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„Die Königin des Nordens“: Margarethe I. einte Skandinavien

„Die Königin des Nordens“ erzählt gemäß historischer Fakten von einer der größten Persönlichkeiten der skandinavischen Geschichte.
Filmszene aus „Die Königin des Nordens“
Foto: Ramus Videbaek | Margarethe (Trine Dyrholm) führt die Geschäfte ihres Adoptivsohnes Erik (Morten Hee Andersen) als Regentin. Sie hat die Nordische Union der skandinavischen Länder geschaffen, die aber durch Intrigen in Gefahr gerät.

Margarethe I. (1353–1412) gehört zu den großen Gestalten des Mittelalters, die in den skandinavischen Ländern eine zentrale Rolle spielen, außerhalb Skandinaviens aber eher in Vergessenheit geraten sind. Unter der Führung Margarethes I., die nie gekrönt wurde, sich aber ab 1375 Königin von Schweden nannte, wurde im Jahre 1397 der allerdings nie ratifizierte Vertragsentwurf der sogenannten Kalmarer Union unterzeichnet. Damit wurden Dänemark, Norwegen und Schweden sowie Island, die damals unter schwedischer Herrschaft stehenden Gebiete des heutigen Finnlands und zeitweise Schleswig und Holstein für rund eineinhalb Jahrhunderte bis 1523 faktisch vereint, obwohl jedes Reich den eigenen Regierungsaufbau behielt.

„‚Die Königin des Nordens‘ ist eine der teuersten Produktionen Skandinaviens,
was sich nicht nur in Massenszenen,
sondern vor allem im bis in die Details herausragenden Produktionsdesign niederschlägt“

In ihrem Spielfilm „Die Königin des Nordens“ verdeutlicht Regisseurin und Mit-Drehbuchautorin Charlotte Sieling die Bedeutung des Friedens dank der Kalmarer Union durch mit Leichen übersäte Felder nach der Schlacht von Visby auf der Insel Gotland, die Margaretes Vater, der dänische König Waldemar IV. Atterdag, 1361 gewann. Als Achtjährige erlebt Margarete, die ihr Vater auf den Arm nimmt und über das Schlachtfeld führt, die Schrecken des Krieges.

Obwohl der Sinn der Union gerade in der Friedensbewahrung besteht, spielt die Frage nach der Aufstellung einer gemeinsamen Armee als Verteidigung gegen den in den Ostseeraum expandierenden Deutschen Orden bei den Versammlungen von Vertretern aus den drei Ländern unter der Führung von Königin Margarethe (Trine Dyrholm) eine herausragende Rolle.

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Der Adoptivsohn ist das Siegel der Kalmarer Union

Auch deshalb plant sie die Heirat ihres Adoptivsohnes Erik (Morten Hee Andersen), dessen Regentschaft sie ausübt, mit der damals achtjährigen englischen Prinzessin Philippa. Margarethe hatte ihren Großneffen Erik von Pommern (eigentlich Bogislaw Wratislawsson) adoptiert, nachdem ihr eigener Sohn Oluf (Olav II.) 1387 mit erst 17 Jahren gestorben war. Eriks Krönung als König von Dänemark, Norwegen und Schweden in Kalmar am 17. Juni 1397 stellt die Gründung der Kalmarer Union dar.

„Die Königin des Nordens“ ist eine der teuersten Produktionen Skandinaviens, was sich nicht nur in Massenszenen, sondern vor allem im bis in die Details herausragenden Produktionsdesign niederschlägt. Kameramann Rasmus Videbaek taucht seine opulenten Bilder in grau-blaue Farbtöne, die eine gewisse Kälte in die Geschichte einbringen.

 

 

Ist der Mann ihr für tot erklärter Sohn?

Dramaturgisch konzentriert sich Charlotte Sieling auf die Intrigen, die gegen die Nordische Union geschmiedet werden. Mitten in den Verlobungsfeierlichkeiten verbreitet am „Hof“ in Kalmar zunächst ein „deutscher“ Gesandter das Gerücht, Margarethes Sohn Oluf sei vor 15 Jahren nicht getötet, sondern gefangen gesetzt und nun befreit worden. Auch wenn diese Wendung den Boden historischer Tatsachen verlässt, dient dies der Regisseurin dazu, erstens die Bedrohungen des Bündnisses durch verschiedene Interessen und zweitens Margarethes menschlichen Charakter zu verdeutlichen.

Als mitten in einer Versammlung einer der geladenen Gäste Margarethe unumwunden fragt, ob das Gerücht über die Rückkehr ihres für tot erklärten Sohnes Oluf stimmt, beraumt die Regentin eine öffentliche Anhörung ein. Sie möchte den vorgeführten Mann als Hochstapler entlarven, und zum Tode verurteilen. Im Laufe des sich über mehrere Tage hinziehenden Prozesses kommen ihr allerdings Zweifel. Ihren Sohn kann sie zwar nicht wiedererkennen, aber es wird ihr nun klar, dass die Umstände von Olufs angeblichem Tod undurchsichtig blieben.

Eine Zerreißprobe für eine Mutter

An der Frage, ob der Vorgeführte nun wirklich Oluf ist oder nicht, spalten sich auch die Vertreter der drei Länder. Weil Oluf der rechtmäßige König wäre, betreiben Erik und die ihm getreuen Adligen seine Verurteilung. Für Margarethe selbst bedeutet dies eine Zerreißprobe.

Die Zerrissenheit drückt die bekannte dänische Schauspielerin Trine Dyrholm, die als Einzige siebenmal den dänischen Filmpreis Bodil gewonnen hat, mit kleinen Gesten und Andeutungen hervorragend aus.

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José García Krieg

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