„Die christliche Botschaft ist eine therapeutische“ erklärt der Benediktinerpater Anselm Grün in der jüngsten Folge des „Weltchristen“-Podcast mit Esther von Krosigk. Er sieht in der christlichen Botschaft eine Quelle der Heilung und Orientierung für die Menschen.
Im Gespräch mit Esther von Krosigk berichtet der Ordensmann aus Münsterschwarzach, warum seine Werke so viele Leser erreichen. Über 400 Bücher hat er veröffentlicht, viele davon wurden in dutzende Sprachen übersetzt. Den Erfolg führt er auf eine verständliche Sprache und eine Haltung zurück. Seine Bücher seien „einfach geschrieben sind, dass die Menschen sie verstehen“ und zudem sei er nicht moralisierend, sodass „die Menschen spüren, es geht um mich“.
Grün betont, dass seine Bücher nicht nur religiöse Inhalte vermitteln, sondern die christliche Spiritualität mit psychologischen Erkenntnissen verbinden. Diese Perspektive sei keineswegs neu: Schon die frühen Mönche des vierten Jahrhunderts hätten den Geist Jesu in die Auseinandersetzung mit negativen Gedanken eingebracht. „Für mich zählt das, was da lebendig bleibt. Das Ziel des geistlichen Lebens ist ein weites Herz zu bekommen, das nicht die anderen Menschen bewertet, sondern versucht, sie zu verstehen.“
Die Botschaft Jesu führe dabei zu einem gesunden Gottes- und Menschenbild. Viele Menschen litten unter einem verzerrten Selbstbild, das auf Perfektion dränge. Depressionen seien oft ein „Hilfeschrei der Seele“ gegen solche überhöhten Ideale, so Grün.
Zentrales Element benediktinische Spiritualität
Ein zentrales Element seiner Theologie ist die benediktinische Spiritualität, die er als „geerdet“ beschreibt: „Die Arbeit ist ein Test, ob die Spiritualität stimmt oder nicht.“ Das Leben im Kloster sei ein täglicher Übungsraum, um Gemeinschaft und Miteinander zu erproben, auch dort wo es Konflikte gebe.
Grün ermutigt dazu, sich auch den dunklen Seiten des eigenen Lebens zu stellen. „Die Hauptbotschaft ist, dass alles sein darf“, sagt er. Ob Angst, Ohnmacht oder Chaos, alles könne verwandelt werden durch die Liebe Gottes. Diese innere Verwandlung gelinge aber nur, wenn der Mensch auch sich selbst begegne.
Dass seine Bücher Menschen zur Kirche zurückführen, erlebt der 80-Jährige regelmäßig. „In unser Gästehaus kommen ja auch viele, die der Kirche fern sind, aber dann doch wieder fasziniert sind davon“, berichtet er. Manche erzählten ihm sogar, dass sie durch seine Kurse oder Vorträge wieder zum Glauben gefunden hätten.
Das Gespräch ist Teil des Podcasts „Weltchristen“, den die „Tagespost“ regelmäßig veröffentlicht. Darin kommen Persönlichkeiten aus Kirche, Gesellschaft und Kultur über ihren Glauben und ihr Leben zu Wort. DT/jna
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