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Kommt jetzt die außenpolitische Wende?

Im Tagespost-Podcast diskutieren Jan Fleischhauer und Sigmund Gottlieb Deutschlands Rolle in der Welt – zwischen Baerbocks Idealismus und einem Comeback von Joschka Fischer.
Jan Fleischhauer begrüßt die Forderung von Friedrich Merz
Foto: Tom Brunner - tombrunner.de | Jan Fleischhauer begrüßt die Forderung von Friedrich Merz, die Außenpolitik wieder an deutschen Interessen auszurichten.

„Deutschlands Rolle in der Welt: Brauchen wir ein Comeback des Joschka Fischer?“ Unter diesem Titel steht die aktuelle Folge des Podcasts „Sagen, wie es ist“ der „Tagespost“. Die beiden Journalisten Jan Fleischhauer und Sigmund Gottlieb analysieren darin die deutsche Außenpolitik nach der Ampelregierung und diskutieren mögliche künftige Leitlinien unter einem Bundeskanzler Friedrich Merz.

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In dem Gespräch stehen sich zwei Grundhaltungen gegenüber: Die feministische Außenpolitik von Annalena Baerbock auf der einen, ein pragmatisch-interessenorientierter Kurs à la Kissinger auf der anderen Seite. Fleischhauer betont, dass Außenpolitik heute wieder „etwas Großes“ sein müsse, angesichts einer „viel unsicherer gewordenen Welt“. Die deutsche Außenpolitik sei jedoch, so Gottlieb, in den letzten Jahren kaum wahrgenommen worden: „Deutschlands Platz in der Welt ist eigentlich nicht erkennbar gewesen.“ Er kritisiert insbesondere Baerbocks China-Reise, bei der sie „dem chinesischen Staatschef gesagt“ habe, er sei ein Diktator, ein „schrecklicher Fauxpas“, der Kanzler Olaf Scholz in seiner anschließenden Reise geschadet habe.

Fleischhauer hingegen hebt Baerbocks Engagement für die Ukraine positiv hervor: „Dass Deutschland sich rumpelig, aber dann am Ende doch dazu entschieden hat, die Ukraine aufzurüsten, ist unter anderem ihr zu verdanken.“ Er bezeichnet ihre Haltung als „ziemlich impertinent“ und sieht darin eine Abkehr vom „Herz-Jesu-Pazifismus“ innerhalb der SPD. Kritik äußern beide Journalisten hingegen an der sogenannten Pendel-Diplomatie Baerbocks. Gottlieb bezeichnet die Bezugnahme auf Henry Kissinger als „Anmaßung“: „Der war Amerikaner. Und Amerikaner bestimmen auch jetzt natürlich im Nahen Osten, was geht und was nicht geht.“

Die außenpolitischen Vorstellungen von Friedrich Merz stoßen auf Zustimmung. Fleischhauer begrüßt dessen Forderung, Außenpolitik wieder an deutschen Interessen auszurichten, statt „mit Geldscheinen zu wedeln“ oder „moralischen Zeigefinger“ zu heben. Merz wolle sich vom bisherigen Kurs absetzen, so Fleischhauer: „Das wäre jedenfalls ein Bruch mit den Leitlinien der Außenpolitik über die letzten sieben, acht, zehn Jahre.“ Auch Gottlieb äußert sich wohlwollend: „Mit Blick auf Außen- und Sicherheitspolitik sind wir mit diesem Kanzler gut bedient.“

Einigkeit herrscht in der Kritik an Deutschlands Nahostpolitik. Gottlieb moniert eine fehlende Haltung gegenüber Israel und erinnert an das Vermächtnis Angela Merkels: „Israel gehört zur Staatsräson Deutschlands.“ Diese dürfe nicht nur symbolisch gemeint sein, sondern müsse im Ernstfall auch konkrete Handlungen nach sich ziehen. DT/jna

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