Sternschnuppen im August und Starenschwärme im Oktober, Steinböcke am Watzmann und Kraniche auf Rügen, den Bienenfresser und die Gottesanbeterin am Kaiserstuhl. Naturphänomene begeistern jeden, der sich darauf einlässt. Statt die Highlights unseres Planeten zu verpassen, weil man sich vom Smartphone absorbieren lässt, sollten wir mit unseren Kindern danach Ausschau halten. Wie groß ist das unverhoffte Glück, einen Eichelhäher im Flug zu erspähen; wie unvergleichlich das Vergnügen, die Stimmen der Vögel auseinanderhalten oder Blumen bestimmen zu können, ohne dafür eine App zu benötigen. Wer die Schöpfung in den Blick nimmt, wird in ihrer Ordnung und Schönheit Hinweise auf den Schöpfer finden. Für Paulus legten alle Dinge Zeugnis für ihren Urheber ab: „Seit Erschaffung der Welt wird seine [Gottes] unsichtbare Wirklichkeit an den Werken der Schöpfung mit der Vernunft wahrgenommen.“ (Röm 1,20)
„Und die Bibel hat doch recht“
Niemand im deutschen Sprachraum hat sich um die mediale Vermittlung von Schöpfung verdienter gemacht als Fritz Poppenberg (*1949). Seine Karriere begann damit, dass die von ihm im Auftrag des „Sender Freies Berlin“ (SFB) erstellte Dokumentation „Und die Bibel hat doch recht“ nach einmaliger Ausstrahlung (1998) abgesetzt wurde. Argumente gegen die Evolutionstheorie waren unerwünscht. Doch statt aufzugeben, vermarktete Poppenberg das Video selbst. Seither vertreibt er neben eigenen Filmen wie „Gott würfelt nicht“ (2002) oder „Der Fall des Affenmenschen“ (2005) auch Lizenzen, insbesondere von der US‑Firma Illustra Media. 2006 brachte er „Dem Geheimnis des Lebens nahe“ auf den deutschen Markt, zwei Jahre später „Der privilegierte Planet“. Diese Dokumentationen sind in gut verständlich und didaktisch professionell aufbereitet; sie legen nahe, dass Leben niemals ein Produkt des Zufalls ist, sondern auf einem intelligenten Design beruht.
Natur im Download
Seit rund zwanzig Jahren produziert Poppenberg mit Illustra-Media-Material DVDs für seinen Drei‑Linden‑Shop, die auch als Blu-ray und Download erhältlich sind: „Darwins Dilemma“ (2010) thematisiert die kambrische Explosion als Problemfall gradueller Evolution und sieht in der plötzlich auftretenden Vielfalt ein Indiz gegen atheistische Erklärungsversuche. „Metamorphose“ (2011) zeigt, warum die Stadien Ei, Raupe, Puppe und Falter ohne Schöpfung kaum zu erklären sind und behandelt überdies Monarchfalter-Navigation, Flügelstrukturen, Facettenauge. „Geschöpfe des Himmels“ (2013) beschäftigt sich mit Anatomie, Instinkten und Embryologie von Vögeln. „Lebende Wasser“ (2025) setzt sich mit der Navigation von Meeres-Lebewesen auseinander, etwa dem Delphin-Sonar. „Am Anfang“ (2016), „Gottes Schönheit & Darwins Ärger“ (2021), „Kunstwerke Gottes“ (2023) und „Zum Staunen“ (2025) präsentieren weitere Phänomene, die für ein intelligentes Design sprechen. Während in den USA viele dieser Videos im Kurzformat vorliegen, wurden sie von Fritz Poppenberg für das heimische Publikum neu geschnitten und auf die Länge von Kinofilmen gebracht. „Zum Staunen“ behandelt beispielsweise das Leuchten der Glühwürmchen, die Flugphysiologie der Kolibris sowie das Sozialverhalten der Wale.
