Logo Johann Wilhelm Naumann Stiftung Serienrezension

„Die rote Königin“: Unterhaltsame Killerjagd

Die Amazon-Serie glänzt durch ihr Produktionsdesign und die Chemie zwischen den Hauptdarstellern. Inhaltlich zeigen sich aber Schwächen.
Die rote Königin
Foto: Amazon | IQ 242: Vicky Luengo als Antonia Scott mit Jon Gutiérrez (Hovik Keuchkerian) als hitzköpfigem Sidekick.

Die siebenteilige Amazon Prime-Serie „Die rote Königin“ (Original: „Reina roja“) basiert auf dem ersten Band der im Original im Jahr 2018 erschienenen Trilogie des spanischen Autors Juan Gómez-Jurado, die in Deutschland unter den Titeln „Die rote Jägerin“ (2021), „Die schwarze Wölfin“ (2022) und „Der weiße Spieler“ (2023) veröffentlicht wurde. Die Buchreihe erfreute sich in Spanien großer Beliebtheit, insbesondere „Die rote Jägerin“ avancierte mit drei Millionen verkauften Exemplaren in den Jahren 2020 und 2021 zum meistgelesenen Buch des Landes. Auf Amazon Prime Video Spanien avancierte „Die rote Königin“ zur meistgesehenen Serie.

Mit einem IQ von 242 ist Antonia Scott (Vicky Luengo) offiziell der klügste Mensch der Welt. Ihre Intelligenz machte sie einst zur Schlüsselfigur eines geheimen Polizeiprojekts mit dem Codenamen „Rote Königin“. Doch was als Segen begann, verwandelte sich in einen Fluch, der sie alles kostete, sogar ihren Ehemann, der seither im Koma liegt.

Eine Ermittlerin mit einem IQ von 242

Als der Sohn eines mächtigen Tycoons grausam ermordet aufgefunden und die Tochter des reichsten Mannes Spaniens entführt wird, soll die traumatisierte Antonia reaktiviert werden. Dafür wendet sich „Mentor“, Antonias ehemaliger Chef, an Jon Gutiérrez (Hovik Keuchkerian), einen hitzköpfigen baskischen Polizisten, der kurz vor der Entlassung aus dem Dienst steht.

Neben dem Katz-und-Maus-Spiel, das Antonia und Jon in den Thriller verwickelt, ist die komplexe Beziehung zwischen den beiden Ermittlern eine Stärke der Serie. Jons wiederholte Betonung seiner Homosexualität soll offensichtlich die erotische Komponente aus dem ohnehin komplizierten Verhältnis herausnehmen. Ein weiteres Highlight der Serie ist der Schauplatz: Madrid wird abseits der touristischen Sehenswürdigkeiten als faszinierende und vielschichtige Stadt dargestellt und nimmt eine zentrale Rolle ein.

Das größte Manko der Serie liegt im Drehbuch, das ehrgeizig, aber auch schlicht und voller Klischees ist, insbesondere in den überladenen und prätentiösen Dialogen sowie in einigen Figuren, wie Antonias Vater, der als reine Karikatur erscheint, und den allzu bekannten Befreiungsaktionen.

Inhaltliche Schwächen, dennoch gute Unterhaltung

Dennoch werden diese Schwächen durch andere Aspekte ausgeglichen, etwa die gut inszenierte und teilweise spektakuläre Action. Das Produktionsdesign einschließlich Maske, Spezialeffekte und der dazu gehörigen Musik genügen internationalen Maßstäben.

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Außerdem stimmt die Chemie zwischen den Hauptdarstellern und einige Nebendarsteller verkörpern ihre Rollen hervorragend, insbesondere Jons Mutter Maritxu, die für eine gewisse Komik sorgt. Die Regie von Serra Koldo schafft den nahtlosen Übergang von Action zu intimen Gesprächen zwischen den beiden Ermittlern.

Die Atmosphäre der Serie erinnert an Filme von David Fincher wie „Se7en“, „Zodiac“ oder „Gone Girl“. Die Inszenierung schafft eine besondere Stimmung um Antonia herum, durch den geschickten Einsatz von rotem Licht, Neon und Kamerafahrten, die dazu beitragen, die innere Komplexität der Figur zu verstehen. Regisseur Koldo Serra fügt der Serie einige gelungene kreative Elemente hinzu, wie die Verkostung eines spanischen Omelettes, die zu einem unerwarteten fantasievollen Höhepunkt der Serie wird.

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José García Spanische Schriftsteller

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