Logo Johann Wilhelm Naumann Stiftung Großbritannien

Eine jugendliche Miss Marple

Die Serie „A Good Girl’s Guide To Murder“ verknüpft Krimielemente mit tiefgründigen Fragen, und spricht damit nicht nur Jugendliche an.
"A Good Girl·s Guide to Murder"
Foto: Sally Mais (ZDF) | Bristol: Pip (Emma Myers) grübelt auf dem Auto ihrer Familie über einen Mordfall.

Vor fünf Jahren wurde die 17-jährige Schülerin Andie Bell (India Lillie Davies) brutal ermordet. Ihr damaliger Freund Sal Singh (Rahul Pattni) gestand die Tat, und nahm sich kurz darauf das Leben. Für die Polizei war der Fall damit abgeschlossen. Nicht jedoch für die mittlerweile 17-jährige Pippa Fitz-Amobi, genannt Pip (Emma Myers).  Damals, als 12-Jährige, erlebte sie Sal als freundlichen und liebevollen Menschen. Sie ist überzeugt, dass der wahre Mörder noch immer frei herumläuft. Um die Wahrheit ans Licht zu bringen, entscheidet sich die Musterschülerin, die normalerweise nicht als besonders mutig gilt, den Fall für ihre Abschlussarbeit neu aufzurollen. Sie beginnt ein vermeintliches Schulprojekt und startet gemeinsam mit Sals jüngerem Bruder Ravi (Zain Iqbal) eigene Ermittlungen, um Sals Unschuld zu beweisen.

Lesen Sie auch:

Wenn Sal nicht der Täter war, wer hat dann Andie getötet? Je tiefer Pip in die Vergangenheit eintaucht, desto mehr Ungereimtheiten treten im Zusammenhang mit Andies Verschwinden auf. Bald erkennt sie, dass viele alte Wunden noch immer nicht verheilt sind. Die Familie des vermeintlichen Mörders, die aus Indien stammende Familie Singh, wird in der Gemeinde ausgegrenzt.

Jugendlicher Blickwinkel

Die sechsteilige Serie „A Good Girl’s Guide To Murder“, eine Koproduktion von BBC, Netflix und ZDFneo, die jetzt in der ZDF-Mediathek verfügbar ist, basiert auf dem gleichnamigen Roman von Holly Jackson aus dem Jahr 2022, der die New York Times-Bestsellerliste anführte. Die Serie verknüpft den Kriminalfall geschickt mit der Entwicklung der jugendlichen Pip, die sich als würdige Nachfolgerin von Miss Marple erweist. Immer wieder gerät sie in Gefahr, und durch zahlreiche Wendungen bleibt die Serie durchweg spannend. Dass Pip bald Drohungen erhält, die sie in ernste Gefahr bringen, steigert die Spannung zusätzlich.

Der womöglich entscheidende Punkt für den Erfolg einer Serie, die sich in erster Linie an ein jugendliches Publikum richtet, besteht darin, dass sich Pip als Jugendliche Zugang zu Informationen verschafft, die den erwachsenen Berufsermittlern verwehrt geblieben sind. Die Serie erzählt konsequent aus einer jugendlichen Perspektive, in die sich auch Logiklöcher und überzogene Situationen einfügen, die jedoch auch Erwachsene in ihren Bann zieht – eine Gemeinsamkeit mit der erfolgreichen US-Serie „Tote Mädchen lügen nicht".

Klassisches Krimi mit Spannung bis zum Ende

Die Fragen, die sich Pip während ihrer Ermittlungen stellt, gehen weit über den Kriminalfall hinaus: Was macht einen „guten Menschen“ aus, was ein „gutes Mädchen“? Drehbuchautorin Poppy Cogan erläutert: „Eines der zentralen Themen in der Serie ist die Frage, was es bedeutet, ein ‚gutes Mädchen‘ zu sein. Im Laufe der Serie ist Pip gezwungen, die Nuancen von Menschen und Situationen zu erkunden. Pips Charakterentwicklung führt sie von einem guten Mädchen, das die Welt in Schwarz und Weiß sieht, zu einer komplexeren Figur, die sich der Grautöne bewusst ist.“ Die Serie lebt von der schauspielerischen Leistung ihrer Hauptdarstellerin Emma Myers, die durch die Netflix-Serie Wednesday bekannt wurde. Sie verkörpert die facettenreiche und furchtlose Pip überzeugend und sorgt dafür, dass die Serie bis zum Ende spannend bleibt. Die Handlung ist reich an Wendungen und Konflikten. 

Die ersten drei Episoden der sechsteiligen Serie wurden von der Britin Dolly Wells, die restlichen von dem schottischen Regisseur Tom Vaughan inszeniert. Sie verknüpft Elemente des klassischen Krimis mit modernen Erzählstrukturen und spielt geschickt mit verschiedenen Genres. Mit visuellen Anspielungen auf die 90er-Jahre Kultserie „Twin Peaks“, deren düstere Atmosphäre und rätselhafte Figuren hier Pate zu stehen scheinen, erweitert sie das Krimigenre um neue Facetten.

Dank der spannenden Krimihandlung, der modernen Inszenierung, die klassische Elemente des britischen Detektivromans aufgreift, und vor allem der existenziellen Fragen, mit denen sich die Protagonistin auseinandersetzt, gelingt es „A Good Girl’s Guide To Murder“, eine überzeugende Brücke zwischen unterschiedlichen Altersgruppen zu schlagen.


“A Good Girl’s Guide To Murder”. Drehbuch: Poppy Cogan. Regie: Dolly Wells, Tom Vaughn Sechsteilige Serie mit je 40 bis 48 Min. In der ZDF-Mediathek.

Die Printausgabe der Tagespost vervollständigt aktuelle Nachrichten auf die-tagespost.de mit Hintergründen und Analysen.

Themen & Autoren
José García

Weitere Artikel

Bewegende Zeugnisse und ein wenig Arbeit für die Berliner Polizei: So verlief der 21. „Marsch für das Leben“ in Berlin.
23.09.2025, 06 Uhr
Stefan Rehder
Bei der Gedenkfeier für Charlie Kirk zeigt sich: Ohne Vergebung kein Frieden. Bischof Heiner Wilmer schildert, warum es klug ist, auf die „politische Herrschaft des Herzens“ zu setzen.
02.10.2025, 19 Uhr
Heiner Wilmer

Kirche

.. das feiern die Würzburger Ursulinen-Schwestern am Samstag. Schulleiterin Schwester Katharina Merz blickt zuversichtlich in die Zukunft – trotz mangelnden Ordensnachwuchses.
11.10.2025, 08 Uhr
Elisabeth Hüffer
Bartolo Longo verwandelte das einst trostlose Pompeji in ein Zentrum des marianischen Glaubens und der Nächstenliebe. Er ist einer derer, die Papst Leo XIV. am 19. Oktober heiligspricht.
10.10.2025, 07 Uhr
Johannes Moussong