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Irland plant Referenden zur Erweiterung des Familienbegriffs

Mit zwei Referenden soll die irische Bevölkerung im März über Änderungen in der Verfassung in Bezug auf Frauen und Familie abstimmen. Kritiker warnen vor der zunehmenden Distanzierung Irlands von seinen christlichen Wurzeln.
Unter dem irischen Premierminister Leo Varadkar soll die irische Verfassung modernisiert werden - zumindest teilweise.
Foto: Brian Lawless (PA Wire) | Unter dem irischen Premierminister Leo Varadkar soll die irische Verfassung modernisiert werden - zumindest teilweise.

Irland entledigt sich seiner christlichen Wurzeln: Das befürchten Gegner der kommenden Referenden zu Frau und Familie in der Verfassung, die die Regierung für März 2024 angekündigt hat. Mit dem 39. Amendment könnte in der irischen Verfassung der Begriff der Familie neu definiert werden. Neben der Ehe soll der Staat zukünftig auch andere, „feste Beziehung“ zur Grundlage für eine staatlich anerkannte Familie akzeptieren.

Der Taoiseach, der irische Premierminister, Leo Varadkar, erklärte gegenüber der Presse, dass die Verfassung in ihrer aktuellen Form dem Staat zwar gut gedient habe, aber das heutige Irland nicht wahrhaftig widerspiegle und in manchen Aspekten modernisiert werden müsse. Laut dem irischen Integrationsminister Roderic O’Gorman decke sich die aktuelle Formulierung nicht mit den Werten des Landes und schließe tausende Familien davon aus, von der Verfassung erkannt und geschützt zu werden.

„Archaisch“ und „sexistisch“

Ein zweites Referendum betrifft die Rolle der Frau. Heißt es jetzt noch, dass „die Frau durch ihr Leben zuhause dem Staat eine Unterstützung bietet, ohne die das gemeinsame Wohl nicht erreicht werden kann“, soll stattdessen ein neuer Absatz eingefügt werden, nach dem die Versorgung von Familienmitgliedern dem Staat eine Unterstützung bietet, ohne die das Gemeinwohl nicht erreicht werden könne.

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Laut O’Gorman sei die aktuelle Formulierung „archaisch und sexistisch“. „Der Platz einer Frau ist, wo immer sie will, bei der Arbeit, im Bildungssystem oder zu Hause“, so der Minister für Integration. Premierminister Varadkar versprach im Vorfeld der Referenden „robuste“ Informationskampagnen, die der Falschinformation vorbeugen sollte. Laut dem Premierminister seien Referenden in der Vergangenheit medial instrumentalisiert worden. So habe man versucht, das Referendum zur gleichgeschlechtlichen Ehe 2015 zu einem Referendum über Leihmutterschaft zu machen.

Gegen Empfehlung der Bürgerversammlung begrenzt sich das Amendment auf Versorgung innerhalb von Familien und erkennt nicht die Versorgung in größeren Gemeinschaften an. Laut O’Gorman seien Familien in ihrer Pflege-Arbeit „einzigartig“ und besonders wichtig für den Staat, weshalb sie eine explizite Wertschätzung in der Verfassung verdienten.

Wert der Ehe nicht mehr anerkannt

Laut David Quinn, CEO eines familienorientierten Think Tanks, dem „Iona Insitute“, zeige das Referendum, dass der Staat keinen besonderen Wert in der Institution der Ehe mehr sehe. Gegenüber dem National Catholic Register (NCR) erklärte Quinn, dass die Streichung der Formulierung über die Frau auch bedeute, dass der Staat nicht länger in der Verantwortung stehe, dafür zu sorgen, dass Frauen nicht doppelt mit Arbeit und Familie belastet werden. „Das passt zur Philosophie der Regierung, die anscheinend die Wirtschaft über das Zuhause priorisiert und wünscht, dass so viele Menschen wie möglich auf den Arbeitsmarkt gehen und zu Steuerzahlern werden.“

Kritiker der Referenden befürchten außerdem eine zunehmende Distanzierung der Verfassung von ihren christlichen Wurzeln. „Viele in der politischen Klasse würden die prunkvolle Präambel der Verfassung zugunsten von Diversität und Modernisierung streichen“, so Publizistin Mary Kenny gegenüber NCR. Die Präambel der irischen Verfassung beruft sich auf die „Allerheiligste Dreifaltigkeit“ und „unseren göttlichen Herrn, Jesus Christus“. DT/sdu

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