die Hand gedrückt werden. So lässt sich die Bastelwut von Forschern, die ein ethisches Embryonalstadium aufweisen, für ihre Umwelt am gefahrlosesten befriedigen.

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Stefan Rehder Forschungseinrichtungen Institute

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