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Katholischer Blogger: Kein eindimensionales Bild von Menschen machen

Gut oder böse, links oder rechts: In diesem Jahr haben einige Prominente mit Bekenntnissen überrascht, die gezeigt haben, wie falsch Stereotype sind.
Billie Eilish, Sängerin
Foto: Jordan Strauss (Invision/AP) | Sie habe schon mit elf Jahren Pornos geschaut, gab Billie Eilish jüngst zu Protokoll, und es habe ihr „Gehirn zerstört“.

Der katholische Blogger Tobias Klein meditiert über die - auch unter Christen – verbreitete Neigung, sich von Menschen ein eindimensionales Bild zu machen. Gut oder böse, links oder rechts: In diesem Jahr habe es einige Überraschungen bei Prominenten gegeben, die gezeigt hätten, wie falsch solche Stereotype sind.  

Billie Eilish warnt vor Schäden durch Pornographiekonsum

„Ich komme gerade aus der Messe. Ich bin jetzt katholisch. Lasst uns beten!“ Mit dieser Botschaft überraschte und verwirrte Popsängerin Britney Spears im vergangenen August ihre Fans und Follower auf Instagram. Während diese Nachricht in den katholischen Regionen der Sozialen Netzwerke mit Freude und Glückwünschen aufgenommen wurde, dominierte in der breiteren Öffentlichkeit die Auffassung, das könne doch wohl nicht wahr sein. Man traute dem ehemaligen Superstar, der seit fünf Jahren kein neues Album mehr veröffentlicht, stattdessen aber durch familiäre Probleme, Psychiatrie-Aufenthalte und Rechtsstreitigkeiten von sich reden gemacht hatte, zwar so allerlei Verrücktheiten zu – aber das dann doch nicht. Der Instagram-Beitrag wurde bald darauf wieder gelöscht. 

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Als nicht viel weniger überraschend wurde es aufgenommen, dass die 20-jährige Sängerin Billie Eilish, die dank ihres unkonventionellen Auftretens als „Stilikone für Mädchen ihrer Generation“ bezeichnet wird und im Jahr 2020 alle vier Hauptkategorien der Grammy Awards gewann, neuerdings öffentlich vor den psychischen Folgeschäden von Pornographiekonsum warnt. Sie habe schon mit elf Jahren Pornos geschaut, gab sie zu Protokoll, und es habe ihr „Gehirn zerstört“.

Das Phänomen der Zwangskopplung

Dass die Sängerin seit ihrem achtzehnten Lebensjahr vegan lebt und auch ihre Fans zum Verzicht auf Fleischverzehr aufruft, verträgt sich durchaus mit ihrem Image, aber Warnungen vor jener anderen Art von Fleischeslust werden in der öffentlichen Wahrnehmung eher mit evangelikalen Predigern oder rechtsgerichteten Kolumnisten assoziiert. Es ist daher kaum verwunderlich, dass scharfe und zum Teil hämische Kritik an Eilishs Aussagen nicht lange auf sich warten ließ.  

Wenn Menschen sich zu Anschauungen bekennen, die man von ihnen nicht erwartet oder ihnen nicht zugetraut hätte, muss das nicht unbedingt die Folge eines „Damaskuserlebnisses“, einer Wandlung „vom Saulus zum Paulus“ sein; es kann auch einfach daran liegen, dass die Vorstellung, die man sich von der betreffenden Person gemacht hatte, falsch oder einseitig war.

Oft wirkt sich hier ein Phänomen aus, das der Kolumnist Max Goldt einmal als „Zwangskopplung“ bezeichnet hat: die besonders auf der Linken weit verbreitete Vorstellung, die Haltung, die jemand beispielsweise zum Thema Atomkraft einnehme, lasse Rückschlüsse auf seine Einstellung zu Abtreibung, Migration, Arbeitnehmerrechten und allerlei anderen Themen zu, auch wenn es zwischen diesen gar keinen zwingenden inhaltlichen Zusammenhang gibt. Wenn jemand in dem einen oder anderen Punkt gegen diese Erwartung verstößt, wird er von denen, die ihn bisher auf ihrer Seite gewähnt haben, nicht selten des „Verrats“ geziehen und muss mit Sanktionen rechnen.  DT/mee

Tobias Klein über falsche Bildnisse und Stars, die für Überraschungen sorgten. Lesen Sie den ganzen Text in der kommenden Ausgabe der Tagespost.

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