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Künstliche Intelligenz verdoppelt die Welt

Antworten auf die vielfältigen Herausforderungen digitaler Technologien: „Die Tagespost“ startet eine Trilogie zur digitalen Kulturrevolution.
Digitale Transformation durch KI
Foto: IMAGO/Giada Canu (www.imago-images.de) | Für das Ressort „Glaube & Wissen“ analysiert der Philosoph und Wirtschaftswissenschaftler Thomas Rusche die vielfältigen Herausforderungen digitaler Technologien und gibt darauf konstruktive Antworten.

Die Welt steht am Vorabend einer „Digitalen Kulturrevolution“ (Papst Franziskus). Doch was bleibt und was vergeht, wenn unsere Kultur durch Künstliche Intelligenz (KI) von Grund auf neugestaltet wird? Wie bereiten wir uns auf eine zunehmende Veränderungsdynamik vor, die vor nichts haltmachen wird?

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Für das Ressort „Glaube & Wissen“ analysiert der Philosoph und Wirtschaftswissenschaftler Thomas Rusche die vielfältigen Herausforderungen digitaler Technologien und gibt darauf konstruktive Antworten. Seine mit der kommenden Ausgabe der „Tagespost“ startende Trilogie begegnet den Gefahren eines blinden Fortschrittsoptimismus und bewahrt uns zugleich vor alarmistischer Hysterie. Rusches Trilogie will digitale Bildungsbausteine und sozialethisches Orientierungswissen für eine menschenwürdige Welt von morgen liefern. Und darum geht es im Einzelnen:

Teil I: KI verdoppelt die Welt

Unsere analoge Realität verdoppelt sich durch Digitalisierung. Eine neue virtuelle Welt entsteht, von der uns nur ein Mouse-Click trennt. Die Verdoppelung der Wirklichkeit führt zur ontologischen Kernfrage: Was ist die Essenz des Seins?  Was existiert wirklich und was nicht? Eine zunehmende KI-getriebene Verschmelzung von analoger und virtueller Wirklichkeit stellt alte Weltweisheiten in Frage und eröffnet neue Erlebnisräume: So führt eine Erweiterung der analogen Welt (Augmented Reality) sowie das Eintauchen in virtuelle Realitäten (Virtual Reality) und das Zurückkehren in analoge Wirklichkeiten (Immersion) zu einer anthropologischen Herausforderung mit ethischen Konsequenzen. Konkret: Wie kann ein Mensch sein Verhalten in der realen Welt steuern, der in der virtuellen seine Tugenden vergisst und alle Tabus bricht? Konkrete Ratschläge für ein selbstbestimmtes digitales Leben, in dem die Grenzen von analogem Offline- und virtuellem Online-Handeln zugleich berücksichtigt und überwunden werden, sind von orientierungsstiftender Bedeutung.

Teil II: Mensch und KI verbinden sich

Worin besteht das Spezifische des Menschen und seines Bewusstseins? Wie verhalten sich Geist, Gehirn und Körper zueinander? Der Mensch ist mit einer Vernunft ausgestattet, die über intelligente Informationsverarbeitung von KI hinausgeht. KI hingegen ist ungemein schnell und präzise in der Musterkennung. Auf immer mehr, allerdings eng begrenzten Anwendungsfeldern (Artificial Narrow Intelligence), ist KI dem Menschen vom Schachspiel bis zur Hautkrebsdiagnose, haushoch überlegen. Welche Entwicklungsschritte auf dem Weg zur Artificial General Intelligence sind zu erwarten? Müssen wir eine Artificial Super Intelligence befürchten, die den Homo sapiens sapiens hinter sich lässt, oder sollen wir uns mit KI verbinden und verbünden?

Schon heute können Taube dank digitaler Cochlea-Implantate wieder hören und Gelähmte mittels BCI (Brain Computer Interfaces) wieder gehen. Die Verbindung von Mensch und KI schreitet immer weiter voran, der Cyborg (cybernetic organism) ist mehr Science als Fiction. 

Doch diese technologische Entwicklung berührt auch unser Bild vom Menschen. Sozialethische Prinzipien können einen Beitrag leisten, die Verbindung von Mensch und KI lebenspraktisch zu regulieren und digitale Technologien zum Wohle des Menschen einzusetzen. Teil II erscheint am 1. Februar.

Teil III: Moralprogrammierung von KI

KI ist mehr als eine Technologie; sie konstituiert künstlich intelligente Akteure (KIA), die dumm und mächtig zugleich sind. Je leistungsstärker sich KI aufgrund wachsender Rechenkapazitäten und verfügbarer Datenmengen entwickelt, desto größer wird das Kontrollproblem. Dazu bedarf es nicht nur technischer und organisatorischer Mechanismen, sondern vor allem einer Digitalethik für Auftraggeber, Programmierer und Nutzer.

Mit zunehmender Autonomie von KIA, man denke an selbsttötende Drohnen, ist darüber hinaus eine Moralprogrammierung von KI als Akteur ratsam. Diese sollte auf dem sozialethischen Prinzip der dialogischen Gegenseitigkeit beruhen. Nur dann ist das Agieren einer KI ethisch vertretbar, wenn es vor allen anderen aus guten Gründen gerechtfertigt und verantwortet werden kann. Eine ethisch qualifizierte KI kann einen wesentlichen Beitrag dazu leisten, glücklich zu leben, erfolgreich zu wirtschaften und das Gemeinwohl zu mehren. Teil III erscheint am 15. Februar.  DT/reh

Was ist die Essenz des Seins? Was existiert wirklich und was nicht? Lesen Sie den ersten Beitrag der Trilogie in der kommenden Ausgabe der "Tagespost".

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