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Russell Crowe: Oscarpreisträger und wandlungsfähiger Schauspieler

Zum 60. Geburtstag von Russell Crowe, der in den verschiedensten Genres große Erfolge gefeiert hat.
Russell Crowe im Film „Gladiator“
Foto: Google Play | Zum 60. Geburtstag von Russell Crowe, der in den verschiedensten Genres große Erfolge gefeiert hat.

An der Schwelle zum 21. Jahrhundert hauchte der britische Regisseur Ridley Scott einem Filmgenre neues Leben ein, das jahrzehntelang in einem Dornröschenschlaf verharrt hatte: „Gladiator“ (2000) war der erste Monumentalfilm im Stil der „Sandalenfilme“ seit den 1960er Jahren, der mit mehreren Oscars, darunter „Bester Film“, ausgezeichnet wurde.

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Einer der fünf „Goldjungen“ ging in der Kategorie „Bester Hauptdarsteller“ an Russell Crowe für seine beeindruckende Darstellung des Maximus Decimus Meridius. Die Figur des ehemaligen Generals, der zum Sklaven und Gladiator wurde und an Charaktere wie Ben Hur und Spartacus erinnerte, gewann vor allem durch das charismatische Spiel eines Schauspielers an Bedeutung, der an Größen wie Charlton Heston oder Kirk Douglas gemahnte. Damit erreichte Russell Crowe, geboren am 7. April 1964 in Wellington, Neuseeland und aufgewachsen in Australien, den Höhepunkt seiner Berühmtheit.

Auszeichnungen 

Doch bereits ein Jahr zuvor war er für den Thriller „Insider“ (Michael Mann, 1999) für einen Oscar nominiert worden, in dem er an der Seite von Al Pacino agierte. Die dritte aufeinanderfolgende Oscar-Nominierung als Hauptdarsteller erhielt Crowe für „A Beautiful Mind - Genie und Wahnsinn“ (Ron Howard, 2001), die Filmbiografie des Mathematikers John Forbes Nash, der vor allem für seine Spieltheorie bekannt war. Nur Marlon Brando übertrifft ihn in dieser Hinsicht, da er in den Jahren 1952 bis 1955 vier aufeinanderfolgende Oscar-Nominierungen in derselben Kategorie erhielt.

Nachdem er nun die Rollen nach Belieben aussuchen konnte, setzte Russell Crowe vor allem auf seine Wandlungsfähigkeit und damit auf sehr unterschiedliche Genres, die lange Zeit in Vergessenheit geraten waren, ähnlich wie „Gladiator“. So spielte Crowe 2003 in dem mit zwei Oscars ausgezeichneten Seefahrer-Abenteuer „Master & Commander – Bis ans Ende der Welt“ (Regie: Peter Weir). Für diese Rolle erhielt er seine vierte Golden-Globe- und eine Screen-Actors-Guild-Award-Nominierung.

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Es folgten der Boxerfilm „Das Comeback“ (Ron Howard, 2005), die Sommerkomödie „Ein gutes Jahr“ (Ridley Scott, 2006), der Thriller „American Gangster“ (Ridley Scott, 2007), der Western „Todeszug nach Yuma“ (James Mangold, 2007), der Agentenfilm „Der Mann, der niemals lebte“ (Ridley Scott, 2008), der Journalistenfilm „State of Play – Stand der Dinge“ (Kevin MacDonald, 2009), für den Crowe einen AFI Award als Best International Actor erhielt, der historische Abenteuerfilm „Robin Hood“ (Ridley Scott, 2010), der als Eröffnungsfilm der 63. Filmfestspiele von Cannes 2010 ausgewählt wurde, sowie der Suspense-Thriller „72 Stunden – The Next Three Days“ (Paul Haggis, 2010), in dem Crowe einen Universitätsdozenten spielt, der seine selbstmordgefährdete Ehefrau aus dem Gefängnis selbst zu befreien versucht.

Große Bandbreite an Filmen 

Allein diese Aufzählung zeigt die enorme Bandbreite der Filmgenres, in denen Russell Crowe vor allem im ersten Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts mitgewirkt hat. Die Wandelbarkeit in der Charakterisierung der jeweiligen Filmfiguren zeigt sich im unterschiedlichen Gewicht – für „Insider“ nahm er 29 Kilo zu, für mehrere Filmrollen im Jahr 2012 nahm er im zweiten Halbjahr 2011 ganze 42 Kilo ab –, aber auch in der Veränderung der Haartracht und des Akzents.

Nach den im Januar 2012 fertiggestellten Dreharbeiten zum Neo-Noir-Drama „Broken City – Stadt des Verbrechens“ (Regie: Allen Hughes), in dem Crowe die Rolle des fiktiven korrupten New Yorker Bürgermeisters Hostetler spielte, fanden sofort ab Februar 2012 die Dreharbeiten der Neuverfilmung des Musicals „Les Misérables“ unter der Regie von Tom Hooper statt, in der der australische Schauspieler die Rolle des Inspektor Javert übernahm. 

Gab es noch irgendein Filmgenre, in dem Russell Crowe nicht mitgewirkt hätte? Vielleicht der Bibelfilm? Im Jahr 2014 übernahm er die Hauptrolle des biblischen Patriarchen Noah im mit 150 Millionen Dollar budgetierten Spielfilm „Noah“ von Darren Aronofsky. Auch hier lag damals die letzte Großproduktion über die Arche Noah fast ein halbes Jahrhundert zurück: In John Hustons „Die Bibel“ (1966) spielte der Regisseur selbst Noah. Im Aronofsky-Film nimmt sich das Drehbuch zwar einige künstlerische Freiheiten. In seiner Adaption sticht insbesondere die in 3D gedrehte bildgewaltige Filmsprache heraus.

Anpassungsfähiger Schauspieler

Russell Crowe führte erstmals Regie in dem Film „Das Versprechen eines Lebens“ (2014). Darin spielt er einen australischen Farmer, der 1919 in die Türkei reist, um die Spuren seiner drei in der Schlacht von Gallipoli gefallenen Söhne zu suchen.

Obwohl seine jüngsten Filme nicht den gleichen Erfolg hatten wie einige seiner früheren Werke, hat Russell Crowe immer noch Projekte in verschiedenen Genres in Arbeit. Von seinem Porträt des Pater Gabriele Amorth in „The Pope's Exorcist“ (2023) bis hin zu seiner Rolle als Reichsmarschall Hermann Göring in „Nuremberg“ (in Postproduktion) und seinem geplanten Auftritt als Künstler Mark Rothko in „Rothko“ (in Vorproduktion) zeigt er weiterhin seine Vielseitigkeit als Schauspieler.

Es wird immer schwieriger, Filmgenres zu finden, in denen Russell Crowe noch nicht mitgewirkt hat. Seine Karriere ist geprägt von der Fähigkeit, sich verschiedenen Rollen anzupassen und in verschiedenen Genres erfolgreich zu sein.

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