An der Universität Würzburg fliegen die Fetzen. Der Stein des Anstoßes: Das Studentenparlament veröffentlichte Mitte März einen Beschluss gegen den Historiker Peter Hoeres, Inhaber des Lehrstuhls für Neueste Geschichte, und seinen Mitarbeiter Benjamin Hasselhorn, in dem sie den Vorwurf einer „neurechten Diskursverschiebung“ erheben. Konkrete oder belastbare Vorwürfe über wissenschaftliche, dienstliche oder gar persönliche Verfehlungen gibt es keine; Hauptaufhänger scheint die Tatsache zu sein, dass Hasselhorn vor elf Jahren unter Pseudonym einen Artikel bei der rechten Zeitschrift „Sezession“ veröffentlichte.
Universitätsleitung übt sich in Zurückhaltung
Die Universitätsleitung übt sich seit Beginn der Affäre in Zurückhaltung – und das obwohl Hoeres sich öffentlich, auch in der „Tagespost“, gegen die Vorwürfe wehrte und sie als „politisch motivierte Kampagne“ bezeichnete. Laut einem Post auf der Plattform „X“ hat Hoeres mittlerweile sogar ein anonymes Drohschreiben an seine Privatadresse erhalten; vor diesem Hintergrund beklagte er auch die mangelnde Unterstützung seines Arbeitgebers: Die Uni Würzburg tue „NICHTS, um uns Wissenschaftler zu schützen!“
Die Lage hat sich nun weiter zugespitzt. Wie Protokolle des studentischen „Sprecher*innenrates“, die dieser Zeitung vorliegen, zeigen, scheint die Universitätsleitung nämlich in die studentische Kampagne involviert oder zumindest frühzeitig – vor der Veröffentlichung des besagten Beschlusses – darüber informiert gewesen zu sein. Die Protokolle legen außerdem nahe, dass es spätestens seit Januar Pläne für ein „alternatives Lehrangebot“ in Neuester Geschichte – am Lehrstuhl von Hoeres vorbei – gibt.
Uni Würzburg antwortet nicht auf konkrete Fragen
Gestern Nachmittag konfrontierte die „Tagespost“ die Universitätsleitung mit diesen Vorwürfen. Ab wann wusste sie vom geplanten Beschluss des Studentenparlamentes gegen Hoeres und Hasselhorn? Hat sie die studentische Kampagne vor ihrem Bekanntwerden sogar in irgendeiner Form mitgeplant und unterstützt?
In dem von der Universitätsleitung als Reaktion verschickten „Statement“ finden sich keine Antworten auf diese Fragen, dafür jedoch die Aussage, die Universität versichere „ihre bestehende Fürsorgepflicht für die betroffenen Mitarbeiter“. Wie genau die Wahrnehmung dieser Pflicht aussieht, bleibt allerdings unklar. Die Tatsache, dass die Universitätsleitung nicht bereit ist, die Vorwürfe zu dementieren, nährt jedenfalls den Verdacht, dass sie in irgendeiner Form gemeinsame Sache mit linken Aktivisten gemacht hat, die die Reputation zweier Wissenschaftler ruinieren möchten.
Existieren an der Universität wirklich Pläne für ein alternatives Lehrangebot in Neuester Geschichte unabhängig vom Lehrstuhl von Hoeres? Auch auf diese Frage finden sich im Statement der Universitätsleitung keine konkreten Antworten - nur Andeutungen. Der Universitätspräsident habe ein „intensives Gespräch" mit Hoeres geführt. Darin habe man sich unter anderem darauf verständigt, „möglichst bald einen ergänzenden Lehrauftrag im Fach Neueste Geschichte zu erteilen". Das deutet darauf hin, dass es zumindest kein paralleles Lehrangebot geben wird.
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