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Techno-Thrillerserien: Sie gehen nur mal kurz die Welt retten

Techno-Thrillerserien wie „Jack Ryan“ sind große Hits bei Amazon. Nun zieht Netflix nach.
Tom Clancy
Foto: Andrew_Gombert (EPA) | US-Autor Tom Clancy bei der Präsentation eines Buches, hatte nie eine Uniform an und konnte dennoch spannend und detailreich militärische und geheimdienstliche Geschichten schreiben.

Ein intellektuell, kämpferisch oder technologisch hochbegabter Einzelgänger, der mal eben entweder kurz die Welt oder sein eigenes Leben retten muss und dabei so mancher Verschwörung auf (welt)politischer Ebene auf die Schliche kommt: So oder so ähnlich lautet die Prämisse der meisten sogenannten Techno-Thriller, die seit geraumer Zeit entweder in Romanform oder im Kino und auf der Mattscheibe zahlreiche Anhänger finden.

Als Urvater des Techno-Thriller-Genres gilt übrigens ein bekennender Katholik: Der US-amerikanische Bestsellerautor Tom Clancy. Der 2013 verstorbene Autor veröffentlichte 1984, mitten auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges, sein Romandebüt „Jagd auf Roter Oktober“: In diesem 1990 auch erfolgreich mit Sean Connery und Alec Baldwin fürs Kino verfilmten Bestseller geht es um den sowjetischen U-Boot-Kommandanten Marko Ramius, der das Kommando über die „Roter Oktober“, ein den amerikanischen U-Booten weit überlegenes Unterseeboot, erhält und sich mit diesem auf den Weg zur amerikanischen Küste vor New York macht. Als die „Roter Oktober“ dort geortet wird, stehen die Amerikaner vor der buchstäblich kriegsentscheidenden Frage, ob die Besatzung einen Anschlag plant oder überlaufen will – am Ende liefert der irisch-katholische CIA-Analytiker Jack Ryan in letzter Sekunde die richtige Antwort.

„Viele Kritiker lobten an Clancys Romandebüt neben der spannenden Handlung
vor allem die verblüffend akkuraten und detaillierten Technologie-Beschreibungen,
beispielsweise mit Blick auf die Ausstattungen der im Roman vorkommenden
russischen und amerikanischen U-Boote“

 

Viele Kritiker lobten an Clancys Romandebüt neben der spannenden Handlung vor allem die verblüffend akkuraten und detaillierten Technologie-Beschreibungen, beispielsweise mit Blick auf die Ausstattungen der im Roman vorkommenden russischen und amerikanischen U-Boote. Als dann auch noch US-Präsident Ronald Reagan höchstpersönlich sich als großer Clancy- und „Roter Oktober“-Fan outete, erlebte das Buch innerhalb kürzester Zeit einen großen Auflagenschub und verkaufte sich alleine als Taschenbuchausgabe bis Ende der 1980er-Jahre 4,3 Millionen Mal. Die Gesamtauflage von Clancys Büchern wird mittlerweile auf über 100 Millionen Exemplare geschätzt.

Schon früh wurde klar, dass Tom Clancys Techno-Thrillerromane um Jack Ryan prädestiniert für die große Leinwand sind – und so wurde sein Held von Schauspielern wie Alec Baldwin, Harrison Ford, Ben Affleck und Chris Pine in bislang fünf Kinofilmen verkörpert. Seit 2018 ist dieser zudem beim Streamingdienst Amazon Prime auf Sendung: „Jack Ryan“ gehört zu den erfolgreichsten Prime-Shows und ist nach zwei bereits veröffentlichten Staffeln mit John Krasinski in der Hauptrolle vorzeitig auf insgesamt vier Staffeln verlängert worden. Auch die Clancy-Figur John Clark erhielt mit „Gnadenlos“ im Jahr 2021 und Hauptdarsteller Michael B. Jordan einen eigenen Film bei Prime spendiert.

Kasse machen mit schrägen Typen

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Seit der Etablierung von Clancys Figuren im Serienformat ist Amazon Prime insgeheim so etwas wie der Haupt-Streamingdienst für alle Techno-Thriller-Fans geworden: Nach „Jack Ryan“ debütierte dort Anfang des Jahres der von Lee Child erfundene Einzelgänger und frühere Militärpolizist Jack Reacher, der bislang in 27 Romanen auftrat und bereits in zwei Kinofilmen von Superstar Tom Cruise verkörpert wurde. Die Zuschauerzahlen von „Reacher“ waren ein so umwerfender Erfolg, dass Amazon nicht einmal 24 Stunden nach Ausstrahlungsbeginn eine zweite Staffel bestellte.

Eine weitere Romanreihe, die bei Amazon Prime in Serienform gegossen worden ist, sind die Romane des ehemaligen Navy-Seals Jack Carr um dessen Protagonisten James Reece: „The Terminal List – Die Abschussliste“ konnte Hollywoodstar Chris Pratt („Jurassic World“, „Guardians of the Galaxy“) als Hauptdarsteller gewinnen und lässt diesen mit brutalen Methoden eine große Verschwörung aufdecken.

„The Gray Man“: Der teuerste Netflix-Film

Von so vielen Techno-Thriller-Erfolgen bei Amazon Prime aufgeschreckt, wird nun Netflix am 22. Juli nachlegen: Mit „The Gray Man“, basierend auf den gleichnamigen Romanen von Tom Clancys langjährigem Mitarbeiter Mark Greany und mit Ryan Gosling in der Titelrolle als ehemaligem CIA-Agenten Court Gentry, wird der Streamingdienst seinen teuersten Film veröffentlichen. 200 Millionen US-Dollar lässt sich Netflix das von den Russo-Brüdern („Avengers: Endgame“) inszenierte Actionspektakel kosten – soviel kosten sonst Marvel-Filme. Doch auch für Techno-Thriller ist kein Budget zu hoch.

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