Würzburg

Katholisches Spießertum? Nein Danke!

An etwas Oberflächlichkeit in der Kirche kann man sich gewöhnen, meint Tagespost-Autor Alexander Pschera. Dramatisch wird es jedoch, wenn es um die zentralen Fragen unserer Existenz geht.
Katholische Spießertum verschafft sich einen operativen Ausdruck durch kleinkarierte Sitzordnungen
Foto: Rudolf Gehrig | Schlimm wird es, wenn sich das katholische Spießertum operativen Ausdruck verschafft - etwa durch kleinkarierte Sitzordnungen.

Bekanntlich ist ja jeder der Spießer des anderen. Doch zum Glück hat Schopenhauer eine recht scharfe Definition dessen formuliert, was er unter einem Philister versteht. Dort heißt es, ein Spießbürger sei „ein Mensch ohne geistige Bedürfnisse“.

Sei kein Spießer, sei katholisch

Doch das soll hier und heute nicht unser Thema sein. Es geht um etwas anderes: um das katholische Spießertum, um jenen zähen, grauen Novembernebel, der schier undurchdringlich über den Pfarreien und Kirchen dieses Landes liegt und der die Sonne des Glaubens, die über ihm strahlt, von den Herzen der Menschen fernhält.

Lesen Sie auch:

Dieses katholische Spießertum, das Prälat Wilhelm Imkamp schon vor fast zehn Jahren in dem Klassiker „Sei kein Spießer, sei katholisch!“ hellsichtig diagnostiziert hat, ist nicht zuletzt eine Frage des Erscheinungsbildes und des Geschmacks. Priester oder Bischöfe in ausgelatschten Mephisto-Schuhen und elefantengrauen C&A-Hemden gehören genauso dazu wie schleiertanzende und urschreitherapierte Gemeindereferentinnen oder neue geistliche Schunkellieder, in denen Jesus und der Heilige Geist geduzt werden. 

Das alles wäre auszuhalten. Man kann ja wegschauen oder weghören und die Zähne zusammenbeißen. Schlimmer wird es jedoch, wenn sich dieses Spießertum operativen Ausdruck verschafft. Kleinkarierte Sitzordnungen, bornierte Pfarramtssekretärinnen, engstirnige Predigten und beschränkte Fürbitten geben dem Problem eine ganz andere Dimension.  DT

Alexander Pschera über katholische Spießer. Lesen Sie den ganzen Text in der kommenden Ausgabe der Tagespost.

Themen & Autoren
Vorabmeldung Alexander Pschera Arthur Schopenhauer

Weitere Artikel

An etwas Oberflächlichkeit in der Kirche kann man sich gewöhnen. Dramatisch wird es jedoch, wenn es um die zentralen Fragen unserer Existenz geht und sowohl das Lehramt kneift aber auch die ...
29.11.2021, 19 Uhr
Alexander Pschera
Die christlichen Ursprünge freilegen: Meister Eckhart wird heute von bloßer Spiritualität und Lebenskunst vereinnahmt.
14.03.2023, 16 Uhr

Kirche

Die Debatte um Johannes Paul II. hat für einige Überraschungen gesorgt. Wie geht es nun weiter?
24.03.2023, 11 Uhr
Stefan Meetschen
Dokumente sollen nicht bestätigen, dass „Missbrauchspriester“ Saduś ein Pädophiler gewesen sei – Aktuelle Umfrage: Mehr Polen betrachten Johannes Paul II. als Autorität.
24.03.2023, 09 Uhr
Stefan Meetschen
Der Campo santo in Rom hat einen neuen Rektor: Konrad Bestle, Augsburger Priester und bisheriger Kurat der deutschsprachigen römischen Pfarrgemeinde Santa Maria dell’Anima.
23.03.2023, 21 Uhr
Guido Horst