Gibt es objektive Kriterien für Geschmacksurteile gegenüber der Kunst? Der kolumbianische Philosoph Nicolás Gómez Dávila steht in einer Tradition des Denkens über Kunst, die der Sensibilität und der ästhetischen Urteilskraft des Einzelnen mehr zutraut als bloße Geschmacksurteile. Der Philosoph und Übersetzer Richard Reschika hat nun in einem Buch über Davila gezeigt, wie dieser den Wert der Kunst bestimmte, nämlich als „Komplizenschaft von Schönheit und Religion“. Der Publikumserfolg eines Kunstwerks ist daher kein Kriterium für seine Qualität; Schönheit sei ein objektiver Wert, der nicht immer erkannt werde. Vielmehr sei das Kunstwerk ein „Pakt mit Gott“ nach Dávila, und „soziologische Kunstbetrachtungen haben lediglich den Nutzen, dass sie uns erlauben, etwas zu sagen, wenn wir nichts zu sagen haben.“
Hintertür zur heiligen Welt
An Michelangelo, Rembrandt oder Caspar David Friedrich etwa lässt sich nach Dávila zeigen, wie sich hier jene Hintertür zur heiligen Welt öffne, denn letztlich gehe es in der Kunst um die Bestimmung der Beziehungen des Menschen zu Gott. Dávilas eigenes Kunstideal war eine Mischung aus Klassizismus und Romantik: „Romantischer Geist und klassische Form – das Werk, das sich dieser Formel am meisten nähert, besitzt in jeder Kunst die größte Verführungskraft.“ Schönheit war ihm nicht anders denkbar ohne den alles gründenden Gott. DT/ari
Richard Reschika: Epiphanien der Schönheit. Nicolás Gómez Dávilas axiologische Kunstästhetik. Arnshaugk Verlag, 311 Seiten, EUR 38,-
Lesen Sie die ausführliche Rezension in der kommenden Ausgabe der „Tagespost“.