Was buddhistische Mönche in Japan und christliche Mönche in Österreich verbindet? Diese Frage beantwortete ein interkultureller, gleichwohl aber harmonischer Abend im traditionsreichen niederösterreichischen Augustiner-Chorherrenstift Klosterneuburg: Die japanische Tuschemalerei Shodō und die mitteleuropäische Buchmalerei seien ein zutiefst geistliches Tun, so lautete das Resümee eines kulturell wie kulinarisch spannenden Abends.
Kalligraphie als wesentlicher Teil der japanischen Kultur
Die Kalligraphie sei ein essentieller, wesentlicher Teil der japanischen Kultur, meinte der japanische Botschafter in Österreich, Akira Mizutani. Er beschrieb die Vorbereitung auf das eigentliche Werk als Akt der Konzentration und der inneren Ruhe. Chorherr Nicolaus Urs Buhlmann stellte die Stiftsbibliothek mit ihren rund 300.000 Bänden als einen der „magischen Orte“ im prachtvollen Stift Klosterneuburg und größte Privatbibliothek Österreichs vor.
Bis ins Hochmittelalter hinein beheimatete das Stift eine eigene Schule der Buchmalerei. Die in ihrem Skriptorium tätigen Mönche beteten, bevor sie begannen zu schreiben und zu malen – wie die buddhistischen Mönche Japans vor ihrer kalligraphischen Arbeit. „Es geht um eine religiöse Handlung. Hier können wir uns treffen“, so Nicolaus Urs Buhlmann bei der Präsentation in der Stiftsbibliothek, zu der auch die Botschafter von Peru, Ghana, Irak und Kosovo erschienen waren.
Shodō, die japanische Kunst der Kalligraphie, sei zunächst im 6./7. Jahrhundert aus China importiert und dann weiterentwickelt worden, erklärte die Präsidentin der Österreichisch-Japanischen Gesellschaft, Noriko Brandl. Praktiziert wurde die Kunst der Kalligraphie von den Beamten des kaiserlichen Hauses, kopiert von buddhistischen Mönchen. Später und weiterentwickelt habe die Kalligraphie vornehmlich den Gedichten und Geschichten gedient. Wie der „Weg des Blumensteckens“ oder die Teezeremonien, so sei auch der „Weg des Schreibens“ (Shodō) eng mit dem Zen-Buddhismus verbunden.
DT/sba
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