Logo Johann Wilhelm Naumann Stiftung Sexueller Missbrauch

Betroffenenbeirat kritisiert Gutachten zu Ritueller Gewalt 

Analyse möglicher Täter-Netzwerke und ritualisierter Gewalt sei unzureichend, so der Beirat. Auch erhebt er Zweifel an der Aussagepsychologie als Bewertungsgrundlage.
Bavaria, Germany - May 10, 2025: PHOTOMONTAGE, three white crosses with the sign Abuse symbolize church scandals, veiled
Foto: IMAGO/Michael Bihlmayer (www.imago-images.de) | Der Betroffenenbeirat der DBK findet das Gutachten „vor dem Hintergrund der angewandten Definition nachvollziehbar“, es greife aus Sicht des Betroffenenbeirats jedoch „deutlich zu kurz“.

Der Betroffenenbeirat bei der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) hat das Gutachten der (Erz-)Bistümer Köln, Münster und Essen kritisiert. In einer Mitteilung vom Freitag schreibt der Beirat, der Befund sei „vor dem Hintergrund der angewandten Definition nachvollziehbar“, greife aus Sicht des Betroffenenbeirats jedoch „deutlich zu kurz“. Auch sei der Aussagewert des Gutachtens „äußerst gering“.

Lesen Sie auch:

Der Betroffenenvertretung kenne Fälle, in denen Betroffene von Täter-Netzwerken und ritualisierter Gewalt berichten würden, auch aus den hier untersuchten Bistümern. Es würden Taten geschildert, „in denen kirchliche Rituale oder religiöse Symbole in die Missbrauchshandlungen einbezogen wurden“. Diese sollen sowohl als Rechtfertigung der eigenen Handlungen wie der Manipulation der Opfer gedient haben, „wenn beispielsweise eine ,Salbung‘ an die Stelle einer sexuellen Handlung gesetzt wurde“, heißt es in der Mitteilung. 

Keine Aussage über Existenz von Netzwerken

Des Weiteren moniert der Beirat, dass das vorliegende Gutachten nichts darüber aussage, „ob in den untersuchten Bistümern Netzwerke existierten, in denen Missbrauchsbetroffene von mehreren klerikalen Tätern missbraucht und/oder Opfer bewusst anderen Tätern zugeführt wurden oder ob Täter während ihrer Taten ritualisierte, kirchliche Handlungen vollzogen“. Das impliziere die Gefahr, dass kirchliche Verantwortungsträger die Ergebnisse künftig missbräuchlich dazu nutzen könnten, „die Existenz von Täter-Netzwerken oder ritualisierte Missbrauchspraktiken im kirchlichen Kontext zu verneinen“. 

Darüber hinaus sieht der Beirat „die Anwendung aussagepsychologischer Untersuchungen im Rahmen des Gutachtens“ als problematisch, weil das Verfahren aus der forensischen Psychologie stamme und der Beurteilung der Glaubhaftigkeit von Zeugenaussagen diene. Es sei nur für psychisch gesunde Personen konzipiert. Betroffene sexualisierter Gewalt litten aber häufig an „posttraumatischen Belastungsstörungen, Depressionen, Persönlichkeitsstörungen oder anderen psychischen Erkrankungen“. Derartige aussagepsychologische Verfahren würden solche Traumafolgen nicht ausreichend berücksichtigen, sondern „oft als Hinweis auf eingeschränkte Glaubwürdigkeit“ interpretieren.  DT/dsc

Katholischen Journalismus stärken

Hat Ihnen dieser Artikel gefallen? Stärken Sie katholischen Journalismus!

Unterstützen Sie die Tagespost Stiftung mit Ihrer Spende.
Spenden Sie direkt. Einfach den Spendenbutton anklicken und Ihre Spendenoption auswählen:

Die Tagespost Stiftung-  Spenden

Die Printausgabe der Tagespost vervollständigt aktuelle Nachrichten auf die-tagespost.de mit Hintergründen und Analysen.

Themen & Autoren
Meldung Kirchen und Hauptorganisationen einzelner Religionen Sexueller Missbrauch

Weitere Artikel

Nur Gewalt und Unrecht in Israel und Gott scheint nicht zu helfen: Doch wer ihm und Jesus Christus treu bleibt, der wird gerettet.
04.10.2025, 21 Uhr
Lothar Wehr

Kirche

.. das feiern die Würzburger Ursulinen-Schwestern am Samstag. Schulleiterin Schwester Katharina Merz blickt zuversichtlich in die Zukunft – trotz mangelnden Ordensnachwuchses.
11.10.2025, 08 Uhr
Elisabeth Hüffer
Bartolo Longo verwandelte das einst trostlose Pompeji in ein Zentrum des marianischen Glaubens und der Nächstenliebe. Er ist einer derer, die Papst Leo XIV. am 19. Oktober heiligspricht.
10.10.2025, 07 Uhr
Johannes Moussong
Unter dem neuen Papst könnte sich die Haltung des Vatikans zur Religionspolitik Chinas ändern.
10.10.2025, 11 Uhr
Giulio Nova
Vor 200 Jahren wurde Ludwig I. zum König von Bayern gekrönt. Der Monarch förderte in besonderer Weise die Benediktiner.
11.10.2025, 13 Uhr
Sebastian Sasse
Die Staatsanwaltschaft Málaga fordert drei Jahre Haft gegen den spanischen Priester Custodio Ballester wegen seiner Kritik am radikalen Islamismus.
10.10.2025, 13 Uhr
José García