Die Publizistin und Schriftstellerin Ute Cohen warnt in der „Tagespost“ davor, dass „sich selbst Literaten, die sich bisher der grassierenden Opferverherrlichung und der plakativen Politisierung von Literatur verweigerten, dem Zeitgeist ergeben und sich als Apostel politischer Aktivisten erweisen“.
Die systemische Hölle
Auf Grundlage ihrer aktuellen Lektüren, etwa des Werkes „Lapvona“ der Schriftstellerin Ottessa Moshfegh, konstatiert Cohen: „Opfertum wird instrumentalisiert für "höhere" Zwecke. Von Autorenaktivisten unterschiedlicher Couleur werden Opfer benutzt, um politische Ziele durchzusetzen. Aus einem vorübergehenden Zustand wird so ein ewigwährender. Für die Benachteiligten und Leidenden wird es immer schwieriger, sich zu befreien, denn die Hölle sind nicht einmal mehr die anderen, sondern das vermaledeite System. Jeder, der an seinen Krisen wächst dagegen, gilt plötzlich als Mitläufer und konservativ. Das Vertrauen in die eigene Wandlungsfähigkeit und Stärke ist aber weitaus progressiver als der unbeirrte Glaube an dubiose, nicht weiter ausgeführte strukturelle Ungerechtigkeiten.“ DT/mee
Ute Cohen über die Gefahr des Aktivismus in der Literatur. Lesen Sie den ganzen Text in der Ausgabe der Tagespost vom 2. Februar.