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Notre-Dame: „Von Wiederaufbau kann keine Rede sein“

Die ehemalige Kölner Dombaumeisterin Barbara Schock-Werner erklärt, warum die Restaurierungsarbeit an der Pariser Kathedrale Notre-Dame nur langsam vorangehen, und welche Gefahren noch immer für das Gotteshaus bestehen.
Notre-Dame: Nur langsam gehen die Restaurierungsarbeiten voran
Foto: Francois Mori (AP) | Nur langsam gehen die Restaurierungsarbeiten an der schwer beschädigten Pariser Kathedrale Notre-Dame voran. Für Teile des Gotteshauses besteht noch immer Einsturzgefahr.

Die Arbeiten an der nach einem Großbrand stark beschädigten Pariser Kathedrale Notre-Dame gehen nur langsam voran. Von Wiederaufbau könne noch überhaupt keine Rede sein, meint die ehemalige Kölner Dombaumeisterin Barbara Schock-Werner. Momentan sei man noch immer mit Sicherungsarbeiten beschäftigt, erklärte die Kunsthistorikerin, die für Deutschland die Hilfe für die Restaurierungsarbeiten koordiniert, im Gespräch mit dem Kölner „Domradio“.

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Weiterhin Einsturzgefahr für Teile der Kathedrale

Darüber hinaus bestehe weiterhin die Gefahr eines Einsturzes, zumindest von Teilen der Kathedrale. „Es darf noch immer keiner unter die Gewölbe“, so Schock-Werner. Indes habe der Chef-Architekt der Kathedrale, Philippe Villeneuve, über dem Chor ein Dach errichtet, „auf großem Leimbinder, weil er die Auflast braucht“.

Aufgrund der weiterhin bestehenden Einsturzgefahr seien zudem 37 Fenster ausgebaut und in Kisten verpackt worden, erklärte Schock-Werner, die jüngst zu Reinigungsarbeiten in Paris zugegen war. Die Fenster, alle aus dem 19. und 20. Jahrhundert, seien noch nie restauriert worden und daher so verdreckt, dass man sie restaurieren werden müsse, ehe man sie wieder einbaut. „Und bevor man 37 Fenster restauriert hat, dauert es eine Weile.“

Bleiteile auf Wänden, Fenstern und Möbeln

Schock-Werner ging auch auf das Problem des geschmolzenen Bleis ein. Beim Brand der Kathedrale sei dieses ins Kircheninnere getropft, zum Teil auch durch die Hitze verbrannt. „Aber es hängt auch in Teilen im Strebewerk, wo ein Brocken runtergefallen ist. Es gibt aber eben auch kristall- oder plättchenförmige Teile, die jetzt überall auf Wänden, Fenstern und Möbeln sind.“ Wie man damit umgehe, müsse noch untersucht werden.

Auch das Löschwasser habe großen Schaden an der Kathedrale angerichtet. Da kein sauberes Wasser verwendet worden sei, befänden sich nun Salz und Mikroorganismen im Mauerwerk. „Die muss man auch erst einmal wieder raus kriegen.“ Es könne wohl zehn Jahre dauern, bis das Mauerwerk wieder vollständig getrocknet sei.

DT/mlu

Die Hintergründe zu diesem Thema finden Sie in der Wochenausgabe der Tagespost.

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Redaktion Kirchliche Bauwerke Wiederaufbau

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