Arvo Pärt gilt als Vertreter der neuen Einfachheit. Pärts Werke sind aber keineswegs schlicht, sondern in ihrem Kern sehr komplex: In einem seiner ersten Werke wie „Credo“, das für ihn Glaubensbekenntnis und persönliches Statement war, bringt er durch Elemente der Zwölftonmusik und des Bach'schen Präludiums die Spannung zwischen den zwei Prinzipien „Liebt eure Feinde“ und „Auge um Auge, Zahn um Zahn“ zum Ausdruck.
„Das Werk besteht aus zwei musikalisch gegensätzlichen, aufeinanderprallenden Welten. „Ich wollte mit der einer Kettenreaktion gleichenden, unaufhaltsamen Entfaltung des Werkes zeigen, wie das Postulat ,Auge um Auge, Zahn um Zahn' […] erst nach und nach sein wahres Gesicht in voller destruktiver Dimension zeigt“, so Pärt über das wichtigste Stück seiner ersten Schaffensperiode.
Später Eintritt in die Kirche
Seine religiöse Suche führte ihn Anfang der 70er Jahre zur russisch-orthodoxen Kirche, in den Jahren danach bechäftigte er sich dann mit dem Gregorianischen Choral. Sein musikalisches Können aber zeigte sich früh und er wurde von seinem siebten Lebensjahr an ausgebildet. Seine erste Komposition entstand, als er 14 war und mit 19 begann er, Musik zu studieren. Als spätes Werk sei hier noch „La Sindone“ genannt, das anlässlich der Ausstellung des Grabtuches von Turin entstand. Der Blick auf den Gekreuzigten war ein immer wiederkehrendes Thema. Das dreiteilige Werk für Orchester und Schlagzeug wurde am 15. Februar 2006 im Turiner Dom uraufgeführt. DT/vwe
Lesen Sie ein ausführliches Porträt des estnischen Komponisten Arvo Pärt in der kommenden Ausgabe der Tagespost.