Rund 4.000 Seiten plus Zusatzmaterial (Briefe, Präsentationen, interne Arbeitspapiere) umfasst der Leak der ungeschwärzten Protokolle des Corona-Krisenstabs des Robert-Koch-Instituts (RKI). Zu den wenigen Personen, die das Material bereits gesichtet und ausgewertet haben, gehört der emeritierte Professor für Öffentliche Finanzen an der Leibniz Universität Hannover, Stefan Homburg. In der Pandemie zählte der langjährige Politikberater zu den schärfsten Kritikern vieler der von Bund und Ländern angeordneten Schutzmaßnahmen.
Für das Ressort „Glaube und Wissen“ sprach „Tagespost“-Bioethik-Korrespondent Stefan Rehder jetzt mit Homburg. In dem ganzseitigen Interview erhebt Homburg schwere Vorwürfe gegen die Politik. So gehe aus den Protokollen beispielsweise hervor, „dass die Risikobewertung nicht auf wissenschaftlicher Grundlage durch das RKI erfolgte, sondern von der Politik vorgegeben wurde“. „Im März 2020 wies das Bundgesundheitsministerium das RKI an, die Risikostufe auf ,hoch‘ zu setzen, um Lockdowns, Schulschließungen und anderes mehr zu rechtfertigen. Später lehnte das Ministerium wiederholt Bitten des RKI ab, die Risikostufe herabzusetzen“, so Homburg weiter.
Spahn und Lauterbach erteilten „sachfremde Weisungen“
Laut Homburg zeigen die Protokolle auch, dass die Bundesgesundheitsminister Jens Spahn und Karl Lauterbach dem RKI „sachfremde Weisungen“ erteilt haben und das Institut zwangen, „die Öffentlichkeit irrezuführen“. Während Spahn das RKI eingesetzt haben, „um schädliche Lockdowns und Schulschließungen durchzusetzen“, habe Lauterbach „über das RKI einen starken Impfdruck aufbauen“ lassen.
Thematisiert wird auch, was es mit einem „fehlenden“ Protokoll auf sich hat, was das RKI über die Wirksamkeit und Gefährlichkeit von Impfstoffen wusste, und – last but least – wie die immer noch ausstehende Aufarbeitung des Corona-Managements sinnvoller Weise erfolgen müsste. DT/reh
Lesen Sie das ausführliche Interview mit Stefan Homburg in der kommenden Ausgabe der "Tagespost".