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„Exorzist“-Regisseur William Friedkin glaubte an die Existenz des Teufels

Der finale Film des Oscarpreisträgers war eine Dokumentation über den Vatikanexorzisten Gabriele Amorth.
Regisseur William Friedkin
Foto: IMAGO/Marechal Aurore/ABACA (www.imago-images.de) | Der Regisseur William Friedkin ist im Alter von 87 Jahren gestorben.

Er gehörte zu den führenden Regisseuren des „New Hollywood“-Kinos der 1970er Jahre – und ist nun im Alter von 87 Jahren gestorben: William Friedkin, bekannt für Filme wie „Brennpunkt Brooklyn – The French Connection“ (1971, Oscars unter anderem für den „Besten Film“, die „Beste Regie“ sowie Hauptdarsteller Gene Hackman), „Der Exorzist“ (1973) sowie das „Lohn der Angst“-Remake „Sorcerer – Atemlos vor Angst“ (1977) und „Leben und Sterben in L.A.“ (1985). 

Ein Grenzgänger und Perfektionist

Ähnlich wie seine Regiekollegen Robert Altman („M*A*S*H*“, "Nashville"), Peter Bogdanovich („Die letzte Vorstellung“, "Is‘ was, Doc?“) Francis Ford Coppola („Der Pate“, „Apocalypse Now“), Dennis Hopper („Easy Rider“, „The Last Movie“) oder Martin Scorsese („Taxi Driver“, „Wie ein wilder Stier“)  wurde der 1935 geborene Sohn jüdisch-ukrainischer Einwanderer in seinem Filmschaffen sowohl von klassischem Hollywood-Kino sowie der französischen Nouvelle Vague beeinflusst – und suchte bei seinen Filmstoffen immer wieder nach provokanten Inhalten. Angeregt wurde er hierzu durch seine Tätigkeit als Dokumentarfilm-Regisseur, wodurch er zahlreichen seiner Filme einen einigermaßen realitätsnahen Touch verpasste.

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So gilt Friedkins oscarprämierter Thriller „Brennpunkt Brooklyn“ – besser bekannt unter seinem Originaltitel „The French Connection“ – mit Gene Hackman als toughem New Yorker Drogenfahnder Jimmy „Popeye“ Doyle in der Hauptrolle nicht nur als unumstrittener Filmklassiker, sondern auch als Begründer des realistisch gehaltenen Polizeifilms. Zudem sorgte Friedkin mit Filmen wie „Die Harten und die Zarten – The Boys in the Band“ (1970) sowie „Cruising“ (1980) mit Al Pacino für Aufsehen, in denen er (im Falle des erstgenannten Films) feinfühlig oder (im Falle von Film zwei) eher reißerisch das Thema Homosexualität behandelte. Auch seine Drehmethoden waren berühmt beziehungsweise berüchtigt: Ähnlich wie Regielegende Stanley Kubrick ließ Friedkin Szenen in bis zu 50 Takes wiederholen, bis er vermeintlich mit dem Ergebnis zufrieden war.

Friedkins Inspiration für den „Exorzisten“: Teilhard de Chardin

Doch kein Film in Friedkins Karriere dürfte zugleich so erfolgreich und umstritten gewesen sein wie „Der Exorzist“: Inszeniert nach dem gleichnamigen Roman von William Peter Blatty (der später selbst bei einem „Exorzist“-Film Regie führen sollte) geriet der für zwölf Millionen US-Dollar gedrehte Streifen nicht nur zu einem sensationellen Kassenerfolg (Einspielergebnis: 428,2 Millionen US-Dollar), sondern polarisierte mit seiner drastischen Darstellung des von zwei katholischen Priestern durchgeführten Exorzismus an einem zwölfjährigen, von einem Dämon besessenen Mädchen namens Regan (gespielt von Linda Blair). So berichtete die „Neue Kronen Zeitung“ von der Europapremiere in London: „Am Ende des Films war unser Theater eher ein Erste-Hilfe-Platz als ein Kinosaal“, zitierte sie den Manager des Kinos. „20 Männer und Frauen, alle mit grünen Gesichtern, mussten wir mit Riechsalz behandeln. Etwa zehn Prozent unserer Besucher verließen die Vorführung vorzeitig.“

Mittlerweile gilt „Der Exorzist“ nicht nur als einer der besten Horrorfilme aller Zeiten, sondern auch als Meilenstein der Filmgeschichte – der in diesem Jahr, 50 Jahre nach Erscheinen, mit dem Film „Der Exorzist – Bekenntnis“ eine späte Fortsetzung erhalten wird, in welchem die mittlerweile 90-jährige Schauspielerin Ellen Burstyn ihre Rolle als Regans Mutter erneut spielen wird. Zudem gilt der von Max von Sydow (1929-2020) verkörperte Filmexorzist Father Lankester Merrin auch unter zahlreichen Katholiken als Archetyp des glaubensstarken und integren Glaubensmannes und Dämonenbekämpfers – Friedkin entschied sich, nachdem er ein Foto des Jesuitenpaters Pierre Teilhard de Chardin gesehen hatte, von Sydow als Father Merrin zu besetzten.

Friedkin filmte Gabriele Amorth bei seiner Tätigkeit

Viele Jahrzehnte später widmete sich Friedkin, der es ablehnte, selbst von seinen erfolgreichsten Filmen Fortsetzungen zu drehen (im Falle von „The French Connection“ und „Der Exorzist“ taten dies John Frankenheimer und John Boorman), noch einmal dem Thema des Exorzimus – dieses Mal jedoch in Form einer Dokumentation, also seines ursprünglich bevorzugten Filmgenres.

Angetrieben von der Frage, ob es tatsächlich so etwas wie Dämonen sowie die Möglichkeit von deren Austreibung gebe, erhielt Friedkin die Erlaubnis, den römisch-katholischen Priester und Exorzisten Gabriele Amorth bei einem seiner Rituale zu filmen. „Dies ist ein echter Exorzismus. Er unterscheidet sich von all den Filmen. Das ist keine Fiktion“, sagt Friedkin gegen Ende von „The Devil and Father Amorth“ (2017) hinsichtlich des von ihm filmisch festgehaltenen, knapp 15 Minuten dauernden Exorzismusrituals des 2016 verstorbenen Chefexorzisten des Vatikans, mit dem Friedkin zum Ende von dessen Leben Freundschaft schloss. Friedkin legt sich in seiner Dokumentation fest: „Wenn es Engel gibt, muss es auch Teufel geben“ – doch solche wie andere Aussagen sowie die gesamte Machart der Dokumentation stieß bei der Mehrzahl der Filmkritiker auf wenig Gegenliebe.  Friedkin nahm es gelassen - und blieb sich auch mit Blick auf seine Amorth-Doku letztendlich treu: "Ich habe niemals nach den Regeln gespielt, was oft zu meinem Nachteil war."

William Friedkin ist am 7. August  im Alter von 87 Jahren in Bel Air, Los Angeles an einer Lungenentzündung und Herzversagen gestorben. Er hinterlässt seine vierte Ehefrau Sherry Lansing, die in den 1990er Jahren als Chefin des Filmstudios Paramount extrem erfolgreiche Filmhits wie "Forrest Gump", "Braveheart" und "Titanic" verantwortete, sowie zwei Kinder. Ein letzter von ihm realisierter Spielfilm, „The Caine Mutiny Court-Martial“ mit Kiefer Sutherland in der Hauptrolle, soll im September bei den Filmfestspielen von Venedig posthum Premiere feiern.

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