Was als vermeintlicher Skandal um Peter Hoeres, Professor für Neueste Geschichte an der Universität Würzburg, und seinen Mitarbeiter Benjamin Hasselhorn begann, endete nun in einer hochoffiziellen Rehabilitierung der beiden Historiker. Das Bayerische Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst, das Hoeres und den Universitätspräsidenten Paul Pauli zum Gespräch geladen hatte, stellte per Pressmitteilung fest, dass die vom Studentenparlament erhobenen Anschuldigungen einer „neurechten Diskursverschiebung“ am und durch den Lehrstuhl Hoeres haltlos sind. Im Wortlaut heißt es in einer zentralen Passage dazu: „Es besteht Einigkeit, dass die von Teilen der Studierenden kritisierten Äußerungen und Publikationen, auch von Lehrstuhlmitarbeitern, – entsprechend der Prüfungen der von der Hochschulleitung eingesetzten Taskforce – in keiner Weise zu beanstanden sind.“
Dass eine Landesregierung öffentlich die Reputation von Wissenschaftlern wiederherstellt, die Opfer einer linken Cancel-Kampagne geworden sind, hat nicht nur höchsten Seltenheitswert, sondern darf auch als Indiz einer allgemeinen gesellschaftlich-kulturellen Trendwende gedeutet werden: Die Macht der Woke-Bewegung ist im Großen und Ganzen gebrochen – und sie bröckelt sogar in einer ihrer letzten verbleibenden Hochburgen: den Hochschulen.
Mechanismen der Cancel-Culture
Viel zu lange haben die Mechanismen, mit denen man den Ruf und damit auch die berufliche Existenz politisch unliebsamer Wissenschaftler zerstören konnte, verlässlich funktioniert: Durch die Konstruktion einer Kontaktschuld, die Insinuation eines gefährlichen, intoleranten Extremismus und die öffentliche Zurschaustellung der Empörung darüber wurden Stimmen rechts des linken Mainstreams regelmäßig zum Verstummen gebracht.
Bei diesen Ausgrenzungsprozessen spielten auch eine einseitig links-ideologisierte Professorenschaft und rückgratlose Universitätsleitungen eine unrühmliche Rolle. Lieber machte man mit einer Handvoll studentischer Aktivisten gemeinsame Sache, als sich hinter die inkriminierten Kollegen zu stellen. So war es auch in Würzburg. Wie Protokolle von Sitzungen des Studentenparlaments zeigen, war die Universitätsleitung schon im Vorfeld über die Angriffspläne der Studenten informiert. Gleichzeit hielt sie Hoeres und Hasselhorn, die das Brodeln der Gerüchteküche mitbekommen hatten und das Gespräch suchten, zunächst hin und ließ sie dann, nach Bekanntwerden der Anschuldigungen, im Regen stehen.
Das böse Spiel der Unileitung
Vor diesem Hintergrund dürfte die folgende nüchtern klingende Feststellung aus der Pressemitteilung des Ministeriums vor allem auch als Ermahnung in Richtung Universitätsleitung gelesen werden: „Die Hochschulleitung wird auch in Zukunft ihre Fürsorgepflicht voll umfänglich wahrnehmen und die Freiheit von Forschung und Lehre gewährleisten.“
Dass die Kampagne gegen ihn und seinen Mitarbeiter gescheitert ist, ist aber vor allem auch das Verdienst von Peter Hoeres. Betroffene sollten sich in Zukunft an seinem mutigen Verhalten ein Beispiel nehmen: Statt klein beizugeben oder sich zu verstecken, hat Hoeres durch Interviews und Erklärungen eine mediale Gegenöffentlichkeit hergestellt. Indem er die Angreifer und ihre Motive beim Namen nannte, konnten kritische Medien ihre Arbeit tun: recherchieren, Hintergründe offenlegen und so den eigentlichen Skandal – die politisch motivierte Attacke auf zwei unbescholtene Wissenschaftler und die mehr als zweifelhafte Rolle ihrer eigenen Universität bei dieser Intrige – aufdecken.
Wenn diese Art der offensiven Selbstverteidigung bei den Opfern der Cancel-Unkultur Schule macht, dürften die Tage des Wokeismus erfreulicherweise auch an deutschen Hochschulen gezählt sein. In Würzburg zumindest hat sich nun jedenfalls in der Tat eine Diskursverschiebung ereignet: nämlich weg vom links-woken Irrsinn hin zum gesunden Menschenverstand.
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