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Marilyn-Monroe-Film „Blonde“ verstört mit Sex und Gewalt

Der Marilyn-Monroe-Film „Blonde“ sowie die True-Crime-Miniserie „Dahmer“ rufen scharfe Kritik hervor.
Netflix stellt Marilyn-Monroe-Biopic «Blonde» vor
Foto: 2022 © Netflix (2022 © Netflix) | Ana de Armas als Marilyn Monroe in einer Szene des Netflix-Films "Blonde" - ein Film, der trotz einer großartigen Hauptdarstellerin aufgrund seiner sexuellen Gewalt und vermeintlich zynischen Haltung gegenüber der ...

Eine Hollywood-Ikone, die im wirklichen Leben Romanklassiker las und sich für Menschen in Not einsetzte - jedoch angeblich nicht in der Lage gewesen sein soll, ihr eigenes Leben selbst zu gestalten. Welches zudem ausschließlich aus einem unheilvollen Kreislauf voller Demütigungen, sexueller Gewalt, Fehlgeburten und Abtreibungen bestand: Dies suggeriert der Spielfilm „Blonde“, die Verfilmung eines Romans von Joyce Carol Oates über Marilyn Monroe (1926-1962), der seit kurzem beim Streaminggiganten Netflix der meistgesehene Spielfilm ist.

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„Die Passion der Norma Jeane“ trifft es eher

Unter der Regie von Andrew Dominik („Die Ermordung des Jesse James durch den Feigling Robert Ford“) schlüpft die Schauspielerin Ana de Armas („Knives Out“, „Blade Runner 2049“, „James Bond 007 – Keine Zeit zu sterben“) in die Rolle der Leinwandlegende und legt zweifellos in diesem vollkommen zurecht erst ab 18 Jahren freigegebenen Streifen eine unvergessliche schauspielerische Leistung hin – vielfach scheinen de Armas und die Monroe nicht nur optisch, sondern auch vom gesamten Habitus her regelrecht miteinander zu verschmelzen.  

Doch letztendlich verkommt dieser besser mit „Die Passion der Norma Jeane“ betitelte Film trotz allen Könnens hinter und vor der Kamera laut Meinung zahlreicher Kritiker zu einer ebenso höchst spekulativen wie einseitigen Degradierung des Menschen Norma Jeane Baker beziehungsweise Marilyn Monroe zum nicht wirklich zurechnungsfähigen Opfer auf Lebenszeit, an welchem sich vor allem die männlichen Figuren in drastischen Bildern regelrecht abreagieren.

Opferfamilien kritisieren „Dahmer“-Serie

Der Würde mutmaßlicher beziehungsweise tatsächlicher Opfer, die Hollywood sich angeblich seit der „Me too“-Debatte auf die Fahnen geschrieben hat, wird auf Netflix jedoch nicht nur in „Blonde“ laut Meinung zahlreicher Kritiker mit Füßen getreten: Auch in der von Ryan Murphy („American Horror Story“, „Glee“) konzipierten True-Crime-Miniserie „Dahmer – Monster: Die Geschichte von Jeffrey Dahmer“, benannt nach dem gleichnamigen US-Massenmörder Jeffrey Dahmer (1960-1994), stehen eher Schockelemente als das empathische Aufarbeiten der Leidensgeschichten der Opfer im Vordergrund. Dies führt gerade bei den Opferfamilien zu starker Kritik an der Serie, die gegenwärtig die Netflix-Charts anführt.

Rita Isbell, deren Bruder Errol Lindsey im Alter von 19 Jahren von Dahmer ermordet wurde, erklärte dem Magazin "Insider", Netflix schlage Kapital aus dem grausamen Geschehen: "Ich finde, dass Netflix uns hätte fragen sollen, ob es uns stört oder wie wir uns dabei fühlen. Aber das haben sie nicht." Und ihr Cousin Eric Thulhu schrieb auf Twitter: „Ich sage niemandem, was er/sie sich ansehen soll, ich weiß, dass True-Crime-Formate aktuell populär ist, aber wenn ihr euch wirklich um die Opfer schert, meine Familie (die Isbells) ist wütend auf diese Serie. Sie weckt das Trauma immer wieder und wofür? Wie viele Filme/Serien/Dokumentationen brauchen wir?“

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Stefan Ahrens

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