Anlässlich des 275. Todesjahres von Johann Sebastian Bach 2025 zeigt die ARD den von Eikon Media in Zusammenarbeit mit den Evangelischen Landeskirchen und der EKD produzierten Fernsehfilm „Bach – Ein Weihnachtswunder“, der die Entstehung des Weihnachtsoratoriums im vorweihnachtlichen Leipzig des Jahres 1734 nachzeichnet.
Die spärliche Quellenlage zur Entstehung der Komposition nutzt Autor Christian Schnalke geschickt, um eine fiktionale Perspektive auf die Verflechtung von Bachs Familienleben und künstlerischem Schaffen zu entwickeln.
Die Weihnachtsbotschaft durch Musik vermitteln
Die Handlung kreist um Johann Sebastian Bach (Devid Striesow) in seiner Rolle als ambitionierter, nicht unumstrittener Leipziger Kantor. Seine Überzeugung, die Weihnachtsbotschaft durch Musik eindringlicher vermitteln zu können als durch Worte, stößt auf Widerstand: Der einflussreiche Ratsherr Christian Stieglitz (Thorsten Merten) untersagt ihm „opernhafte“ Kompositionen – eine Anweisung, die Bach in gefährliche Konfrontation mit der Obrigkeit bringt. In dieser prekären Lage erweist sich seine Gemahlin Anna Magdalena (Verena Altenberger) als geschickte Verbündete, die über Stieglitz' Ehefrau (Christina Große) diplomatisch vermittelt.
Die Filmemacher Christian Schnalke und Florian Baxmeyer verweben die wenigen gesicherten Fakten zur Entstehung des Weihnachtsoratoriums mit Bachs dokumentierter Leipziger Zeit ab 1723. Seine Position als Thomaskantor und Musikdirektor umfasste die musikalische Verantwortung für vier Stadtkirchen: die Hauptkirchen St. Thomas und St. Nikolai sowie die Peterskirche und Neue Kirche. Historisch verbürgt sind sowohl seine Unzufriedenheit mit der städtischen Förderung als auch seine Ambitionen auf eine Stelle als Dresdner Hofkomponist. Dennoch blieb er bis zu seinem Tod 1750 in Leipzig.
Ebenfalls bekannt ist, dass Bach zu seinen Lebzeiten als Komponist nur bescheidene Anerkennung genoss; wenige seiner Werke erschienen im Druck. Im Film erwähnt Bach die liturgische Bestimmung des Oratoriums für sechs Gottesdienste. Tatsächlich wurden die einzelnen Teile des berühmten Werkes erstmals vom Thomanerchor in Leipzig in den sechs Gottesdiensten zwischen dem ersten Weihnachtsfeiertag 1734 und dem Epiphaniasfest 1735 in der Nikolaikirche und der Thomaskirche aufgeführt.
Zwischen Familienleben, Musik und politischen Zwängen
Der Film konzentriert sich insbesondere auf das Spannungsfeld zwischen Bachs Familienleben, seiner Leidenschaft für die Musik und den zeitgenössischen politischen Zwängen während der Entstehung seines monumentalen Weihnachtsoratoriums.
Die Erzählung verwebt die familiären Weihnachtsvorbereitungen mit Bachs wachsendem Zeitdruck bei der Werksvollendung. Während die jüngeren Kinder Gottfried und Elisabeth der Heimkehr ihrer Brüder Friedemann (Dominic Marcus Singer) und Emanuel (Ludwig Simon) entgegenfiebern, durchlebt der zehnjährige Gottfried eine persönliche Krise. Besonders die komplizierte Beziehung zwischen Bach und seinem Sohn Emanuel, der sich vom Vater nicht gewürdigt fühlt, illustriert die familiären Herausforderungen.
Je näher die Aufführung rückt, desto mehr Unterstützung benötigt Bach von seiner Familie. Gottfrieds plötzliches Verschwinden markiert einen emotionalen Wendepunkt im Film, der die Familie in ihren Grundfesten erschüttert. Diese dramatische Zuspitzung verdeutlicht die Balance zwischen familiärer Verbundenheit und gesellschaftlich-politischen Zwängen im 18. Jahrhundert.
Die Musik spielt eine zentrale Rolle
In „Bach – Ein Weihnachtswunder“ spielt Musik eine zentrale Rolle. Zur musikalischen Untermalung tragen der Thomanerchor Leipzig (Leitung Andreas Reize) sowie die Cembalistin Elina Albach mit ihrem Ensemble „Continuum“ und der Thomasorganist Johannes Lang bei. Diese musikalische Begleitung sowie die von der Komponistin und Violinistin Martina Eisenreich stammende Filmmusik verleihen der Erzählung eine gewisse Authentizität, die dem Zuschauer hilft, sich in die Atmosphäre der damaligen Zeit hineinzuversetzen.
„Bach – Ein Weihnachtswunder“ verschmilzt historisches Drama mit Familienerzählung, wobei Bachs Musik als narrativer Katalysator dient. Der Film beleuchtet eher die menschlichen Geschichten, die hinter seinen Kompositionen stehen, als die Bedeutung seiner Musik für Komponistengenerationen und die Musikgeschichte.
„Bach – Ein Weihnachtswunder“. Drehbuch: Christian Schnalke. Regie: Florian Baxmeyer. Deutschland-Österreich 2024, 90 Min., in der ARD-Mediathek ab dem 13. Dezember. Lineare Ausstrahlung: Mittwoch, 18.12. um 20.15 Uhr in der ARD.
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