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Francis Ford Coppola: Eine kompromisslose Filmlegende

Mit seinem jüngsten Spielfilm „Megalopolis“ sorgt der mittlerweile 85-jährige Filmgigant in Cannes für kontroversen Gesprächsstoff.
Francis Ford Coppola bei der Pressekonferenz zu seinem neuen Spielfilm Megalopolis in Cannes.
Foto: IMAGO/Beata Zawrzel (www.imago-images.de) | Francis Ford Coppola bei der Pressekonferenz zu seinem neuen Spielfilm Megalopolis in Cannes.

Vergangene Woche hielt die gesamte Filmwelt den Atem an: Denn nicht nur wurden die diesjährigen Filmfestspiele von Cannes eröffnet, sondern diese zudem von einem Groß- beziehungsweise Altmeister des Kinos aufgesucht. Die Rede ist von Francis Ford Coppola, dem mehrfach oscargekrönten Regisseur und Produzenten von Meilensteinen der Filmgeschichte wie „Der Pate“ und „Apocalypse Now“, der jedoch nicht an die Côte d'Azur reiste, um dort seine Sommerferien zu verbringen. Stattdessen brachte der mittlerweile 85-jährige Filmgigant seinen ersten Spielfilm seit 13 Jahren, das mit zahlreichen Stars besetzte Science-Fiction-Spektakel „Megalopolis“, mit nach Südfrankreich, wo der Film nicht nur seine Weltpremiere erlebte, sondern sogar im Wettbewerb um die „Goldene Palme“ antritt.

Grotesk und wirr oder ambitioniert und visionär?

Und Coppola, der vor rund 45 Jahren mit „Apocalypse Now“ am selben Ort die „Goldene Palme“ mit nach Hause nehmen durfte, gab den Filmkritikern, die selbstverständlich zahlreich an die Croisette pilgerten, um die Welturaufführung von „Megalopolis“ miterleben zu können, einen Film zu sehen, über den vermutlich noch einige Zeit gesprochen werden dürfte.

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Denn „Megalopolis“ - ein humanistisch gesinnter und an die Geschichte des Römischen Reiches angelehnter Sci-Fi-Monumentalfilm über einen Architekten (Adam Driver), der New York zu einem Utopia der Zukunft umbauen will - an dem Coppola konzeptionell seit den Dreharbeiten zu „Apocalypse Now“ gearbeitet hat und in welchen er nicht weniger als 120 Millionen US-Dollar seines eigenen Vermögens zur Realisierung investierte, avancierte zu einem der polarisierendsten Filme der vergangenen Jahre in Cannes: Während die eine Hälfte der Filmkritiker „Megalopolis“ als ambitioniert, visionär und als eine regelrechte Kinorevolution feierte, betrachten andere diesen wiederum als grotesk, wirr und gar als einen der schlechtesten Filme der jüngeren Zeit.

Wie immer muss sich am Schluss der Kinobesucher sein eigenes Bild von Coppolas Film machen, der noch 2024 in die Kinos kommen wird und für den sich der Filmverleih Constantin hierzulande die Filmrechte gesichert hat. Doch mit Blick auf Coppola, der bereits signalisierte, dass ihm das Einspielergebnis von „Megalopolis“, den dieser seiner kürzlich verstorbenen Ehefrau Eleanor widmete,  nicht wichtig sei, sondern vielmehr die Tatsache, dass er sein Herzensprojekt endlich realisieren konnte, geben sogar schärfste „Megalopolis“-Kritiker zu, dass Francis Ford Coppola trotz seines hohen Alters immer noch einer der kompromisslosesten Regisseure der Filmindustrie ist - und von dessen bedingungsloser Bereitschaft, künstlerische Freiheit über schnöden Kommerz zu stellen, sich so mancher vermeintlich „junger Wilder“ im Filmbetrieb eine Scheibe abschneiden kann.

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Stefan Ahrens

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