US-Evangelikale erstellten Naturfilme
Tatsächlich haben evangelikale Kreise in den Vereinigten Staaten, wie etwa das Moody Institute of Science (1945) zur Verteidigung der Schöpfung schon früh audiovisuelle Medien erstellt. In dieser Tradition steht auch daser Discovery Institute, welchesr 1996 das „Center for Science and Culture“ (CSC) gründete und im Medienbereich mit Illustra Media kooperiert. In Deutschland widmete sich die von Alma von Stockhausen (1927-2020) gegründete Gustav-Siewerth-Akademie (1988) der Evolutionskritik, wo neben freikirchlichen Professoren von „Wort und Wissen“(1979) auch katholische Naturwissenschaftler wie Erich Blechschmidt (1904-1992), Max Thürkauf (1925-1995), Wolfgang Kuhn (1928-2001) und Thomas Seiler (* 1972) dozierten. Das Verdienst von Fritz Poppenberg ist es, Gott als Schöpfer in Naturfilmen aufzuzeigen. Damit heben sich seine Produktionen von gängigen Wildlife-Dokumentationen ab, welche aber aus anderen Gründen trotzdem sehenswert sein können. Mit dem Aufkommen des Kinos, entstanden schon in den 1920er Jahren Naturfilme, unter denen in Deutschland die Auseinandersetzung mit den Bergen (Leni Riefenstahl, Luis Trenker) besondere Bedeutung zukam. Ab 1948 begeisterten die True‑Life Adventures von Walt Disney, beispielsweise „Die Wüste lebt“ (James Algar, 1953) und später Filme wie „Abenteuer im Roten Meer“ (1951) von Hans Hass, „Serengeti darf nicht sterben“ (1959) der Gebrüder von Bernhard und Michael Grzimek oder „Welt ohne Sonne“ (1965) von Jacques-Yves Cousteau die Zuschauer. Bis in die 1980er Jahre hinein lief Heinz Sielmanns TV-Produktion „Expeditionen ins Tierreich“.
Moderner Naturfilm mit Sounddesign
Mit „Mikrokosmos – Das Volk der Gräser“ (1996) von Claude Nuridsany und Marie Pérennou (beide *1946) etablierte sich der moderne Naturfilm. Dieser Meilenstein faszinierte durch seine umwerfenden Bilder und das mitreißende Sounddesign. Ein Fest für die Sinne. Der Erzähler im Off verzauberte durch seine Narration. Speziell entwickelte Makro‑Objektive und Zeitraffer zeigten Kleinsttiere auf ungeahnte Weise in ihrem Lebensbereich. Der Zuschauer sollte einfach nur ergriffen werden. In „Genesis“ (2004) intensivierten die beiden Regisseure das kontemplative Erleben, wobei die Tierwelt vermenschlicht dargestellt und mythisch überhöht wurde, so dass das Werk pantheistisch gelesen werden kann. „Das Wunder der Natur“ (2011) zeigt Kinder, welche die Natur erkunden.
Bei allen drei Filmen übernahm im französischen Original Jacques Perrin (1941-2022) die Rolle des Sprechers. Cineasten kennen ihn als Dirigenten aus der Rahmenhandlung von „Die Kinder des Monsieur Mathieu“ (2004), den gealterten Pierre Morhange, dessen Sangeskünste während der Internatszeit entdeckt wurden. Jacques Perrin produzierte nicht nur „Mikrokosmos“, sondern führte bei drei weiteren Natur-Dokus auch selber Regie. „Nomaden der Lüfte” (2001) war ein weltweiter Kinoerfolg, der mit Ultraleichtflugzeugen, motorisierten Delta-Seglern und ersten Drohnen die Zugvögel in verblüffenden Nahaufnahmen auf ihren globalen Routen begleitete. Manche Sequenzen waren nur möglich, weil Tiere vorher dressiert worden waren. „Unsere Ozeane“ (2009) zeigt die Vielfalt der ozeanischen Ökosysteme: Durch die Verwendung von Highspeed-Kameras konnten in Kombination mit farbkalibrierten LED‑Leuchten schnelle Bewegungen von Fischschwärmen flüssig sichtbar gemacht werden. „Unsere Wildnis“ (2015) zeigt durch Drohnen-Aufnahmen und Bodentracking extrem nahe Tierbeobachtungen in europäischen Wäldern.
Poetische Kommentare sprechen Gefühle an
Nuridsany, Pérennou und Perrin haben das Genre des ästhetisch anspruchsvollen Tierfilms geschaffen, der durch poetische Kommentare mehr die Gefühle anspricht als Wissen zu vermitteln und auf unideologisierte Weise für Achtsamkeit und Naturschutz wirbt. In Deutschland machte Jan Haft (*1967) mehrere Kinofilme dieser Art, richtet jedoch neben den Erhalt von Biodiversität den Fokus auch auf Heimatverbundenheit und ökologische Aufklärung. „Das grüne Wunder – Unser Wald“ (2012) präsentiert Kronen‑, Stamm‑ und Bodenfauna mitteleuropäischer Bäume in extremer Zeitlupe sowie computergesteuerte Zeitraffer auf selbstgebauten Kamera‑Seilbahnen. Nach fünf Jahren Drehzeit entstand „Magie der Moore“ (2015): In diesem Film lernen wir die letzte Wildnis Europas und ihre ökologischen Funktionen kennen. „Die Wiese – Ein Paradies nebenan“ (2019) stellt den Artenreichtum von Kulturlandschaften vor. In „Heimat Natur“ (2021) werden uns heimische Lebensräume von den Alpen bis zur Nordseeküste vorgestellt. Besonders Kinder profitieren von guten Naturfilmen. Mit dem Staunen beginnt das Wahrnehmen – und die Dankbarkeit gegenüber Gott, wenn man ihn ihm den Schöpfer erkennt.
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